Punsha - Kommentare
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Alle Kommentare von Punsha
Wohl eher Durchschnittsfilm des Jahres.
Danke für die schöne Übersicht. Ich hoffe mal, dass da noch einiges Großes kommt, was bislang noch nicht aufgelistet ist. Ansonsten siehts nächstes Jahr nach der Oscar-Saison ziemlich mau aus.
Schade. Nach dem wirklich erstklassigen Coming-of-Age-Drama "I Killed My Mother" hatte ich große Hoffnungen in Regieneuling Xavier Dolan gesetzt, doch leider kann sein Nachfolgewerk weder inszenatorisch, noch narrativ mit der Klasse des Erstlings mithalten. Aus dem erst ansprechenden und fundierten Stil wurde selbstverliebtes und selbstzweckhaftes Kameragewichse, eine Mischung aus Wong Kar-Wais "In the Mood for Love" und Nicolas Winding Refn auf Schmusekurs; die Story passt auf jeden Bierdeckel: Es ist eine Aneinanderreihung von Enttäuschungen und Eifersucht zweier hoffnungslos Verliebter, ohne dass sich ihre Figuren in den ersten 90 Minuten spürbar entwickeln. Mehr oder weniger gestelzte Interviews, indem scheinbar Dahergelaufene über verletzte Liebe schwadronieren dürfen, gute Schauspieler und ein zugegeben ziemlich gelungenes Ende, indem die Freundschaft der Liebe den Garaus macht, können den fehlenden Anspruch eines überlangen Fashion-Werbeclips leider auch nicht egalisieren. Den Dolan behalte ich vorsichtshalber aber trotzdem im Auge.
Herrlich!
Ich hoffe nur, dass es genug Herausragendes gibt, was mich von Ben Affleck ablenkt.
Bin ich eigentlich der Einzige, der keinen Unterschied zu normalen 3D bemerkt hat?^^
"Ich habe keine Angst" - 22 Uhr, ServusTV !
Bühne frei für die feinen Damen und Herren Russlands, für prunkvolle Gewänder und Paläste, für prächtige Festmäler auf reich gedeckten Tischen und für berauschende Tanzbälle unter den Sternen bei Nacht: Der Schein überragt das Sein in völliger Gänze und unter jenem Deckmantel verbirgt sich ein schwaches und unterentwickeltes Russland von rabenschwarz-verkohlten Arbeitern, armen Bauern und gestrigen Moralvorstellungen, während sich zwei Liebende im tragischen Kampf gegen die feudale Gesellschaft befinden. Genügend Gründe Rotz und Wasser zu heulen gibt Tolstois Romanvorlange zweifelsohne her, doch konzentriert sich Joe Wright weniger auf große Melodramatik (die Taschentücher können zu Hause bleiben), als vielmehr auf inszenatorische Eleganz und Präzision, mit der er auch das gesellschaftskritische Potential der Geschichte vollkommen ausschöpft. Das gelingt nicht zuletzt auch Dank des genialen Einfalls, den Großteil der Story ins Theater zu versetzen, das durch seine opernhafte, unwirkliche Ausstrahlung die herrliche, unbeschwerte Welt des russischen Hochadels als lächerliche Maskerade entlarvt. Im Mittelpunkt aber steht lediglich eine Frau, die sich, auch der Suche nach wahrer Liebe, von den Fesseln der Ehe zu befreien versucht, gefangen in einer festgefahrenen Ordnung, die alle ihre Bürger gleichsam mit sich zieht. So löst Anna Karenina (keine Frau passt so gut in diese Zeit wie Keira Knightley) eine Kettenreaktion aus, als sie sich trotz Ehegelübde dem jungen Graf Wronskij hingibt und somit gleich mehrere Personen, allen voran Jude Law als ihren leidvoll disziplinierten Ehemann, mit in den Schmutz zieht (Lieblingsszene: Eklat beim Pferderennen). Die adelige Familie rast dem Niedergang entgegen, eine bittere Tragödie scheint vorprogrammiert. Man könnte Joe Wright vorwerfen, dass er mit großen Gefühlsausbrüchen und spürbaren Mitleid mit seinen tragischen Figuren sehr sparsam umgeht, dass er Ästhetisierung wahren Gefühlen vorzieht und dass der Zuschauer, abgesehen von der romantischen Beziehung zwischen Landarbeiter und Adliger, die offenbart, das wahre Liebe funktionieren kann, keinen echten Bezug zu ihnen herstellen kann, doch zielt Wright, so konsequent und stilsicher wie nie, genau darauf ab, die leere Hülle einer Gesellschaftsschicht sowie ihre Unfähigkeit der Realität ins Auge zu blicken, ohne ein Urteil nüchtern zu präsentieren, bis es schließlich zur Katastrophe kommt und eine herrliche Schlusseinstellung suggeriert, dass das Leben eben doch keine Bühne ist. Erst mit dem Abspann kommen die Emotionen.
Ein trotz seiner namhaften Gesichter kleiner, leiser Film über den Umgang mit dem Tod, der es zum Glück nicht für nötig hält, seine ohnehin schon tragische Geschichte künstlich aufzubauschen. Dabei folgen wir der lebensfrohen Sarah Polley die letzten Monate vor ihrem gewissen Ableben und beobachten, wie sie einerseits eigenen, menschlichen Sehnsüchten nachgeht und andererseits selbstlos eine stabile Zukunft für ihre Familie aufzubauen versucht. Regisseurin Isabel Coixet ist sichtlich bemüht, den Leidensweg ihrer Protagonistin möglichst authentisch darzustellen, scheitert aber an ihrem selbst erschaffenen Wohlfühluniversum, in dem die Sterbende zwischen einem liebevollen Ehemann, einem verständnisvollen Liebhaber, dem stets hilfsbereiten Arzt und sogar einer bereits gefundenen Nachfolgemutter in Watte verpackt dahinscheiden darf. Berührt hat's mich dennoch.
Also wer dieses Jahr wieder von einem schlechten Kinojahr redet, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Trotz dass ein Phoenix oder DiCaprio fehlen, liest sich die Liste hervorragend...
Daran hat sich Hitchcock doch schon versucht.
Autsch. Ich hoffe da lag ne Matratze neben der Kamera.
Intensiver, spannender und sexy Thriller, der immer wieder gekonnt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt und voll und ganz auf seine Hauptfiguren zwischen sexuell spürbarer Anspannung und geistiger Umnachtung setzt. Michael Douglas als der Jack Torrance des Polizeidienstes hat keine Mühe sich der erotischen Ausstrahlung einer anbetungswürdigen Sharon Stone hinzugeben und sich in ihr zu verlieren. Der perfekte Psycho-Thriller und, warum auch immer, ziemlich unterschätzt.
„Guten Tag, mein Name ist Philipp Gerber. Ich habe gestern Nachmittag auf der L322 zwischen Wolfsburg und Nordsteimke ein Kind überfahren. Ich habe Fahrerflucht begangen. Ich hätte anhalten müssen, nach dem Jungen sehen, einen Krankenwagen rufen oder ihn vielleicht sogar direkt ins Krankenhaus fahren müssen. Das hab ich aber nicht getan. Ich weiß nicht warum. Ich weiß nicht warum ... vielleicht habe ich gerade in dem Moment an meine Freundin gedacht, die gerade in dem Moment zu Hause ihre Sachen packt, um mich zu verlassen ... ich weiß es so richtig gar nicht. Ich hoffe, dass es dem Jungen okay geht. Ich hoffe, dass es dem Jungen gut geht. Ich hoffe, dass der Junge wieder gesund wird. Guten Tag mein Name ist Philipp Gerber...“
Täglich begegnen sie einem, täglich stimmen sie einen für wenige Sekunden traurig - Ein Symbol der Trauer und auch ein Appell an die Verkehrssünder, an die Vernunft: Mit Blumenkränzen liebevoll eingedeckte Kreuze am Straßenrand. Christian Petzold erzählt in seinem höchst eindringlichen Film „Wolfsburg“ die Geschichte dahinter und fixiert sich ausschließlich auf die zwei tragischsten, beide von Trauer und Schuld zerfressenen Überlebenden. Während Nina Hoss als trauernde Mutter, trotz dass sie anscheinend auch keine Bilderbuchmutti war, die bemitleidenswerte Opferrolle zukommt, interessiert hier vielmehr die anregende Darstellung des von Benno Fürmann verkörperten Täters. Auch wenn Philipp ein Kind überführ und es dann auch noch liegen ließ, ist er ein Mensch und jeder Mensch macht Fehler. Sein von allerlei Gefühlen beeinflusstes Verhalten ist nicht immer rational erklärbar und die Person als Gut oder Böse abzustempeln, wäre beileibe zu einfach. Anfangs völlig verwirrt und später geplagt von Schuld sucht er die Nähe zur leidtragenden Mutter, versucht, so viel er nur kann, wiedergutzumachen, doch nichts, nicht einmal Liebe, kann ihn von dieser Last befreien. Indem Petzold den derzeitigen Lebenszustand beider Menschen tiefgehend beobachtet und besonders mithilfe seiner detaillierten Ausleuchtung ihrer Innenleben durch feine Gesten und Blicke letztlich auch den Täter Philipp überzeugend zu einer tragischen Figur formt, ihn zu einem ebenso großen Opfer des Schicksals bzw. des unglücklichen Zufalls macht, gelingt ihm ein humanes Meisterstück, das die Ausweglosigkeit eines unerklärlichen Vorfalls sowie das Fressen-und-gefressen-werden in einer seltsam harten Welt anregend schildert - unbedingt sehenswert.
Haha. Irgendwie hab ich bei deinem Avatar nie so recht hingeguckt und ihn für komisches Geschwurbel gehalten. Jetzt sehe ich erstmalig, dass der aus "Don't Look Now" ist... :D
Eine Kritikerwertung fehlt noch und dann darf ich ihn endlich in meine Statistik aufnehmen. Also wer auch immer hier den Status inne hat und den Film noch nicht kennt - anschauen! ... Für mich!
Mein erstes Mal Kino in Österreich, mein erster Ulrich Seidl: Ein bitteres Vergnügen.
Sextourismus in Afrika als gegenseitige Ausbeutung sexuell und finanziell Notleidender. Sehr provokant, anstrengend inszeniert, weitsichtig und nahegehend. Ekelhaft, aber menschlich; fremd, aber authentisch. Für alle Hartgesottenen sehr empfehlenswert!
Von der Produktionsfirma eingehend verändert und kommerzialisiert, stellt der etwas andere Film noir „Im Zeichen des Bösen“, der als das Ende seiner genrebezogenen Ära gilt auch das Ende Welles' Hollywoodlaufbahn dar, der von dieser Bevormundung zurecht verärgert nach diesem Film nur noch in Europa arbeitete. Doch zum Glück gibt es inzwischen eine Version, die wohl weitestgehend den Wünschen des Regisseurs entsprach und von der ich nun in den nachfolgenden Zeilen berichten werde.
Eine Bombe wird in den Kofferraum eines Autos platziert, welchem die Kamera minutenlang über befahrene Straßen, staubige Gassen und marode Häusern folgt. Doch schnell gebührt die Aufmerksamkeit eines nebenher vergnügt auf dem Fußweg entlangschlendernden Paares, die Frau Amerikanerin, der Mann Mexikaner. In dem Moment, in dem sich ihre Lippen berühren und der flüchtige Gedanke in ihren Köpfen weilt, gemeinsam hier in Los Robles, an der amerikanisch-mexikanischen Grenze, glücklich zu werden - Genau in jenem Moment explodiert die Bombe und in den Köpfen kehrt wieder Realität ein, der traurigen Wahrheit ausgesetzt, dass diese Stadt dreckig und verkommen ist. Diese populäre und unvergessliche Eröffnungsszene des Films führt den Zuschauer wunderbar in die raue Atmosphäre, die allgemeine Stimmung unter den Bürgern und den Zustand jenes Grenz-gelegenen Städtchens ein. Nutten gibt es hier reichlich, mit Drogen wird das große Geld gemacht, Morde und Gewaltverbrechen stehen an der Tagesordnung und über dem ganzen Schmutz steht, wie soll es auch anders sein, ein korrupter Polizeichef. Orson Welles höchstselbst spielt jenen zynisch-grimmigen Antagonisten Quinlan mit furchteinflößender Eleganz und zeigt erneut, was für ein begnadeter Schauspieler er war. Mühevoll versucht er sich durch hässliche Schandtaten beim Publikum unbeliebt zu machen. Welles zeichnet Quinlan aber hintergründig als einen bemitleidenswerten Mann, der für die hohe Kriminalität in seiner Stadt nicht verantwortlich ist, sondern an ihr zugrunde ging, bis er selbst zu dem wurde, was er einmal zu bekämpfen glaubte. Er hat die Welt gesehen und das, wozu sie fähig ist.
Nicht so sein junger, idealistischer und mexikanischer Gegenpart Vargas (Charlton Heston), der der Korruption den Kampf ansagt und der festen Überzeugung ist, die Stadt noch säubern zu können. So kommt es zu einem erbitternden, scheußlichen Krieg zwischen zwei scheinbar grundverschiedenen Charakteren, in dem der Kampf zwischen Engel und Teufel nicht selten auch zum Wechselspiel avanciert. Genauso also wie es hier gute und böse Mexikaner, gesetzestreue und gesetzlose Amerikaner gibt - nicht zufällig spielt der Film an einer Staatsgrenze -, verschwimmen langsam grundlegend die Grenzen zwischen Gut und Böse, bis sie kaum noch voneinander zu unterscheiden sind. Immer öfter hört man dem Schurken die unheilvolle Wahrheit aussprechen, zu der der Zuschauer zum Kopfnicken verdammt ist und immer seltener fiebern wir mit dem für Gerechtigkeit kämpfenden Helden mit. Welles zerstört filmtypische Rollenerwartungen und Klischees und stellt in einem spannenden wie ergreifenden Film eine neue Ordnung her, indem er die Gleichheit aller Individuen, das Unmenschliche im Menschlichen, das Gute im Bösen gesucht und gefunden hat.
Ich glaube, es gibt keine einzige Person, die in den jeweiligen Scharaden die Lösung am Ende des Tages nicht wusste. Nicht, dass ich den Gewinn niemanden gönnen würde, aber ein bisschen selbstständiges Rätseln wäre wohl kaum zu viel verlangt...
Bis auf den grauenhaften ersten Platz und zwei bis drei Filmen, die sich, warum auch immer, in der Top10 verirrt haben, sieht dieser Teil der Liste eigentlich ganz gut aus.
Dass einer Feministin langweilig war und Gosling zum Feministen machte, weil sie ihn geil findet, ist für mich jetzt nicht unbedingt einen Artikel wert...
Drei Tage hatten die DDR-Bürger Zeit Frank Beyers „Spur der Steine“ in einigen Lichtspielhäusern unter die Lupe zu nehmen, bevor der heute zurecht zum DEFA-Klassiker ernannte Film von der SED verboten wurde. Bereits die ersten Minuten zeigen warum: Ausnahmsweise ohne rosaroter Sozialistenbrille wird der selbsternannte Kern des Staates, die einfache Arbeiterschaft, als eine ungeordnete Horde voller Individualisten dargestellt. An ein und demselben Strang zieht hier eigentlich keiner, nicht einmal die Parteimitglieder. Die Arbeitsbedingungen im Bau sind miserabel, von der Materialknappheit bis zur unkoordinierten Chefetage und inmitten dieser alltäglichen Verwirrung müssen dennoch wichtige Entscheidungen getroffen werden. Im Mittelpunkt der Diskussionen steht das Parteiausschlussverfahren um den Bauleiter, ein eigentlich idealistisches SED-Mitglied, der sich den Fehltritt erlaubte, trotz Ehe eine Affäre aus Liebe zu seiner Arbeitskollegin zu beginnen. Ein Verstoß gegen die Moral und obendrein unzumutbar für das Prestige der Partei. »Ist Liebe denn unmoralisch?«, fragt Brigadeleiter Hannes Balla, hervorragend von Manfred Krug verkörpert, und bringt damit als kritischste und divergenteste Figur des Films erneut spitzzüngig das höchst instabile Gedankenkonstrukt der herrschenden Sozialisten ins Wanken, welche drauf und dran sind, das Leben zweier Liebenden, an der Grenze psychischer Belastung angelangt, in den Abgrund treiben zu lassen. Mit hintergründigen NS-Vergleichen und der Enttarnung kapitalistischer Tendenzen systemtreuer Bürger durch feine Gesten, wie der gierigen Umklammerung wertvoller Konsumgüter, komplettiert Beyer seine harsche, nie zu plakative, Kritik am Staatsapparat der Deutschen Demokratischen Republik. Dazu gehört eine Menge Freigeist und Mut, was gar nicht hoch genug geschätzt werden kann, trotz dass die DDR natürlich auch ihre guten Seiten hatte. Doch aus dem damaligen Blickwinkel betrachtet, war einzig und allein gut überlegte und wohl dosierte Kritik vonnöten, die uns der Film einwandfrei vermittelt. Schade nur, dass wir erst heute etwas davon haben.
Hm, mag sein. Aber zeichnen sich McDonaghs Filme nicht dadurch aus, den Klischee-Gangster zu vermenschlichen, zu entmystifizieren? Zumindest in "In Bruges" steckt doch viel mehr Gefühl und Charaktertiefe drin als in "Lucky#Slevin", "Smokin' Aces" & Co. McDonagh schlägt für mich in eine weitaus menschlichere, weniger auf Coolness getrimmte Schiene und hätte es nicht schon tausende Tarantino-Anleihen vor ihm gegeben, dann hättest du sicher auch nichts zu meckern. ;)
Nach einem im wahrsten Sinne des Wortes furchtbar romantischen Ausflug mit Madonna und eher mäßigem Mystery-Gangster Quatsch widmet sich Guy Ritchie ganze acht Jahre nach seinem Erfolg mit „Snatch“ wieder dem skurrilen Gaunerzirkus der Londoner Unterwelt. Genau wie seine Vorgänger bietet auch „RocknRolla“ wieder jede Menge Figuren, Handlungsstränge, Verstrickungen und Spaß auf, verbiegt sich durch mal mehr, mal weniger gewollter Coolness und scheißt auf die Moral und den guten Ton. Auch diesmal gilt wieder: Alles schon gesehen. Dennoch nagt nun auch hier der Zahn der Zeit am Gangstermilieu. Im Laufe der Jahre wurde London moderner, größer, nobler. Aus Immobilien besteht das große Geschäft, Machos räumen für Arschkriecher das Feld, Koks und Knarre wurden durch Anzug und Zigarre ersetzt. Mehr und mehr Immigranten strömen in die Stadt und machen den alteingesessenen Bossen ihren Platz streitig. Die Uhr für große Untergrundlegenden wie Johnny Quid (Toby Kebbell) ist bereits abgelaufen, echte Bewunderung erfahren sie nur noch von ihresgleichen, und Guy Ritchie natürlich. Der britische Regisseur lässt die alte Schule im Kampf gegen den neuen Zeitwandel noch ein letztes Mal aufleben und schafft seinen Ziehkindern, den Kleinganoven, ein finales Denkmal kurz vor ihrem Ableben. Abgesehen von der extrem übertriebenen Homophobie Gerald Butlers alias One Two und der viel mehr nervig als irgendwie cool erscheinenden Hauptfigur Johnny ist „RocknRolla“ seinen Vorgängern aus heutiger Sicht dennoch einen winzigen Schritt voraus, einfach weil er immer noch am ehesten mit der Zeit schwimmt, gänzlich ohne Melodramatik auskommt und locker und leicht stilvoll den heimischen Bildschirm blitzeblank poliert. Vor allem Mark Strong als Erzähler und Mittelpunkt des Geschehens überzeugt durch sein souveränes, stilvolles und charmantes Auftreten, was ihn zum größten Sympathisanten und der fast einzigen Identifikationsfigur im ganzen Ritchie-Gangsteruniversum macht.
„Snatch - Schweine und Diamanten“, quietschende Hunde und Kaffeewärmer, Zigeuner und Wohnwagen, Juden und welche, die es gern wären ist ein Fest an Kreativität und skurriler Einfälle. Noch eine Spur humoristischer angelegt als sein Erstlingswerk Bube, Dame, König, grAs beißt sich Regisseur Guy Ritchie erneut in der Londoner Untergrundszene, angereichert mit schrägen Vögeln, harten Typen und Versagern, fest und lässt mehrere Handlungsstränge auf seltsamste Weise ineinander laufen - das Resultat: Ein Gagfeuerwerk der extremen Sorte. Drehbuch, Kamera und Schnitt leisten erneut ganze Arbeit und doch wusste mich der Film nur noch selten wirklich mitzureißen. Der Grund: Tarantino. Das amüsante Gangster-Getratsche, die gezwungene Härte und aufgesetzte Coolness wurde schon in den 90ern von jenem talentierten Regisseur, der sich bekanntermaßen wiederum auch an älteren Werken bediente, und auch von Ritchie selbst wesentlich überzeugender initiiert, weshalb sich „Snatch“ zeitweise wie eine schlechte Kopie anfühlt, aber nichtsdestotrotz noch mehr Stil und Charme besitzt als die blödsinnige Massenware der Generation „Smokin' Aces“, die Kopie von der Kopie sozusagen.
Vier Freunde stecken ziemlich in der Klemme: Binnen einer Woche müssen sie ihre Spielschulden von fünfhunderttausend Pfund dem furchterregenden Harry Lonsdale, König der Unterwelt, zurückzahlen, insofern ihnen ihre Gliedmaßen wichtig sind. Nach reiflicher Überlegung scheint ein einfacher Plan gefunden, doch, wer hätte es gedacht, lässt sich eine halbe Millionen schwieriger verdienen als zuerst angenommen, wenn eine Menge anderer Leute ihre Finger im Spiel haben. Guy Ritchie entführt uns in seinem Erstlingswerk erstmals in eine Welt, in der es außer Politessen keine rechtschaffenen Leute gibt, in der sich Kleinganoven mit geklauten Plunder über Wasser halten, sich haasträubende Legenden über Feuerlöscher und Gummidildos erzählen und Späthippies mit Marihuana zugedröhnt große Geschäfte machen. Es ist eine moralisch absolut verkommene Welt, die in diesem Film und seinen Nachfolgewerken glorifiziert wird, ein Universum voll von Gewalt(-verherrlichung), Drogen(-verherrlichung) und jeglicher Vulgaritäten. Wen diese Tatsache einschüchtert, sollte lieber die Hände davon lassen. Allen anderen eröffnet sich ein vor allem handwerklich gelungener Film, dessen Sprüche zum größten Teil sitzen, der mit seinen Gangsterklischees ein wenig subtiler umgeht und dessen Coolness weniger aufgesetzt erscheint als in seinem Nachfolgewerk „Snatch“. Ein abgefahrener Film, der durchaus Spaß machen kann.