RoboMaus - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+43 Kommentare
-
BallardBallard ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Maggie Q und Titus Welliver.+10 Kommentare
-
MobLand - Familie bis aufs BlutMobLand - Familie bis aufs Blut ist eine Gangsterserie aus dem Jahr 2025 mit Helen Mirren und Pierce Brosnan.+9 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
One Battle After Another123 Vormerkungen
-
The Toxic Avenger111 Vormerkungen
-
Bring Her Back101 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch87 Vormerkungen
-
Caught Stealing65 Vormerkungen
Alle Kommentare von RoboMaus
Für 'Frank Zappa - Eat That Question' (2016) hat sich Thorsten Schütte sichtbar bemüht, Zeitdokumente zusammenzutragen und von den Erben weiteres Material zu bekommen. Herausgekommen ist eine beeindruckende und die bisher wohl umfassendste Dokumentation zu diesem Ausnahmekünstler, der schon 1993 kurz vor seinem 53. Geburtstag an Krebs starb. Ausgerechnet er, der im Gegensatz zu manch langlebigem Kollegen nie harte Drogen nahm, mäßig trank, keine Exzesse duldete und Bandmitglieder hinauswarf, wenn er sie auf Tour mit Drogen erwischte, wie man erfährt.
Die Doku stellt Zappas Musik ebenso vor, wie den Freidenker und schlagfertigen Redner, der seine spießigen Widersacher in TV-Diskussionsrunden aushebelte und auch gegen ein Gremium antrat, das in den 80er Jahren gegen die "anzügliche" Sprache und bildliche Darstellung in Teilen der Rockmusik vorging (dem ist heute der "Parental Advisory"-Sticker auf Alben-Covern zu verdanken).
Musikalisch wird für meinen Geschmack zu sehr der sperrige Zappa in den Vordergrund gestellt - diese Musik war auch in den späten 60ern und 70ern nur für ein Nischenpublikum geeignet. Er brachte aber ebenso Alben mit starken, einfallsreichen Rocksongs heraus, die häufig einen persiflierenden Hintergrund haben, wie z.B. 'Dancin' Fool', der das Disco-Fieber auf's Korn nimmt, das mit John Travolta und 'Saturday Night Fever' (1977) seinen Höhepunkt erreicht hatte. Immerhin kommt 'Bobby Brown' - die Single war in Europa ein Nr.1-Hit. In den USA hatte der Song Airplay-Verbot, weil der Text eine einzige Provokation der US-Spießer-Mentalität ist (ich habe den Eindruck, dass der bei uns nur deshalb nicht verboten war, weil die Älteren kaum Englisch konnten - auf Deutsch wäre das nie durchgegangen; in GB erschien die Single natürlich nicht).
Ein wichtiges Stück Rock-Geschichte, sehr informativ und unterhaltsam aufbereitet.
Der Klassiker unter den Hollywood-Monumentalfilmen - wer hat nicht wenigstens in Ausschnitten die geniale Performance von Peter Ustinov als durchgeknallter Kaiser Nero gesehen? Das Genre mit seinen aufwändigen Settings und tausenden von Statisten hat zwar ältere Vertreter, aber mit 'Quo Vadis' (1951) begann die Periode der inflationären Laufzeit, die von nun an die drei Stunden-Marke im Visier hatte. Man wollte den Leuten ein ausfüllendes Erlebnis im Kino bieten und hatte damit Erfolg.
Doch die lange Laufzeit hat ihren Preis, der in ausgetretenen Szenen liegt - allein das Stalken der Lygia (Deborah Kerr) durch den römischen Legionsführer Marcus (Robert Taylor) nimmt schon eine halbe Stunde ein - und da sind wir immer noch am Anfang! Um das insgesamt aus heutiger Sicht gut zu finden, muss man solcher Darstellung geneigt oder hart im cineastischen Nehmen sein. Ich bin beides nicht, was die Erosion meiner Aufmerksamkeit zur Folge hat.
Abgesehen davon ist das eine starke Story, was aber nicht auf das Drehbuch, sondern den Roman von Henryk Sienkiewicz (1896) zurückgeht, der vorher schon zweimal verfilmt wurde. Das Drehbuch trägt eher dazu bei, die Inhalte zu verwässern und mit theatralisch-schwülstigen, dadurch manchmal unfreiwillig komischen Dialogen zu durchsetzen. Dass das kaum noch etwas mit dem Roman zu tun hat, wird von m.laterne im Kommentar vor mir sehr gut begründet. Das stört mich zwar weniger, zeigt aber, wie wenig das wahre Potential des Romans genutzt und dem übermäßig pathetischen Gehabe geopfert wurde.
Auf der Habenseite stehen neben der Story natürlich eine erstklassige Ausstattung und Inszenierung, doch vor allem in Form, Dialogen und Überlänge appelliert 'Quo Vadis' eher an mein Durchhaltevermögen als an meine musischen Rezeptoren, was den Film letztendlich uninteressant macht.
Man merkt es der Inszenierung von 'Operation Walküre' (2008) an, dass Bryan Singer ein Blockbuster-Regisseur ist (u.a. vier 'X-Men'-Filme, 'Bohemian Rhapsody'). Dazu hat er mit Tom Cruise ein starkes Pferd im Stall, das den couragierten Verschwörer gegen Hitler glaubhaft und einnehmend darstellt. Letztlich sind wir auch hier im Unterhaltungskino - da ist gerade bei diesem Stoff eine packende und spannende Umsetzung willkommen..... und die liefert Singer. Hier wird es auf die vollen zwei Stunden keine Minute langweilig, die Handlung ist gut durchdacht, immer nachvollziehbar, und die Spannung steigert sich phasenweise zum Nägelkauen.
Der Plot überzeugt auch inhaltlich, weil er nicht nur Graf von Stauffenbergs Attentat und die Vorbereitung beleuchtet, sondern den gesamten Kontext: die Mitverschwörer; wie schwierig es überhaupt ist, bzw. das enorme Risiko, eine derartige Verschwörung aufzubauen und geheimzuhalten; die Maßnahmen, nach Hitlers Beseitigung sofort eine neue Regierung einzusetzen und zu verhindern, dass die SS die Macht ergreift. Aufgaben, die klug angegangen wurden und deren Lösung wohl auch Erfolg gehabt hätte, wäre die Bombe nicht zu schwach gewesen..... aber das ist Geschichte.
Eine ausgezeichnete, packende Aufbereitung eines der wichtigsten Momente im WKII, der um ein Haar den Lauf der Geschichte verändert hätte.
Von Anfang 80er-Punks zu einer der etabliertesten deutschen Rockbands. 'Nichts als die Wahrheit - 30 Jahre Die Toten Hosen' (2012) ist heute so aktuell wie damals, auch wenn diese Rockumentary schon wieder sechs Jahre alt ist. Allzuviel hat sich seither nicht geändert - die Herren sind inzwischen gesetzt und haben erkannt, dass man nicht mehr so einfach volltrunken oder auf Drogen ein Konzert herunterspult.
"Fünf Karten im Vorverkauf, dann noch drei an der Abendkasse"
Die Toten Hosen lebten ihren Punkstatus aus - dazu gehört auch, dass einem alles egal ist, einschließlich dem Geld. Immerhin hatten sie mit ihrer "Hymne" 'Hier kommt Alex' 1988 den Durchbruch in die Single-Charts. Im Film kommt es so heraus, dass sie auf die ersten zehn Jahre nie Geld hatten, aber die Mehrfach-Gold- und Platin-Alben haben ab 1988 sicher eine Menge abgeworfen - vielleicht eher für das Management und die Plattenfirma, aber zu exzessivem Drogenkonsum in den 80ern hat es auch für die Band gereicht. Arm waren die nicht, außer vielleicht ganz am Anfang - es soll wohl eher ein Mythos aufgebaut werden, wenn Campino (Sänger) meint, dass man kurz davor war, das Equipment zu verkaufen.
1993 hatten sie es sogar auf die "Bravo Hits" geschafft - vorher wohl eher ein Grund, sich zu schämen, doch man glaubt es kaum: bis 2018 waren Die Toten Hosen auf den Bravo (The) Hits-CDs der am öftesten vertretene Interpret (https://www.jpc.de/blog/news/bravo-hits-100-ein-rueckblick-zum-jubilaeum,7022/).
Einmal sah ich sie 2001 im Konzert als Vorgruppe für AC/DC und fand es o.k. (musikalisch gefallen sie mir ab den späten 2000ern besser, v.a. mit dem Album 'In aller Stille'). In der Doku kommt ihre Musik für mein Empfinden zu kurz, dafür werden zu häufig und ausführlich Bandbesprechungen und Interviews der Jungs gezeigt, die sich über alte Geschichten und politische Haltung auslassen. Das ermüdet mit der Zeit, vor allem auf volle zwei Stunden - definitiv wäre eine halbe Stunde weniger mehr gewesen, außer natürlich für eingefleischte Fans.
Doch auch so erzeugt die Doku das Bild einer sympathischen, schnörkellosen Band, die sich einen Spitzenplatz in der deutschen Rockszene redlich verdient hat, und zeigt, wie sie dorthin kam.
Political Correctness leicht auf die Schippe genommen - eine clever erdachte Komödie mit Daniel Auteuil als graue Büromaus, die entlassen werden soll. Doch sein findiger Nachbar rät ihm, sich als Schwuler auszugeben, denn die kann man nicht so einfach feuern.....
Zum Gelingen von 'Placard, Le' (2000) trägt auch Gérard Depardieu bei, der in der Firma als Schwulenverächter bekannt ist, aber nun zu Auteuil besonders freundlich sein muss, um nicht selbst gefeuert zu werden. Daraus ergeben sich aberwitzige Situationen mit etlichen Lachern. Allerdings ist es genau wie im vorherigen Kommentar erwähnt: in der 57. Minute kippt der Plot, weil Depardieus Rolle komplett überzeichnet und damit witzlos wird, selbst in einer Komödie. Zum Glück fängt sich die Handlung wieder und bringt in der Finalphase noch ein paar gelungene Aktionen.
Starke Unterhaltung aus Frankreich, wo man anscheinend weniger Probleme im parodistischen Umgang mit Political Correctness hat, als anderswo.
'Augen ohne Gesicht' (1960) wird oft als Horrorklassiker angesprochen - entsprechend akkumulieren sich hier die Top-Bewertungen. Der französische Genrebeitrag behandelt das Thema des psychopathischen Wissenschaftlers, der junge Frauen tötet, um deren Gesicht operativ seiner entstellten Tochter zuzuführen. Von daher ist es eher ein Serienkiller-Psychothriller.
Unabhängig vom Alter des Films, bzw. des Arguments, dass man damals "noch nicht so weit war", ist schon der Aufbau nicht gerade spannungsfördernd. In völliger Offenheit wird von Anfang an klargestellt, was gemacht wird, von wem, und wie es gemacht wird. Dann kommt die junge Frau in das Haus des Chirurgen, und schwupp, landet sie auf dem OP-Tisch. Null Spannung. Null Überraschung - dafür wird in aller Ausführlichkeit die Gesichtsentfernungs-OP dargestellt, um den Ekelfaktor hochzutreiben (nur in der vollständigen Fassung). Doch nicht nur diese, auch andere Szenen ziehen sich in völliger Vorhersehbarkeit und Spannungslosigkeit bis zum Anschlag (z.B. die Entsorgung der Leiche).
Lobende Äußerungen rühmen die inneren Konflikte oder Zerrissenheit der Protagonisten - irgendetwas Besonderes muss dieser Film gemäß seines Status schließlich haben. Das nehme ich zwar auch wahr, wäre aber nur das i-Tüpfelchen auf einem starken Thriller, den ich hier weder inhaltlich, noch in der Umsetzung erkennen kann. Entsprechend langweilt dieser zähe Streifen, mit Ausnahme des gelungenen Endes, und kommt damit auf den Klassiker-Ausschusshaufen - hochgelobte alte Filme, mit denen ich kaum etwas anzufangen weiß.
Volle zwei Stunden belauern sich Clint Eastwood und John Malkovich - es ist das Duell der Charaktere, wovon dieser Thriller lebt, und das ganz gut. Denn inhaltlich liefert 'In the Line of Fire' (1993) wenig, ja, enttäuscht eher mit seiner zum hundertsten Mal aufgewärmten Story des Psychopathen-Killers (Malkovich), der einen Politiker ermorden will und sein Spiel mit dem Ermittler (Eastwood) treibt.
Die Stereotypie geht sogar so weit, dass man dieselbe Situation viermal einstreut (oder war es fünfmal?): Malkovich ruft Eastwood an, um das übliche Psychopathen-Gewäsch anzubringen, die Fangschaltung des FBI identifiziert den Standort, doch jedesmal rennen sie ins Leere. In der ersten Hälfte ist das eingestreute Techtelmechtel von Eastwood und Rene Russo ansprechender als der Thriller, dessen Handlung sich ständig im Kreis dreht. Das bessert sich auch in der zweiten Hälfte nur wenig, worin Eastwoods Bemühungen um Russo leidert nicht fortgeführt werden. Schade.
Tatsächlich sind es die Charaktere, die diesen Plot interessant machen, vor allem Malkovich, dessen hochintelligenter Wahn für sich allein schon bedrohlich wirkt und wohl entscheidend zu den vielen hohen Bewertungen beiträgt. Eastwood tritt gewohnt stark auf und stellt einen würdigen Antagonisten, der wie immer Probleme mit den Autoritäten hat und mit grummeligen Sprüchen Laune macht. Auch Russo überzeugt als taffe Agentin, die als einzige zu Eastwood hält. Damit reicht es gerade noch zu solider Unterhaltung, obwohl dieser Film storytechnisch einfallslos ist, nur selten Spannung aufbaut und den zwei Stunden-Plot nicht hergibt.
Jason Reitman (Drehbuch, Regie, Produktion) hat seine besten Zeiten wohl schon seit zehn Jahren hinter sich, nachdem er 'Thank You for Smoking' (2005) und 'Juno' (2007) gemacht hatte. Danach konnte ich von seinen Filmen nur noch 'Young Adult' (2011) etwas abgewinnen, auch wenn der schon deutlich abgefallen war. Seine Erzählweise scheint sich der von Lasse Hallström anzunähern, die man wohlwollend als gemächlich-einfühlsam, weniger geneigt auch als langatmig plätschernd bezeichnen kann. Nicht zuletzt durch einen sehr starken Auftritt von Josh Brolin als ausgebrochener Knastbruder und Kate Winslet als deprimierte Alleinerziehende, tendiere ich für 'Labor Day' (2013) zu Ersterem.
Obwohl sich Brolin zunächst gewaltsam bei Winslet und ihrem Sohn einnistet, akzeptieren sie ihn, weil er sich als guter Mensch erweist, der sich um beide kümmert, ihnen neue Perspektiven eröffnet und ihrem Dasein Leben einhaucht. Es ist die perfekte, glaubhaft konstruierte Symbiose.
Doch kurz vor der Mitte macht Reitman einen nicht nachvollziehbaren, inhaltlich schweren Fehler:
(SPOILER) obwohl Brolin überall gesucht wird, stellt er sich sofort einem retardieren Jungen vor, der bei Winslet für ein paar Stunden einquartiert wird, obwohl er nicht wissen kann, wie retardiert der ist und damit rechnen muss, dass der Junge etwas über ihn erzählt.
(SPOILER ENDE)
Damit beginnt die schöne Geschichte zu zerfallen, wobei auch die folgenden Aktionen kaum Sinn ergeben:
(SPOILER) nach ein paar Tagen ist Winslet schon so verliebt, dass sie mit Brolin flüchten will, ohne abzuwarten, bis man aufhört, aktiv nach ihm zu suchen. Obwohl er zu Hause relativ sicher ist und so ein unvorbereiteter, überstürzter Aufbruch nur unnötig Aufmerksamkeit verursacht? O.k., Liebe macht blind, aber von Brolin könnte man wenigstens noch rationales Verhalten erwarten. Zudem plaudert der Junge munter mit einem fremden Mädchen über Brolin?
(SPOILER ENDE)
Es ist klar, dass Reitmann damit die Geschichte drehen und dunkle Wolken aufziehen lassen will, doch wirkt das narrativ plump und einfallslos, womit der Plot ab der zweiten Hälfte doch noch von gemächlich-einfühlsam zu langatmig plätschernd schwenkt. Dazu trägt auch die mitleiderregende, aber unnötige und zu ausführlich dargestellte Nebenhandlung um Winslets Vorgeschichte bei. Obwohl Reitman den Plot im letzten Drittel thrillermäßig aufzieht, kommt kaum Spannung auf, weil das zu vorhersehbar und unglaubhaft konstruiert ist. Das Ende macht allerdings wieder etwas Boden gut.
7 Punkte für H1, 4,5 für H2.
Seltsames Biopic. 'Mandela: Der lange Weg zur Freiheit' (2013) könnte eine ergreifende Polit-Story sein, oder besser gesagt: Mandelas Leben ist eine ergreifende Polit-Story, aber nicht in diesem Film. Mir erscheint das eher flach heruntererzählt, wobei die einzelnen Stationen seines Lebens in kurzen Ausschnitten abgehakt werden, beinahe wie in einem Episodenfilm. Hier eine Heirat, dort ein Anschlag, dann seine Verhaftung, dann der Knast...... alles geht viel zu schnell, und die wirklich wichtigen Vorgänge werden nur rudimentär beleuchtet, doch sein Leben im Knast mit den unvermeidlichen Schikanen wird eine dreiviertel Stunde lang dargestellt. Emotionsgehaische statt Handlung & Storytelling: "Wo sind meine Kinder?".
Obwohl dieser Plot eine facettenreiche Lebensgeschichte um Gerechtigkeit, Willkür, Zivilcourage und Freiheitskampf erzählen will, scheint er keinen roten Faden zu haben, springt zu oft zwischen privaten und politischen Themen hin und her, wirkt langatmig und kann auf beinahe zweieinhalb Stunden keinen Spannungsbogen aufbauen. Da ist durchhalten angesagt, und es überrascht kaum, dass dieses zwar ambitioniert produzierte, aber trotzdem blasse Werk im Kino floppte: bei 35 Mio.$ Kosten spielte es weltweit nur 30 Mio. ein.
Lieber eine echte Doku.
.....bis das Blut in den Adern gefriert - leider nicht in 'Dark Floors' (2008). Dieser finnische Horror/Mystery-Flick macht einiges richtig, aber auch einiges falsch. Die düstere Atmosphäre im verlassenen Krankenhaus finde ich gelungen, ebenso die Idee, eine kleine Gruppe um ein autistisches Mädchen in eine Art Parallelwelt gleiten zu lassen, wo es übel zugeht, so dass eine gewisse Grundspannung vorhanden ist.
Damit endet jedoch das Positive. Auf weite Strecken ist das nur ein müder Trip durch die Korridore, auf dem wenig passiert. Wenn doch, ist es überwiegend plumpe, einfallslose Monster-Action, womit Grusel nur selten entsteht. Den größten Fehler macht das Drehbuch damit, dramaturgisch auch vom gegenseitigen Beharke seiner Protagonisten leben zu wollen, was überhaupt nicht funktioniert, sondern eher nervt. Zudem wird nicht klar, worauf die Handlung hinaus will und wie das alles zusammenhängen soll - inhaltlich ist das nur teilweise nachvollziehbar.
Nicht uninteressant, aber zu wenig Fleisch am Knochen für einen Horrorfilm und zu abstrus/unschlüssig für gelungenes Mystery.
Drei Anläufe brauchte ich, um den Animationsfilm 'Sing' (2016) zu Ende zu bringen. Die Charaktere sind zwar gut und interessant gezeichnet, die Musik ist o.k., und ein paar gute Plotideen sind auch dabei, aber Story & Dramaturgie finde ich lange zu flach und stereotyp, und witzig ist das nur selten. Vor allem stört mich das Konzept, den Hauptcharakter mit dem Erhaltungsversuch seines bankrotten Theaters gegen Windmühlen kämpfen zu lassen, wobei eine Havarie der nächsten folgt. Dramaturgisch besteht das nur aus Aufbau-Rückschlag-Aufrappeln-Rückschlag-Aufrappeln-Rückschlag usw., bis alles in Schutt und Asche liegt. Zu viele Setbacks, zu viel Trübsal anstelle einer stringenten Handlung zum Aufbau seiner Gesangstruppe und Wiederbelebung des Theaters (5,0 bis hierher).
Erst im letzten Viertel befreit sich 'Sing' aus seinen narrativen Fesseln und brennt ein Feuerwerk an starken, auch emotional berührenden Auftritten seiner Charaktere ab. Nun macht der Film richtig Laune und belohnt das Aushalten des mit 100 min (ohne Abspann) zu lang geratenen Plots.
Die Serien-Verarbeitung (ab 2014) des SF-Klassikers '12 Monkeys' mit Bruce Willis und Brad Pitt (1995) kommt nicht an das Original heran, schreibt die Story zunächst aber interessant weiter. Bis F7 entspinnt sich eine Handlung zwischen Gegenwart des Films (2043) und 2013-2015, wo der Zeitreisende Cole versucht, den Ausbruch einer Seuche zu verhindern, die 2017 fast die gesamte Menschheit vernichten wird. Das ist ansprechend, z.T. spannend umgesetzt, wobei man sich auch Zeit nimmt, die Charaktere und deren Werdegang zu beleuchten. Ein ausgewogenes SF-Drama, das ich bis hierher mit 6,5-7 bewerten würde.
Doch mit F8 entsteht ein Riss: die Handlung wird verworrener, nimmt überkonstruierte Züge an und dreht sich dabei inhaltlich weitgehend im Kreis, während sich die Plots mit dem Serien-typischen Geschwurbel der Protagonisten anreichern. Wie so oft geht es vorrangig um das Schicksal, wie schlimm doch alles ist, die Familien-Tragödie, wie die Bösen ihre Intriegen aufziehen, usw, usw. Die Dialoge klingen zwar eloquent, sind unter der schimmernden Oberfläche aber hohl wie eine taube Nuss. Dass das vorne und hinten kaum Sinn ergibt, spielt dabei keine Rolle, denn es soll das gegenseitige Belauern und Beharken der Charaktere im Vordergund stehen. Da ich von einer SF-Serie Handlung mit clever erdachten Inhalten und Spannung erwarte, und mich dieses Geschwurbel nicht interessiert, sank '12 Monkeys' ab F8 auf 4-4,5 Punkte.
Zunächst hoffte ich, dass das nur eine oder zwei Folgen betrifft, aber nach F11 und knapp drei Stunden Zeitverschwendung musste ich den Stecker ziehen. Schade, aber nicht unerwartet: wieder eine der vielen Serien, die gut beginnen, nur um nach einigen Folgen im Drama-Serien-Einheitsbrei zu versinken.
Ein Heist-Italo-Western mit Bud Spencer und einem Score von Ennio Morricone, der sich zwar dreist von einem älteren Western-Score selbst kopiert, aber trotzdem für ein gutes Feeling sorgt.
Die Heist-Aktion bildet den zentralen Teil des Films (nicht nur das Finale) und ist stark erdacht - man fragt sich oft, wie die Fünf wohl diese oder jene Situation in der Griff bekommen oder überhaupt angehen wollen, was den Plot durchgehend interessant hält. Auch die Lösungen überzeugen, obwohl manches doch zu einfach geht. Für Spannung ist gesorgt, wobei auch die Anfangsphase mit dem Versammeln der Fünf durch die zentrale Figur (Peter Graves) mit ein paar guten, überraschenden Ideen aufwartet.
Wenn auch die gewohnte Härte und das dreckige Ambiente fehlen (Bud Spencer immer mit frisch gewaschenem Haar :D) und 'Die fünf Gefürchteten' (1969) eher wegen Zeitstellung und Produktionsland als Italo-Western durchgeht, bietet der Film vor allem über die Handlung, die sympathischen Charaktere und den manchmal eingestreuten Humor gelungene Unterhaltung.
Sonntagnachmittag, Dauerregen im Januar, so grau, dass man tagsüber schon das Licht anhaben muss - Lust auf etwas Leichtes, Heiteres, um bloß nicht der Schwermut Vorschub zu leisten. Da kommt eine gut besetzte Disney-Komödie im 90ies-Style gerade recht.
'The Truth about Cats & Dogs' (1996) wird hauptsächlich von Uma Thurman getragen, die von ihrer leicht pummeligen Freundin (Janeane Garofalo) gebeten wird, bei einem telefonisch vereinbarten Date mit dem treuen und gutgläubigen Ben Chaplin einzuspringen, weil es Garofalo an Selbstwertgefühl mangelt. Daraus resultiert die alte Geschichte: Ben wird vorgemacht, dass Garofalo die Rassefrau Thurman sei, auf die er natürlich abfährt, sich aber im Verlauf mehr zur echten Garofalo mit all ihren inneren Werten hingezogen fühlt. Das Dilemma: irgenwie muss man es ihm erklären, was nie gelingt - so kommt es von einer Kalamität zur nächsten, wobei vor allem Thurman in Verhalten & Mimik zum Ausbügeln glänzt.
Der Plot hat Drive, Witz und zum Ende auch Herz, lebt gut von seinen sympathischen Charakteren, auch wenn die Story nichts Besonderes ist und wie schon x-mal gesehen wirkt. Für einen verregneten Sonntagnachmittag genau das Richtige. Wie schön, dass es solche Filme gibt ;-)
"Keine Frauen, keine Kinder", sagt der liebende Familienvater - beinahe könnte man glauben, Richard Kuklinski hatte ein Gewissen. 'The Iceman' (2012) ist eine Art Biopic zu einem der übelsten Auftragskiller der USA, der von 1964-1986 über 100 Leute umgelegt haben soll. Er schaffte es tatsächlich, sein Treiben lange vor seiner Familie geheimzuhalten und als Saubermann dazustehen, bis auch er dem unvermeidlichen Schicksal nicht mehr ausweichen konnte: Verrat führte zu seiner Festnahme.
Der gewissenlose Killer wird sehr stark von Michael Shannon dargestellt, wobei auch die Nebenrollen profiliert besetzt sind: Ray Liotta als skrupelloser Mafiaboss (was sonst?), Chris Evans als Profikiller-Kollege mit genialen Ideen zur Leichenbeseitigung, Winona Ryder als Shannons Frau, und sogar James Franco taucht kurz auf, bevor Shannon ihn kaltmacht.
Die Story wird vielseitig aufgezogen, mit seinen Verstrickungen in der Mafia, seinem Leben als Familienvater, sowie seiner Eigenständigkeit als Killer, ähnelt plot-technisch jedoch eher einer Aneinanderreihung von Aktionen als einer durchgängig erzählten, einnehmenden Geschichte. Entsprechend bleibt die Handlung Stückwerk und schafft es nicht, einen durchgehenden Spannungsbogen aufzubauen. Narrativ/dramaturgisch wäre hier viel mehr drin gewesen, doch der überzeugende Charakter-Auftritt Shannons und der True Story-Aspekt sorgen für interessante, kurzweilige Unterhaltung.
'The Big Sick' (2017) ist eine geballte Ladung dialog-orientiertes Kino, das Humor aus den Unterhaltungen, Beziehungen und dem Verhalten seiner Protagonisten ziehen will und dabei weitgehend auf Handlung verzichtet.
Das kann nur funktionieren, wenn der Humor auch als solcher wahrgenommen wird, was bei mir leider überhaupt nicht der Fall war. Dieses permanente Gerede um Beziehungen im kulturellen Spannungsfeld von Pakistan und Amerika, ja, nicht einmal die immer wieder eingestreute Stand-up Comedy des Protagonisten brachten Lacher hervor, wirkten kaum amüsant. Es gibt etliche gelungene Komöden, die Witz aus einem Clash der Kulturen ziehen, aber hier kommt das eher mau, was auch in der Wiederholung liegt: z.B. die pakistanische Mutter, die ihrem Sohn bei jeder Gelegenheit eine neue Heiratskandidatin unterjubelt, wie es in ihrer Heimat üblich ist. Das hat beim ersten Mal noch etwas Ansprechendes, aber spätestens in der dritten Runde ist aus der Situation doch jeglicher Witz verflogen.
....und wie so oft: wenn das, was witzig/amüsant wirken soll, weit davon entfernt ist, langweilen die Dialoge irgendwann oder fangen sogar zu nerven an. Der Film punktet lediglich damit, dass die Charaktere sympathisch sind, und ihre Auseinandersetzung einen gewissen Charme erzeugt, aber das allein reicht leider nicht für gute Unterhaltung.
Was im Erstling 'Ice Age' (2002) noch ein amüsanter und einfallsreicher Trip war, womit Freundschaft schließen und Zusammenhalt berührend thematisiert wurden, ist bereits in 'Ice Age 2' nur noch ein simpler Trip. Die Handlung wich einer Aneinanderreihung von Situationen, in denen die Freunde diverse Gefahren überstehen müssen, was sich mit amüsanten Einlagen abwechselt (vor allem der Running Gag des Eichhörnchens, das der Eichel nachjagt). Um es dramaturgisch aufzupeppen, werden zwei böse Charaktere eingeführt, die der friedvollen Gemeinde zur Bereicherung der Speisekarte auflauern.
Man merkt, dass der Plot mehr auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten wurde, das sich mit den Tiercharakteren bereits identifiziert hat (hauptsächlich durch die DVD des Erstlings) und sich mit dem Gebotenen bestens, auch spannend unterhalten fühlt. Die Zahlen sprechen für sich: 'Ice Age 2' spielte fast das Doppelte des Vorgängers ein. Für mein Empfinden ist der Film inhaltlich schwach, weniger witzig und kaum noch über dem Animations-Durchschnitt, der seit den 2000ern die Kinos überflutet, reicht aber noch für akzeptable Familienunterhaltung.
Vorbei war's mit den nicht-gerührten Martinis, der strahlenden Eleganz und der Gentleman-Eloquenz von James Bond 007. 'Skyfall' (2012) brach mit den Traditionen und führte Bond in sein düsteres Zeitalter, das mit 'Spectre' (2015) noch vertieft wurde.
Die neuen Tugenden sind ein wortkarger, aber umso härterer Held, sowie Charaktere, die sich im gegenseitigen Belauern mit bedeutungsschwangeren bis zynischen Dialogen üben. Allein die erste Begegnung von Daniel Craig mit Oberbösewicht Javier Bardem zieht sich auf etwa zehn Minuten Abtast-Geschwurbel. Daneben geht es um existenzielle Fragen, wie Sinn und Zweck des MI6, wozu sich Judi Dench vor Gericht auslassen darf.
Zwischendurch wird man mit gelungenen Action-Szenen bedient, die wenigstens für Kurzweil sorgen und das Ganze noch schaubar machen. Doch auch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung nur Stückwerk ist und weitgehend für selbstverliebtes, pseudo-metaphysisches Geschwafel um Grundsätze und Daseinsberechtigung geopfert wird. Dass hier inhaltlich kaum etwas einen Sinn ergibt oder nachvollziehbar wäre, noch weniger als in älteren Bond-Filmen, ist dadurch nicht weiter störend. Hauptsache, stylisch in Szene gesetzt. Immerhin sorgt der regelmäßig eingestreute schwarze Humor/Sarkasmus für ein paar Schmunzler, so dass es unter dem Strich mit der Action für ein "geht so" reicht.
Die Dokumentation zum Werk des Udo Jürgens konnte kaum zu einem besseren Zeitpunkt entstehen. 2014 wurde er 80 Jahre alt und gab weiterhin mit ungebremstem Elan Konzerte, füllte damit bis zuletzt die Hallen: "Ich hau rein". So konnte er selber durch die Doku führen und Anekdoten zu Originalaufnahmen aus vergangenen Zeiten zum Besten geben, als er noch erfolglos von der Hand in den Mund lebte und nach kometenhaftem Aufstieg anhaltend im Erfolg badete. Er starb Ende 2014 als erfolgreichster deutschsprachiger Sänger & Songwriter, der alles erreicht hat und nur noch für den Applaus spielte, wie er selbst bekundet.
'Der Mann, der Udo Jürgens ist' (2014) bringt das so beeindruckende wie unterhaltsame Porträt eines feinen Mannes, der sich den Erfolg hart erarbeitet hat, denn ganze zehn Jahre tingelte er nur als einer von vielen durch die Gegend, schrieb Songs, die kaum jemand hören wollte. Es kommt gut heraus, dass der Erfolg nicht über Nacht kam, sondern auch beim Eurovisionswettbewerb erst nach mehreren Anläufen gelang. 1966 gewann er ihn schließlich - der Rest ist Musikgeschichte. Man erfährt, dass er u.a. in Japan sehr populär war und dort einen Song ganze fünf Jahre in den Charts hatte. Nebenbei hatte er eine Familie mit zwei Kindern, war immerhin 25 Jahre verheiratet.
Ich bin kein Fan, erkenne aber die Qualität in seiner Musik an, vor allem der mittleren 60er bis 70er. Einige seiner Songs wird man wohl noch lange hören.
R.I.P., Udo.
Wie machen Disney und Byron Howard (Regie & Drehbuch) das nur? Man brachte mit 'Zoomania' (2016) wieder einmal einen starken Animationsfilm, der das erstaunliche Kunststück fertigbringt, durch die Reihen Lob und hohe Bewertungen zu ernten, selbst da, wo normalerweise ein eher kritischer Ton und der Anspruch auf Anspruch vorherrscht. Ein Film, der bei Erwachsenen wie Kindern gleichermaßen funktioniert, ebenso bei Kritikern und einem breiten Publikum. Na ja, wollen wir nicht übertreiben: sagen wir 80 %, denn der Film, der allen gefällt, wurde noch nicht gemacht, und der ist auch 'Zoomania' nicht.
Vordergründig lebt der Plot von seinen sympathischen und scharf gezeichneten Charakteren, die teilweise ein erstaunlich genaues Spiegelbild unserer Gesellschaft entwerfen. Allein die Idee mit den Faultieren als Beamte, die in Zeitlupe arbeiten...... klar, ein altes Klischee - aber eins, das ich noch nie so gut bedient gesehen habe wie hier. Dazu kommen Charme und stark erdachte, spritzige Dialoge mit teilweise entwaffnenden Zügen in einer Kriminalstory, die für sich betrachtet ansprechend daherkommt, sich ständig weiterentwickelt und sogar kaum vorhersehbare Wendungen aufweist. Das Ganze ist witzig verpackt mit zündenden Gags und etlichen Lachern, wird nie langweilig. Doch wer tiefer graben will, wird auch fündig - mehr oder weniger versteckte Anspielungen für Filmfans, von denen mir 'Der Pate' sehr gut gefallen hat.
Ein störender Punkt ist für mein Empfinden die etwas zu deutlich geschwungene Moralkeule, nach dem Motto: erkennst du deine eigenen Fehler und arbeitest im Team, dann erreichen wir alle mehr. Nicht, dass daran etwas falsch wäre, aber vor allem im letzten Drittel nimmt die damit einhergehende Selbst-Schuldzuweisung doch zu pathetische Formen an.
Wegen seines alters- und geschmacksübergreifenden Gefallens ist 'Zoomania' gewiss einer der besten Familienfilme.
♪ ♫ Ho-nu-lu-lu Ba-a-by........ ♪ ♫
Die Pantoffelhelden Laurel & Hardy lügen ihren Frauen alles Mögliche vor, um zum Jahrestreffen ihres Männerclubs zu kommen. 'Die Wüstensöhne' (1933) lassen es krachen, aber ihre Frauen kommen ihnen auf die Schliche.......
Köstliche Situationskomik, unvergleichliche Mimik und etlicher Lacher in einer starken Handlung um Lug, Trug und Vergebung in den Ehen der beiden Chaoten, wo die Frauen das Sagen haben. Doch nicht nur Laurel & Hardy glänzen hier, auch ihre furiosen Film-Gattinen Busch & Christy, sowie ein gut aufgelegter Charley Chase als Gastkomiker, der beim Treffen der Wüstensöhne für ordentlich Laune sorgt.
Einer der stärksten Langfilme des zeitlosen Komiker-Duos, der auch heute noch Spass macht. Oft kopiert, aber nie erreicht.
Kad Merad ist wohl am bekanntesten als Partner von Danny Boon in diversen französischen Komödien (Sch'tis). Daher, und der MP-Genrezuordnung nach erwartete ich auch hier etwas Komödienhaftes, doch 'La Mélodie' (2017) ist eher ein Gesellschafts-/Sozialdrama. Zum einen geht es um die typische Problem-Schulklasse im sozial schwachen Milieu, zum anderen um Kad Merad als introvertierten Musiklehrer-Neuling, der einem Haufen pöbelnder Elf-/Zwölfjähriger das Geigespielen beibringen muss.
Die Story hat man im Prinzip schon x-mal gesehen: zunächst herrscht Chaos, die Kids zeigen ihre üble Seite, Merad ist frustriert, findet aber doch Zugang. Er gewinnt die Eltern für sich, alle ziehen schließlich an einem Strang, es gibt Rückschläge, die Kids erweisen sich als Jahrhundert-Talente, die nach einem halben Jahr von Null auf Orchester-Qualität kommen, und am Ende wird groß abgeräumt.
Inhaltlich erlebt man hier keine Überraschungen, doch die Umsetzung hält sich weitgehend vom Kitsch fern und überzeugt in der Art, wie Merad den Karren aus dem Dreck zieht, auch wenn manche Feelgood-Komponente dabei eher aus dem Reich der Sozial-Fantasy kommt. Am meisten hat mich dabei eine Szene berührt, worin er spontan mit der schwarzen Mutter seines "Ersten Geigers" ein Tänzchen aufführt.
Ein harmlose, aber schön erzählte Geschichte, wie sie das Leben wohl kaum schreibt.
Im Grunde ist es ein guter Zug, dass man in modernen Zombie-Filmen versucht, neue Wege zu gehen, emotionale oder andere Komponenten in den Vordergrund zu stellen. Doch anders ist nicht gleich besser. In 'The Girl with All the Gifts' (2016) haben infizierte Kinder zwar Appetit auf Menschenfleisch, sind aber sonst ganz normal. Daraus wird eine Story gestrickt, worin ein infiziertes Mädchen einem Häuflein Nicht-Infizierter trotz anfänglicher Ablehnung hilft, durch die apokalyptische Umgebung zu kommen.
So weit, so gut...... doch die Umsetzung: nach interessantem Beginn lahmt der Trip zunehmend und verliert sich in der Zähigkeit seines Handlungsflusses. Wenn es doch einmal spannend wird, nimmt sich der Plot mit hanebüchenen Aktionen den letzten Wind selbst aus den Segeln. Beispiel: Man bewegt sich zwischen immobilen Zombies, die nichts bemerken, solange man langsam geht und sich ruhig verhält - da schreit die sonst so abgebrühte Glenn Close auf, nur weil sie eine Ratte sieht? Und danach wird geballert, aber trotzdem verharren fast alle Zombies im Ruhestadium? So etwas kann sich vielleicht ein Plot erlauben, der anderweitig fesselt, aber wenn es schon so dünn zugeht wie hier, gibt einem das den Rest - den bekam ich dann mit der Rucksackszene (wer ist schon so dämlich und lässt sein lebenswichtiges Funkgerät einfach am Boden liegen und geht weg?).
Nur deshalb noch ein "geht so", weil ein paar gute Ideen eingebaut sind, wie die Pilzsporen, aber plot-technisch und dramaturgisch ist der Film nach dem ersten Drittel uninteressant.
Thematisch ist 'Art of Revenge' (2017) ein sehr guter Film, wobei man schnell auf Seiten von Clint Eastwoods Tochter Francesca steht: nach einer Vergewaltigung wird sie zur Rächerin von Leidensgenossinnen und mistet den Willkür-Sumpf eines University-Campus aus. Ein weiterer gelungener Aspekt: in dem Maße, wie sie diese Bestimmung findet und ihre Gefühle blutig auslebt, blüht ihre Kreativität als Kunststudentin auf, und sie malt plötzlich Hammer-Bilder.
Welch eine Eröffung von Potential, das aber nur zum kleinen Teil genutzt wird. Trotz der ansprechenden Themen bleibt die Handlung dramaturgisch flach, entwickelt überhaupt keinen Drive. Francescas Aktionen laufen schnell und eher beiläufig ab, ebenso wie ihr Aufstieg zur beachteten Künstlerin. Spannung kommt nur selten auf - dagegen legt der Plot viel Screentime auf Nebensächlichkeiten, wie Diskussionen in einer Selbsthilfegruppe. Zudem ist das Ende enttäuschend einfallslos, passt aber somit zur Umsetzung insgesamt.
Schade - leider nur Mittelmaß, obwohl hier mit den angerissenen Inhalten und einer stark auftretenden Francesca Eastwood so viel mehr drin gewesen wäre.
Die Agonie des Schicksals......
.....oder "Porträt eines abgehalfterten Superhelden". Mit 'Logan - The Wolverine' (2017) begibt sich Marvel in das anspruchsvolle Gewässer einer Charakterstudie und macht das durchaus richtig. Vom storytechnischen Konzept her bleibt alles beim Alten: die Handlung ist rudimentär, de facto nur ein Search and Destroy der Bösen auf die Guten, die ständig auf der Flucht sind und ein nebulöses Ziel vor Augen haben. Die Bösen kommen immer wieder bedrohlich nah, doch die Guten schaffen es genau so oft, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen und sich abzusetzen. Inhaltlich erinnert das nach der Mitte etwas an 'Resident Evil' (der geklonte Super-Mutant der bösen Gen-Bastler), aber das ist nur Nebensache. Hier geht es nicht um Inhalte.
Der Unterschied: anstatt den Plot mit Action und Effekten aufzufüllen, werden ausgiebig die Charaktere beleuchtet, so dass der Zuschauer am Schicksal der bedauernswerten Superhelden a.D. teilnehmen und mitleiden kann. Die ganze erste halbe Stunde ist es sogar nur das, bevor die Bösen anrücken und den Plot zu einer Road Movie-Jagdveranstaltung machen, die aber auch von langen Phasen des gedanklichen Sammelns unterbrochen ist. Auch sind die Auseinandersetzungen expliziter als sonst bei Marvel, eher schon splattermäßig.
Doch leider, leider will es mir kaum gelingen, mich mit Superhelden-Charakteren zu identifizieren - von mir aus hätte Logan im Suff zur Mitte in der Gosse verrecken und der Film aus sein können. Zudem kann ich Charakterstudien nur selten etwas abgewinnen. Oft, und das ist eine direkte Folge von Nicht-Identifikation mit dem Protagonisten, langweilen mich diese langatmigen, pathetischen Unterhaltungen, während die Handlung stagniert. .....und natürlich muss das Ganze auf zweieinviertel Stunden Überlänge gezogen sein.
Immerhin war es auf die ersten zwei Drittel trotzdem einigermaßen unterhaltsam, mit ein paar spannenden Momenten, wenn die Bösen wieder einmal zuschlagen. Danach musste mein Interesse allerdings der Überlänge Tribut zollen. Für meine Sehgewohnheiten ein "geht so", aber ein von Herzen gegönntes Erlebnis für alle, die mit diesem Logan leiden und kämpfen.