Vitellone - Kommentare

Alle Kommentare von Vitellone

  • 9

    Bertoluccis "Il Conformista" beginnt verwirrend. Ein Mann sitzt in einem Hotelzimmer, mit Blick in die Ferne in Gedanken versunken. Ein Anruf reißt ihn aus seiner Traumwelt, ein paar Sätze folgen. Im Bett liegt eine Frau, er lässt sie zurück, verlässt das Hotel und steigt zu einem weiteren Mann ins Auto. Was zu Beginn noch sehr rätselhaft wirkt, wird im Laufe des Films immer mehr beleuchtet. Durch eine unchronologische und sehr fragmentarische Erzählstruktur erfahren wir mehr über die Vergangenheit des Mannes. So spielt sich ein Großteil des Films in seiner Erinnerung ab, während er mit dem Auto in Richtung Höhepunkt des Films fährt. Am Anfang wirken die Erinnerungsfetzen noch wie einzelne Puzzleteile, recht schnell ergeben sie aber ein größeres Bild. Der Mann heißt Marcello Clerici, ist frisch verheiratet und soll nun auf seiner Hochzeitsreise in Paris seinen alten Professor im Auftrag von Mussolinis faschistischer Regierung ermorden. Wenn man nur diesen kurzen Abbruch der Handlung kennt, dann könnte man meinen es handle sich bei "Il Conformista" um einen politischen Thriller, schnell wird jedoch klar, dass es sich bei dem Film in erster Linie um eine Charakterstudie handelt. Natürlich bietet er auch spannender Sequenzen und einige politische Gedanken, im Vordergrund steht jedoch immer das Innenleben des Protagonisten. Nach und nach erfahren wir, dass Marcello ein psychisch extrem geschädigter Mensch ist, ein Mitläufer und Soziopath. Begonnen hat alles in seiner Jugend, mit 13 hat er scheinbar einen Mann erschossen, eine Tat, die ihn sein Leben lang verfolgen wird. Von seiner Familie bekommt er keinen Trost, der Vater sitzt im Irrenhaus und die Mutter ist abhängig von Opium. Aufgrund dieser abnormalen Kindheit sehnt er sich vor allem nach Normalität. Er will wie ein ganz gewöhnlicher Mann leben, aus diesem Grund heiratet er eine bürgerliche Frau und schließt sich eben auch der faschistischen Partei an. Die Regierung wird nicht hinterfragt, die Partei ist an der Macht und stellt damit für Marcello in gewisser Weise die Normalität da, nach der er sich so stark sehnt. Er folgt ihr blind, weil ein normaler Mann seiner Vorstellung nach stets seine Regierung unterstützen sollte. Er versucht sich einzureden, dass nach seinem Auftrag alles anders wird, innerlich ist er jedoch zerrissen. Als er sich in die Frau seines Opfers verliebt fängt er an die Dinge zu hinterfragen, er befindet sich mit sich selbst im Zwiespalt, wirkt ahnungs- und orientierungslos. Grandios ist auch der Schluss, Marcello scheint nun ein normales Leben zu führen und wird uns als liebender Familienvater vorgestellt. Als Mussolini jedoch gestürzt wird bricht die Fassade, auf die Marcello sein Leben gestützt hat. Auf der Straße überschlagen sich die Ereignisse und wir erleben ihn verwirrter und verrückter als je zuvor, er scheint endgültig gebrochen. Bertolucci gelingt es meisterhaft die Komplexität dieses Charakters zu porträtieren. Meisterhaft ist auch die Leistung von Jean-Louis Trintignant, der den Protagonisten durch sein gekonntes Spiel die nötige Tiefe verleiht. Aber auch alle anderen Darstellern liefern eine sehr starke Leistung ab, die Spannung zwischen den Charakteren wirkt in vielen Szenen greifbar und überträgt sich somit schnell auf den Zuschauer. Als wäre das noch nicht genug bietet der Filme eine der besten Kameraarbeiten, die ich je bewundern durfte. Durch den Einsatz von natürlichem Licht schafft es der Film eine extrem eindringliche Atmosphäre zu erzeugen. Fast schon verspielt wirkt die Komposition von Licht/Schatten und das vielfältige Farbenspiel, durch die es dem Film gelingt Szenen zu kreieren, die den Zuschauer noch lange verfolgen. "Il conformista" ist eine grandios inszenierte Charakterstudie, die sowohl auf inhaltlicher als auch auf technischer Ebene komplett überzeugen kann. Ein Meisterwerk, das deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat.

    16
    • 8 Punkte für "Ich seh, Ich seh"? Scheint ja ein gutes Monat für den Horrorfilm zu werden (Nächste Woche "Ich seh, Ich seh" und die Woche drauf "It Follows"). Leider laufen laut Vorschauplan beide Filme nicht in meiner Stadt -.-

      PS: Grade gesehen, dass du "House of the Devil" hinzugefügt hast. Bin mal auf deine Punktewertung gespannt, ich fand den echt gut.

      • 3

        Zwischenzeitlich, das muss ich zugeben, war ich doch gespannt auf "Jurassic World", zwar durchaus skeptisch, aber trotzdem mit einer gewissen Portion Vorfreude. Nach dem Kinobesuch kam dann die Ernüchterung und der Titel als "dümmster" Film des Jahres dürfte "Jurassic World" wohl schon so gut wie sicher sein. Sei es die Konzeption des Parks (wie zur Hölle konnte das mehrere Jahre mit komplett unfähigen Sicherheitspersonal und mies gestalteten Käfigen/Attraktionen gut gehen?!), das Verhalten der Charaktere oder der grundsätzliche Verlauf der Handlung. Ich bin normal kein Zuschauer, der sich über jede Unstimmigkeit oder jedes Plotloch aufregt, aber wenn ein Film mir im Minutentakt Unzulänglichkeiten an den Kopf wirft dann steige ich einfach irgendwann aus und kann nicht anders als mich darüber aufzuregen. Die Handlung muss wohl nicht groß erklärt werden. Neuer Park, neuer Überdino, Ausbruch, Chaos, Tod, Verwüstung, jede Menge Dinos und mittendrin ein Haufen Charaktere, die durch diese Katastrophe aber alle zueinander finden und sämtliche familiäre Probleme lösen. So weit, so gut...eigentlich alles wie immer. Schmerzlich vermisst wird dabei jedoch das Abenteuerfeeling, das ich bei Teil 1 und mit Abstrichen auch bei Teil 2 + 3 hatte. Dazu kommt, dass "Jurassic World" einfach stur die Nostalgieschiene fährt und lediglich vom ersten Teil abkupfert. Dabei übertreibt es der Film mit seinen zahlreichen Referenzen und Zitaten maßlos, lässt jede Eigenständigkeit vermissen und wirkt extrem unkreativ. Die seelenlosen Hollywood Bilder unterstreichen diesen Eindruck nur noch mehr. Ich kann verstehen, dass große Fans des Originals an dieser Art von Fanservice durchaus gefallen finden, mich spricht das jedoch nicht an. Die Charaktere sind zum großen Teil unsympathisch (Pratt kann, obwohl sein Charakter genau so klischeehaft wie alle anderen ist, als fast schon einziger Sympathieträger wenigstens ein bisschen was retten) und der Film scheitert deswegen auch kläglich daran Spannung aufzubauen. Wenn einem die Charaktere egal sind, dann fällt der komplette Spannungsbogen halt einfach in sich zusammen. Wer nur ins Kino geht um gut animierte Dinosaurier zu sehen kommt auf jeden Fall auf seine Kosten, allen anderen würde ich davon abraten.

        7
        • Sehr gute Frage, da gibts wohl viel zu viel um hier alles aufzuzählen. Mit "2001" und "Zwei glorreiche Halunken" habt ihr eh schon 2 Kandidaten aufgezählt, die auf meiner Liste ganz oben mitmischen. Tarkowski auf der großen Leinwand wär natürlich auch ein Ereignis. Wenn ich mich für einen einzigen Film entscheiden müsste, dann wäre es aber höchstwahrscheinlich "Letztes Jahr in Marienbad" ♥

          3
          • 8

            Unter Liebhabern ist Schippers Regiedebüt schon längst zu einem absoluten Kultfilm avanciert, woher "Absolute Giganten" aber diese Begeisterung bezieht, wollte mir zu Beginn des Films noch nicht ganz klar werden. Entscheidend ist aber, dass mich diese Wucht voll getroffen und nicht mehr losgelassen hat. "Absolute Giganten" ist dieser durchgedrehte Mix aus einzelnen Elementen, die für sich genommen nicht so recht zueinander passen. Ein Film, der so eigensinnig daherkommt, dass er eigentlich gar nicht funktionieren kann. Ein Film, der in seine Bausteine zerlegt schrecklich wirkt, jedoch immer besser wird, je mehr einzelne Puzzleteile man zusammensetzt, bis schließlich das komplette Bild vor einem liegt und man von der purer Energie des Films überwältigt wird. Die Handlung ist herrlich abgedreht, aber trotzdem immer am Boden der Tatsachen. Die Charaktere gibt es so gar nicht, und trotzdem stecken sie in jedem von uns. "Absolute Giganten" ist minimalistisch und übertrieben zugleich. Einer dieser Filme, bei denen mir eine leise Stimme ins Ohr flüstert: "Was reden die Leute eigentlich immer? Dem deutschen Kino geht es doch gut. Es lebt!". Denn genau das sind die Filme, die wir in Deutschland brauchen. Eine Eigenmarke, keine Kopie. Schipper schafft den schwierigen Sprung zwischen Drama und Komödie, und wenn diese Momente kommen, an denen ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll, dann erinnert er mich an das echte Leben. "Absolute Giganten" ist eine Ode an die Freundschaft und deswegen kann man sich seiner Kraft auch gar nicht entziehen. Denn in gewisser Weise ist der Film so ehrlich, dass er einfach jeden anspricht. Er erinnert an die Nächte, für die man sich so viel vorgenommen hat, aber am Ende doch alles schief geht. Es soll etwas Besonderes werden, aber dann ist es "nur" wie immer. Doch wenn man dann total fertig nach Hause steuert, die besten Freunde im Arm. Den Sonnenaufgang im Rücken. Den drohenden Kater als einzige Gewissheit, genau dann springt, wie bei Floyd, die Platte und man weiß, dass man heute Nacht etwas Besonderes erlebt hat. Dass man immer etwas Besonderes erlebt, weil man es mit seinen Freunden teilt. Das sind die Momente, die ewig dauern und in denen man sich unsterblich fühlt.

            12
            • Grundsätzlich bin ich eher der Binge-Watcher. Da ich ohnehin kein großer Serien-Fan bin hab ich kein Problem auf das Ende einer Staffel oder sogar der ganzen Serie zu warten und sie dann am Stück nachzuholen. Ausnahmen gibts immer, zum Beispiel aktuell die neueste Staffel "Game of Thrones". Liegt aber weniger an der Serie selbst, als an meinen Freunden, mit denen ich immer ausgiebig über die neuen Folgen diskutieren will.

              • 6

                Das war also das Regiedebüt von Ryan Gosling. "Lost River" wurde von der internationalen Kritik zerrissen und auch hier auf MP schneidet der Film nicht gerade rosig ab. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung muss ich sagen, dass mir der Film eigentlich ganz gut gefallen hat. Klar, "Lost River" ist kein Meisterwerk und in 5 Jahren wird sich wahrscheinlich keiner mehr an ihn erinnern, aber gerade für ein Erstlingswerk ist er auf jeden Fall sehenswert. Dass Goslings Film stark von Refn, Lynch und Co. geprägt ist dürfte wohl keinem neu sein, der entweder den Trailer gesehen oder eine Kritik gelesen hat. An sich ist das auch gar nicht verkehrt, problematisch wird es erst dann, wenn man den direkten Vergleich zieht...und um den kommt man wohl nicht herum, denn dafür zitiert Gosling einfach viel zu offensichtlich seine Vorbilder. Gerade dieser Vergleich macht leider auch deutlich wo "Lost River" seine Defizite hat. Die wirklich aussagekräftigen Bilder bleiben aus, hin und wieder bietet der Film zwar gelungene Szenen, um wirklich zu fesseln bleibt die Bildsprache aber zu unausgeglichen. Bei der Atmosphäre sieht es nicht anders aus, gerade in der ersten Hälfte tut sich der Film sehr schwer seine Stimmung auf den Zuschauer zu übertragen, im weiteren Verlauf hat der Steifen zwar seine Momente, diese kommen aber leider zu selten um eine wirkliche Anziehungskraft auszuüben. Was den Film rettet und so manche Szene gewaltig aufwertet ist der Soundtrack, insgesamt setzt Gosling die Musik zwar eher spärlich ein, aber gerade gegen Ende hin verleiht sie dem Film einen gewissen Grad an Emotion, den ich über weite Strecken vermisst habe. Die Handlung, die alledem zugrunde liegt, nimmt keine große Bedeutung ein. Mit viel Symbolismus erzählt Gosling eine eher simple Geschichte, die für diese Art von Film aber grundsätzlich genau richtig ist. Gut gefallen hat mir wie "Lost River" dabei in seinem eigenen Kosmos spielt und einem fast wie eine Art Parallel-Welt vorkommt. Was bleibt abschließend noch zu sagen? Nicht viel, außer, dass ich persönlich mich auf einen weiteren Film von Gosling freuen würde. Auch wenn "Lost River" seinen großen Vorbildern doch stark hinterhinkt bewegt sich Gosling meiner Meinung nach in die richtige Richtung. Wenn er seinen eigenen Stil findet und es schafft mehr von sich selbst in seine Filme einfließen zu lassen, dann könnte man durchaus einen sehr guten Film erwarten. Ob es jedoch zu einem zweiten Werk kommt, bleibt vor allem auch wegen der miesen Kritiken erstmal abzuwarten.

                10
                • 8

                  Der Hype um "Fury Road" ist groß, wie groß er wirklich ist spüre ich erst jetzt so richtig. Ich überlege was ich zu dem Film schreiben soll und aus irgendeinem Grund kommt es mir so vor als müsste ich mich rechtfertigen warum ich "nur" 7 Punkte gebe, warum ich "Mad Max: Fury Road" "nur" für einen guten Film halte. Eigentlich totaler Schwachsinn, aber irgendwie wirkt es so auf mich, denn selten waren Zuschauer und Kritiker so gleichermaßen entzückt, was dazu führt, dass man das Gefühl bekommt man müsste diesen Film einfach lieben. So gern hätte ich ihn auch geliebt, 8 oder 9 Punkte gegeben und jetzt eine euphorische Lobeshymne geschrieben, aber leider läuft es nicht immer so, wie man es sich erhofft. Ich will hier aber auch nichts kritisieren, viel eher müsste man sagen, dass ich es gar nicht kann. Denn "Fury Road" ist so gut wie alle sagen, audio-visuell herausragendes Endzeitkino, komplett verrückt und ein gewaltiger Lichtblick für Hollywoods Actionfilme. Dennoch fand ich keinen wirklichen Zugang, der Film hat es einfach nicht geschafft mich wirklich zu fesseln, mich mitzureißen. Ich konnte einfach nicht abtauchen. Vielleicht lag es an meinen zu hohen Erwartungen, vielleicht war ich einfach in der falschen Stimmung. Keine Ahnung, aber es war auf jeden Fall nicht die letzte Sichtung von "Mad Max: Fury Road" und vielleicht flasht er mich beim nächsten Mal ja mehr. Für alle anderen: Geht ins Kino und ballert euch den Film, denn der ist wie kein Zweiter für die große Leinwand gemacht.

                  9
                  • 8

                    Unglaublich kraftvoll wirkt das Regiedebüt von Ana Lily Amirpour, denn schon von den ersten Szenen an schafft es "A Girl Walks Home Alone At Night" mich komplett in seinen Bann zu ziehen. Wir sehen verlassene Straßen, riesige Müllhaufen, heruntergekommene Häuser und Armut. Die Stadt, von der wir später den überaus passenden Namen 'Bad City' erfahren, wirkt abstoßend und unfreundlich. Komplett gegensätzlich dazu sehen wir in der ersten Szenen den Protagonisten Arash, der eine Katze befreit und mit nach Hause nimmt. Bereits durch diese wenigen Bilder verrät uns der Film sehr viel über den Charakter Arash und über die Welt in der er lebt. Atmosphärisch reizt die Regisseurin das Maximum aus diesem Film, was zum einem an dem unglaublich fesselnden Soundtrack liegt, der sich immer wieder mit drückender Stille abwechselt, und sich zum anderen auf die extrem stilisierten Schwarz-Weiß-Bilder zurückführen lässt. Der Film ist ruhig und langsam, schnelle Bewegungen gibt es nur selten, stattdessen sehen wir minutenlang zu, wie sich die Charaktere gemächlich durch die Straßen bewegen. Dabei bietet der Film inszenatorisch genug Abwechslung um nie langweilig zu werden, so probiert sich die Regisseurin an einer Vielzahl von unterschiedlichen Kameraeinstellungen, verschiedenen Schnitttechniken und einem schönen Spiel mit Schärfe und Kontrast. Das wirk fast so, als wolle die Regisseurin testen was man alles mit einer Kamera anstellen kann, störend ist dies aber zu keinem Zeitpunkt, denn dafür fügt es sich viel zu gut in den faszinierenden Stil des Films ein. Auch wenn es vor allem die optische/auditive Komponente war, die mich gefangen genommen hat, besitzt der Film auch inhaltlich einige interessante Aspekte. Für sich genommen ist die Handlung nicht sonderlich kreativ. Vampir und Mensch nähern sich an, beide haben jedoch persönliche Probleme und zweifeln an einer Beziehung. Stellenweise erinnert der Film dadurch auch an "So finster die Nacht", wenn gleich dieser ganz andere Themen anschneidet. "A Girl Walks Home Alone At Night" bezieht sich vor allem auf die Frauenrechte im Iran und schon der Titel stellt eine Kontroverse da. Es wird Frauen eben nicht gestattet Nachts alleine nach Hause zu gehen, wogegen sich die Protagonistin aber vehement entgegenstellt. Durch die Wahl ihrer Opfer und ihrem Verhalten gegenüber Anderen stellt sie das klassische Frauenbild in Frage. Dabei wirkt der Film aber zu keinem Zeitpunkt so, als würde die Regisseurin mit einer Moralkeule auf den Zuschauer einprügeln, viel mehr bleibt die Aussage als nachdenkliche Note im Hintergrund. Für viele stellt die Tatsache, dass die Regisseurin selbst gar nicht im Iran aufgewachsen ist und nichts davon selbst erlebt hat einen Bruch mit der Thematik des Films dar. Aber muss man selbst betroffen sein um auf Missstände hinzuweisen? Meiner Meinung nach nicht.

                    10
                    • 4

                      "Age of Ultron" fügt sich perfekt in die Menge der bisherigen Marvel-Filme ein, in gewisser Weise ist er sogar eine Schablone für die Formelhaftigkeit des MCU. Das soll nicht heißen, dass "Age of Ultron" ein schlechter Film ist, denn das ist er auf jeden Fall nicht. Leider ist er aber auch genau so wenig ein guter Film. Der zweite Teil der Avengers steht irgendwo in der Mitte, ein durchschnittlicher Blockbuster, der stellenweise durchaus unterhält, aber unterm Strich einfach dasselbe wie immer ist und es deswegen auch nie schafft den Zuschauer wirklich zu fesseln. Bei "Age of Ultron" stellt sich mir vor allem eine Frage. Wie lange funktioniert das noch? Geht das ewig weiter oder merken die Zuschauer irgendwann, dass der neue Marvel-Filme schon wieder das Gleiche wie seine Vorgänger macht? Mir zumindest reicht es schön langsam und wir sollten endlich darüber hinauskommen, dass ein Großteil der Charakterisierung durch selbstironische Oneliner erfolgt. Ich will an dieser Stelle auch gar nicht länger auf den Film eingehen, es wäre ohnehin schwer ohne viel zu spoilern. Was ich noch loswerden will, ist die Enttäuschung über Ultron. Suggerierte der Trailer mir noch, dass wir es endlich mal mit einem heftigen Antagonisten zu tun bekommen, stellte sich doch heraus, dass Ultron weitaus weniger gefährlich ist als gedacht und letztendlich wieder der Stress innerhalb der Gruppe für die größten Probleme sorgt.

                      3
                      • 7

                        Ich muss zugeben, dass ich "Ex Machina" im Vorfeld eher kritisch gegenüberstand. Erste Kritiken und ein starker Trailer sprachen für den Film, aber die Thematik Künstliche Intelligenz wurde in den vergangenen Jahren viel zu oft und dabei auch viel zu schlecht umgesetzt. Aber die Hoffnung war da und wie man ja unschwer an der Bewertung sieht, wurde sie auch voll erfüllt. Die große Stärke von "Ex Machina" ist, dass der Film seinen Zuschauern auch etwas zutraut. Während andere Filme dieser Art oft ewig lange und sich im Kreis drehende Dialoge liefern (damit es auch der schlafende Typ ganz hinten im Kino versteht), bringt "Ex Machina" alles perfekt auf den Punkt. Die Dialoge sind pointiert geschrieben, bringen das Nötigste ein, aber lassen stets Freiraum für eigene Denkansätze. Viele Filme mit dem Thema KI lenken den Zuschauer in eine klare Richtung, "Ex Machina" dagegen bleibt stets zweideutig und zwingt dem Betrachter keine Meinung auf. Es ist auch diese Zweideutigkeit, die einen Großteil der Spannung ausmacht, denn genau so wie Caleb wissen wir nie, wem wir trauen und was wir glauben sollen. Dazu kommt eine grandiose Atmosphäre, manchmal unterkühlt, distanziert und bedrohlich, manchmal aber auch intim und gefühlsvoll. Leider können die anderen Darsteller nicht ganz mit Oscar Isaac mithalten, was dem Film aber keinen großen Abbruch tut. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass sein Charakter am interessantesten in der Story ist. Auf der einen Seite ein hochintelligenter Kopf, fähig eine riesige Firma aufzubauen und Künstliche Intelligenz zu erschaffen. Auf der anderen Seite ein einsamer Alkoholiker mit einigen psychologischen Problemen, allen voran wahrscheinlich ein Gottkomplex. Seine Motivation ist nicht etwa wissenschaftliche Erkenntnis oder Ruhm, nein...seine primäre Motivation ist sein sexueller Antrieb. Gerade diese zahlreichen Probleme machen Nathan als Schöpfer so interessant, denn was könnte das über unseren Schöpfer (wenn es ihn denn gibt, Gott) aussagen?
                        "Ex Machina" sollte man wenn möglich auf der großen Leinwand sehen. Optisch und vor allem akustisch macht der Film nämlich einiges her. Gerade der Ton dreht an manchen Stellen unfassbar auf, so dass es einem als Zuschauer fast schon in den Ohren schmerzt. Dazu kommt ein sehr gelungenes Set-Design und eine gute Bildkomposition. Das Ende blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück. Auf keinen Fall schlecht, aber dennoch hatte ich mir mehr erhofft. Was den Schluss noch rettet ist die Verschiebung der Figurenkonstellation. Ab hier also SPOILER: Als Zuschauer identifizieren wir uns den kompletten Film über mit Caleb. Aus seiner Sicht ist Ava das unschuldige Opfer, das gerettet werden muss und Nathan der bedrohliche und mysteriöse Gegenspieler. Als Ava jedoch frei kommt und wir merken, dass alles nur vorgespielt war entpuppt sie sich als eigentlicher Antagonist der Story. Auch Caleb handelt viel zu vorschnell und unüberlegt, letztlich ist es Nathan, der am verständlichsten handelt und am Ende alles andere als ein Feind ist. Besonders die Tat Avas ist entscheidend, dadurch das sie Caleb zurücklässt zeigt sie ihre fehlende Empathie. Obwohl sie jetzt menschlicher als je zuvor aussieht, ist sie doch weiter davon entfernt als zu jedem anderen Zeitpunkt des Films.

                        14
                        • Schon wieder ne knappe Woche zu spät dran. Naja, für nächste Woche nehme ich mir einfach mal vor bis spätestens Mittwoch die Folge zu gucken und meine Meinung abzugeben. Deswegen auch nur ein kurzer Text zur 2. Folge, nächstes Mal wirds dann wieder ausführlicher.

                          Obwohl wir im Vergleich zur ersten Folge doch etwas mehr Action und Blut bekommen (Brienne sei Dank), sind es doch wieder die ruhigen Momente, die diese Folge ausmachen. Vor allem der Dialog zwischen Tyrion und Varys war mein Höhepunkt der Folge. Naja, sagen wir der gerade erwähnte Dialog und die beiden Szenen mit Arya, da bin ich einfach mal ein Fanboy. Auch der kurze Abstecher nach Dorne und der Auftritt von Oberyns Bruder machen Lust auf mehr. Jon Snow sorgt zum zweiten Mal hintereinander für den coolsten Moment der Folge, wer hätte gedacht, dass Sam eine epische Rede halten kann?! Nicht zu vergessen das Team Jaime und Bronn, dass in den nächsten Folgen bestimmt für einige unterhaltsame Szenen sorgen wird. Zum Abschluss noch Daenerys, bei der es weiter bergab geht. Ich hoffe mal Tyrion kommt wohlbehalten bei ihr an und paukt ihr dann mal ordentlich seine Meinung.

                          • Auf der Liste sind fast alle Filme sehenswert (von denen, die ich gesehen habe), aber ein paar stechen besonders heraus:

                            "Der Pate 1+2": Ja, die Filme sind wirklich so gut, wie immer gesagt wird ;)

                            "Der eiskalte Engel": Grandiose Atmosphäre. Grandioser Film.

                            "Rocco und seine Brüder": Gleich der nächste Film mit Alain Delon. Wenn du mit dem italienischen Neorealismus (Rossellini, De Sica, der frühe Fellini) etwas anfangen kannst, wird dir der Film gefallen.

                            "Pfahl in meinem Fleisch": Sehr spezieller Film, keine Ahnung, ob der was für dich ist. Aber auf jeden Fall eine Erfahrung, die man machen sollte.

                            "Die Geschichte der Nana S.": Ich bin kein großer Fan von Godard, dieser hier ist meiner Meinung nach jedoch sein bestes Werk.

                            "Das Irrlicht": Vor kurzem zum ersten Mal gesehen und ich war begeistert. Sehr melancholisch, aber wenn du Lust auf diese Richtung hast, dann bekommst du einen ausgezeichneten Film.

                            Ansonsten lohnen sich natürlich alle Tarr-Filme auf der Liste und auch "Star Wars" sollte man mal gesehen haben ;)

                            2
                            • Yeah...endlich mal Recaps zu einer Serie, die ich auch aktuell verfolge. Naja, mehr oder weniger aktuell, schließlich war ich mit Folge 1 auch schon wieder eine knappe Woche zu spät dran. Trotzdem will ich mir es nicht nehmen lassen noch meine Meinung zum Staffelauftakt abzugeben. SPOILER voraus!

                              Nachdem sich gegen Ende der 4. Staffel die Ereignisse an fast jeder Front überschlagen haben, kehren wir jetzt deutlich ruhiger und gemächlicher nach Westeros zurück. Für mich ist das Leitmotiv der ersten Folge ganz klar die Konsequenz, nicht umsonst wird diese Thematik gleich zu Beginn von Cersei aufgegriffen. Während die 4. Staffel mit vielen Aktionen geendet hat, kommt jetzt die Zeit in denen sich die Charaktere der Konsequenz ihrer Handlungen stellen und diese zum Teil auch still ertragen müssen. Auf eine Aktion folgt eine Reaktion. Am deutlichsten wird das wohl bei Jaime, der durch die Befreiung von Tyrion indirekt am Tod seines Vaters verantwortlich ist. Ebenso Cersei, die nach dem Tod von Tywin nun einem deutlichen Verlust von Macht, Kontrolle und Einfluss gegenüber steht. Die wohl direktesten Konsequenzen aus Tywins Tod trägt wohl Tyrion (und mit ihm auch Varys), der dadurch nicht nur seine Stellung als Lord (wie er selbst sagt), sondern auch jegliche Art von Kontrolle und Ziele verliert. Flucht zum Alkohol, so weit business as usual. Daenerys steht ähnlichen Problemen gegenüber, auch sie verliert an Kontrolle. Kontrolle über ihre Drachen, aber auch über ihr Volk. Sie stößt mehr und mehr an ihre Grenzen und muss wohl bald einsehen, dass sie nicht ganz so gut zur Herrscherin geeignet ist, wie sie es sich vorstellt. Im grünen Tal hat hingegen Littlefinger souverän die Führung übernommen und zusammen mit der "neuen" Sansa zieht er los, Richtung unbekannt. Man darf also gespannt bleiben. Zu guter Letzt noch der obligatorische Besuch an der Mauer, mit Jon Snow im Mittelpunkt. Die Zusammenführung von zwei Handlungssträngen und drei Fraktionen dürfte wohl für einen deutlichen Aufschwung und mehr Dynamik sorgen. In Folge eins zunächst noch der Abschied von Mance, der zum Abschluss nochmal das Motiv der Konsequenz aufgreift. Für seine Niederlage trägt er die Folgen, er gibt nicht nach und akzeptiert seinen Tod.

                              Somit stellt die erste Folge der 5. Staffel den wie zu erwarten eher ruhigen Wiedereinstieg dar, macht damit auch alles richtig und vor allem Lust auf mehr. Folge 2 kann somit kommen, ich rechne fest mit Arya und den anderen Konsorten, die in Folge 1 noch unerwähnt blieben.

                              1
                              • Sehr unterschätzte Darstellerin, die leider viel zu oft auf ihre Rolle in "Twilight" reduziert wird. Ich glaube wir können zukünftig noch einiges von ihr erwarten.

                                8
                                • 4
                                  • Es gibt keine guten Spiele-Verfilmungen?
                                    Objection!
                                    "Ace Attorney" ist wirklich sehenswert, ist aber wohl auch eine Ausnahme.

                                    1
                                    • 4

                                      "Seventh Son" wirkt ungefähr so, als hätte der Regisseur ein Buch mit dem Titel "Alles über Fantasyfilme" gefunden und dann versucht so viel wie möglich davon in seinen Film zu packen. Dabei ist es wirklich erstaunlich wie viele Klischees er bedient und in welcher Frequenz die typischen Fantasyelemente auf den Zuschauer einprasseln. Das reicht von Drachen über magische Amulette bis hin zu Tiermenschen. Grundsätzlich ist an dieser Vielfalt nichts auszusetzen, das Problem von "Seventh Son" ist jedoch, dass nichts davon in der Welt etabliert wird. Der Zuschauer bekommt überhaupt kein Gefühl dafür wie die Welt aufgebaut und strukturiert ist. Gerade die perfekt gestaltete Welt macht Fantasymeisterwerke wie "Der Herr der Ringe" zu dem was sie sind und sorgt dafür, dass man immer wieder gerne zu ihnen zurückkehrt. Bei "Seventh Son" wirkt das plumpe Schaulaufen von Kreaturen seelenlos und man bekommt den Eindruck, dass der Regisseur nur halbherzig bei der Sache war. Auch Charaktertiefe und gute Dialoge sucht man in diesem Film vergebens. Ein weiteres großes Problem ist die Vorhersehbarkeit des Streifens. Dadurch, dass er nur aus den typischen Elementen des Genres besteht, weiß man zu jedem Zeitpunkt wohin die Reise geht und was als nächstes passiert. Logischerweise ist Spannung dadurch unmöglich. Ein kleiner Lichtblick sind immerhin Jeff Bridges und Julianne Moore. Auch wenn sie hier natürlich keine großen Leistungen abliefern, sind sie mir dennoch einfach von Haus aus sympathisch.

                                      8
                                      • 3

                                        "This whole time I thought you were Samwise to my Frodo. But you're just... Boromir!"
                                        "I don't know who the f*ck that is!"
                                        " 'I don't know who Boromir is', that's such a Boromir thing to say!"

                                        Wie schon befürchtet ist das spektakulärste an "The Interview" dessen Veröffentlichungsgeschichte. Der Film schafft es nicht seinem Hype auch nur ansatzweise gerecht zu werden und ist nur ein weiterer Film der Marke Franco/Rogen. Ob der Film einem gefällt oder nicht hängt maßgeblich damit zusammen, ob man den Humor der beiden mag. Meinen Geschmack trifft er überhaupt nicht und somit dürfte die niedrige Wertung verständlich sein. Wer bei dem Film jedoch etwas kontroverses erwartet wird enttäuscht werden, denn letztendlich ist "The Interview" viel zu harmlos um wirklich zu polarisieren.

                                        8
                                        • 0

                                          Ich könnte jetzt damit anfangen, dass "American Sniper" ein kriegsverherrlichender, patriotistischer und menschenverachtender Film ist. Darüber, dass während der kompletten Laufzeit nicht ein einziges mal ein Grund genannt wird, warum die Amerikaner im Irak Krieg führen und warum wir sie als die "Guten" sehen sollten. Oder darüber, dass es sich bei dem Film einfach nur um Propaganda handelt. Aber diese Thematik wurde schon breit diskutiert und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht genau wusste auf was ich mich hier einlasse. Also, warum habe ich mir den Film trotzdem angetan? Ganz einfach, ich wollte sehen ob "American Sniper" abseits seiner grundlegend falschen Aussage irgendwelche Schauwerte besitzt. Man denke an "Der Soldat James Ryan", der in seiner Aussage ebenfalls sehr fragwürdig ist und uns trotzdem eine extrem gelungene erste halbe Stunde präsentiert. Oder vielleicht funktioniert er als Charakterdrama, schließlich suggeriert der Trailer, dass sich der Protagonist ständig in einer moralischen Zwickmühle befindet und mit inneren und äußeren Konflikten zu kämpfen hat. Aber weit gefehlt, denn sowohl als Kriegsfilm als auch als Charakterdrama versagt der Film komplett. "American Sniper" schafft es in seinen über zwei Stunden kein einziges mal wirklich Spannung aufzubauen, geschweige denn mich vor den Bildschirm zu fesseln. Das beginnt schon damit, dass es dem Film ganz klar an Zielen fehlt. Während es in fast allen Kriegsfilmen eine übergeordnete Agenda gibt (beispielsweise die Einnahme eines Stützpunktes oder die Rettung von Gefangenen), wird in "American Sniper" nie gesagt, was die Soldaten eigentlich erreichen wollen. Klar, es wird immer mal wieder erwähnt, dass sie diesen oder jenen Typen fangen/töten wollen, aber da wir abseits davon überhaupt keine Informationen bekommen, ist es nicht möglich die Motivation der Charaktere zu verstehen oder mit der Handlung mitzufiebern. Dazu kommt noch ein feindlicher Sniper, der sozusagen das Gegenstück von Chris Kyle ist und genau so wie unser Protagonist seine Leute vor dem Feind beschützt. Dabei tötet er einige Kameraden von Kyle, was aufgrund mangelnder Charakterisierung jedoch keinerlei Emotionen beim Zuschauer hervorrufen kann. Auch die angebliche Charakterentwicklung des Protagonisten wurde sehr schlecht inszeniert. Wenn er zurück in den Staaten ist hören wir zwar andere darüber sprechen, wie er sich verändert hat, auf den Zuschauer wirkt er jedoch genau so wie immer. Das sein Charakter keine Entwicklung durchmacht, wird am Ende noch zusätzlich bestätigt, zum Beispiel als er Zuhause mit einer Waffe auftaucht, seinem Sohn mit zum Jagen nimmt oder Veteranen das Snipern beibringt. Ein weiteres Problem ist das schlechte Erzähltempo des Films. Das Kennenlernen und die Heirat von Chris Kyle und seiner Frau wird in wenigen Minuten abgehandelt, so dass der Eindruck entsteht, sie würden sich überhaupt nicht wirklich kennen. Das führt dazu, dass alle Szenen, die uns im weiteren Verlauf des Films über deren Beziehung geboten werden, emotional überhaupt nicht funktionieren. Auch das viel gelobte Schauspiel von Bradley Cooper konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Klar, er spielt alles wirklich ordentlich, aber er schafft es dabei nicht mal aus dem restlichen Cast heraus zu stechen. Eine der besten Leistungen des Jahres sieht für mich anders aus. Das traurigste an diesem Film ist jedoch, dass er von Clint Eastwood gemacht wurde. Einen Mann, den ich sowohl als Darsteller als auch als Regisseur sehr schätze und von dem man deutlich mehr erwartet hätte. Wenn man so auf seine letzten Filme schaut ist der gute Mann mittlerweile vielleicht einfach zu alt geworden...

                                          9
                                          • 4

                                            "Kingsman" ist für mich ein ziemlich schwieriges Thema, schwankte ich doch im Kino ständig zwischen Euphorie und Frustration. Grundsätzlich muss man sagen, dass die Story durchaus Potential hat. Die Idee eines Geheimdienstes, der mindestens so viel Stil und Klasse hat wie James Bond zu seinen besten Zeiten, ist sehr unterhaltsam. Der Vergleich zu den Bond-Filmen ist dabei alles andere als weit hergeholt, erinnern die Kingsman mit ihren zahlreichen Gadgets und ihrer britisch-coolen Art doch stark an den Kultspion. Natürlich ist das Aufeinandertreffen der elitären Agenten und des jungen Mannes aus der Unterschicht sehr plakativ gestaltet und wir bekommen einige typische Szenen zu sehen, in denen Eggsy durch sein andersartiges Denken die Situation löst. Das ist aber alles völlig in Ordnung, denn der ganze Film ist sehr übertrieben inszeniert und will gar nicht besonders ernst genommen werden. Was mich wohl am meisten gestört hat, war der Humor. Leider hat bei mir fast kein Witz gezündet und ein guter Teil der Sprüche hat bei mir den starken Drang ausgelöst mir mit der Hand auf die Stirn zu schlagen (beispielsweise der Schlussgag mit der Prinzessin). Dazu kommt noch Samuel Jackson als hipper Bösewicht, der mir viel zu forciert in die Rolle eines coolen Typen geschoben wird und dessen Motivation ziemlich unglaubwürdig ist. Überzeugen kann hingegen Colin Firth als stilsicherer Agent und auch Taron Egerton ist bei weitem nicht so nervig, wie ich es nach dem Trailer befürchtet habe. "Kingsman" versucht sehr clever zu sein und die typischen Elemente des Genres zu parodieren, was jedoch letztendlich scheitert, da am Ende doch wieder alles beim Alten bleibt. Der Film schafft es nie wirklich Spannung aufzubauen, lediglich die Szene mit der Fallschirmprüfung sorgte bei mir für Nervenkitzel. Anzumerken sind auf jeden Fall noch zwei grandiose Szenen, nämlich zum einen die göttliche Kampfszene in der Kirche, die vielleicht schon jetzt die beste Actionszene des Jahres ist. Zum anderen die Szene mit den explodierenden Köpfen, die höchst amüsant und mit viel Stil inszeniert wurde.
                                            Abschließend bleibt zu sagen, dass es in "Kingsman" viel Licht, aber auch viel Schatten gibt. Leider hat der Film nicht sein volles Potential genutzt, die zahlreichen Schwächen und Stärken führen letztendlich zu einer durchschnittlichen Wertung.

                                            4
                                            • 7

                                              "Herr Brenner sie san ned krankenversichert, sie san ned sozialversichert, sie ham kor Bankkonto...des würd i ned als beruflich schlechte Phase bezeichnen."

                                              Jetzt ist schon wieder was passiert. Bereits zum vierten mal können wir die Verfilmung eines Brenner-Romans auf der großen Leinwand bestaunen. Im Zentrum steht, wer hätte es anders gedacht, Simon Brenner, der grandios von Josef Hader verkörpert wird. Dieser stolpert sich mehr schlecht als recht durchs Leben, am liebsten mit einem Bier in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand. In "Das ewige Leben" kehrt Brenner nun in seine Heimatstadt zurück, denn er will im baufälligen Haus seines Großvaters zur Ruhe kommen. Dort angekommen wird erstmal der Strom des Nachbarn angezapft und der alte Roller aus der Garage geholt. Was danach folgt ist eine Reise in die Vergangenheit, denn schnell stellt sich heraus, dass nicht alle so leicht vergessen, wie es Brenner gern würde.
                                              Grundsätzlich erzählt "Das ewige Leben" eine recht simple Geschichte, die es durch eine intelligente Erzähltechnik jedoch schafft den Zuschauer bis zum Schluss zu fesseln. Im Laufe des Films bekommen wir immer wieder grobkörnig gefilmte Erinnerungsfetzen zu sehen, die uns mehr über die Vergangenheit der Charaktere berichten. Dabei findet der Regisseur genau den richtigen Grad zwischen Information und Mysterium. Er zeigt uns genug, um immer wieder neue Theorien zu entwickeln, aber nicht so viel, dass man die Auflösung schon frühzeitig erraten könnte. Der Charme des Films beruht ganz klar auf der Kombination von schwarzem Humor und der österreichischen Mundart. Die besten Gags sind jedoch leider schon im Trailer verbraten, wer dort nicht lachen kann, wird wahrscheinlich auch wenig mit dem Humor im Film anfangen können. "Das ewige Leben" bietet überraschend gute Kameraeinstellungen und einen starken Cast, aus dem vor allem Josef Hader und Tobias Moretti herausstechen. Die größte Stärke des Films ist aber die Figur des Simon Brenners, eines heruntergekommenen und fast andauernd geistig verwirrten Mannes, der sich nie zu schade für einen lustigen Spruch ist.
                                              Zum Schluss hin ist der Film leider deutlich zu lang geraten, gerade die Verfolgungssequenz hätte man verkürzen oder ganz streichen sollen. Allgemein kann die zweite Hälfte nicht ganz die Erwartungen erfüllen, die in der ersten aufgebaut werden und es kommt immer mal wieder zu Momenten, die an einen Fernsehkrimi erinnern. Davon abgesehen kann der Film aber überzeugen und wer schon die ersten Brenner-Filme mochte wird auch hier wieder seine Freude haben.

                                              7
                                              • Schönes Poster, auch wenn es nicht ganz gegen das Letztjährige ankommt. Aber wer hat schon ne Chance gegen den coolsten Sonnenbrillenträger der Filmgeschichte ;)

                                                2
                                                • 6

                                                  In "Housebound" befinden wir uns irgendwo zwischen skurriler Komödie, klassischem Haunted House Horror und fiesem Thriller. Hört sich gut an? Ist es auch, zumindest stellenweise. Gerard Johnstone bricht die gewöhnlichen Strukturen auf und mischt die unterschiedlichen Genre-Elemente, wobei er jedoch immer wieder an seine Grenzen stößt. Mehr als einmal lässt der Regisseur eine Szene einfach fallen und erzählt die angefangene Situation nicht bis zum Ende, was die Erzählstruktur etwas holprig wirken lässt und sich dadurch auch auf die Spannung auswirkt. Dabei hätte man den Film als Gesamtwerk deutlich kompakter gestalten können, denn in den 110 Minuten finden sich vor allem in der ersten Hälfte immer wieder Längen. Leider ist in der ansonsten sehr gelungenen Figurenkonstellation gerade die Protagonistin das schwächste Glied. Mit ihrer nervigen und unfreundlichen Art kommt sie von Beginn an sehr unsympathisch daher, was es dem Zuschauer erschwert sich in ihre Lage zu versetzen und ihre Sorgen zu teilen. Die Dialoge fallen im Vergleich zum sonstigen Einheitsbrei des Horrorgenres positiv auf, in erster Linie sind es aber die gut durchdachte Handlung und die skurrilen Charaktere, die den Film trotz seiner Schwächen sehenswert machen.

                                                  "Housebound" ist auf jeden Fall eins, nämlich erfrischend anders. Letztendlich ist es jedoch der Menge an kleineren Fehlern geschuldet, dass der Film nur leicht über dem Durchschnitt liegt. Unterhaltsam ist er jedoch auf jeden Fall und wer sich für den Streifen interessiert sollte ruhig einen Blick riskieren.

                                                  5
                                                  • 8

                                                    Roger Ebert. Ein klangvoller Name, ohne Zweifel einer der bekanntesten Filmkritiker aller Zeiten. Aber was für ein Mensch war er? So wirklich wusste ich das nicht. Klar, gelegentlich hab ich mir eine seiner Kritiken durchgelesen oder auch mal in der Liste seiner Lieblingsfilme gestöbert. Die Person hinter den Worten hat mich zugegebenermaßen nie sonderlich interessiert. Der Mann konnte Schreiben und hatte Ahnung von Filmen, so einfach war die Sache für mich. "Life Itself" bot mir nun einen sehr persönlichen Einblick in das Leben des berühmten Kritikers. Aufgebaut ist die Doku dabei ganz klassisch. Wir beginnen kurz in der Gegenwart und klappern dann nacheinander verschiedene Etappen im Leben von Ebert ab. Dazu kommen immer wieder Aufnahmen von Einzelgesprächen mit Freunden und Bekannten.
                                                    Was den Film zusammenhält ist Eberts Liebe zum Film, zum Kino und zum Schreiben an sich. Auch wenn sich "Life Itself" nicht ausschließlich um Filme dreht, so ist Eberts besondere Beziehung zu diesem Medium doch in jeder Szene zu spüren. Sei es am Anfang seiner Karriere, als er mit "Bonnie und Clyde" seinen ersten Film kritisiert oder auch die sehr berührenden Bilder, die seine letzten Tage im Krankenhaus zeigen. Obwohl Ebert weder sprechen, noch auf natürliche Weise Essen und Trinken kann, freut er sich wie ein kleines Kind darüber mal wieder einen Film sehen zu können. Beeindruckt hat mich auch der Einfluss, den er auf die Filmwelt und im Speziellen auf einzelne Regisseure hatte (beispielsweise Scorsese). Während man heute bedingt durch das Internet Kritiken wie Sand am Meer findet, hatte sie zu Eberts Anfangszeiten noch einen deutlich höheren Stellenwert. Steve James gelingt es die richtige Mischung aus Information und Tragik zu finden, dabei kommen aber auch die schönen Momente im Leben nicht zu kurz. Eberts Tod war ein tragischer Verlust für die Filmwelt. Wie schwer der Verlust wirklich war, hat mir erst "Life Itself" gezeigt.

                                                    "I'll see you at the movies."

                                                    Ps: Seit ein paar Tagen ist der Film auf Netflix verfügbar, wer also ein Abo hat und sich für die Thematik interessiert sollte reinschauen ;)

                                                    7