Daggiolone - Kommentare

Alle Kommentare von Daggiolone

  • 8
    Daggiolone 25.03.2018, 23:36 Geändert 25.03.2018, 23:41
    über Paradox

    Was ist eigentlich das Namensgebende an diesem Film? Die Tatsache, dass Neil Young der einen Western vertont unweigerlich Erwartungen schürt die dieser Film nicht mal ansatzweise erfüllen kann, gleichzeitig aber genau die Musik das stärkste Element des Films ist? Oder vielleicht der Umstand, dass sich der Film überhaupt nicht ernst nimmt, gleichzeitig aber bitterernste Interpretationen zulässt? Oder einfach die Tatsache, dass nachdem ich kürzlich über Netflix Filmpolitik hergezogen habe, nun mit diesem absurd kuriosen, weitab vom Mainstream angesiedelten Films eines besseren belehrt wurde?

    Mein Herz ging auf, als gegen Ende Neil Young ganz kurz das Dead Man Motiv anspielt. Er weiss genau, wem wir Paradox zu verdanken haben. Doch entscheidend ist der Mittelteil, der mir alleine 10 Punkte Wert wäre. Hier vertont Neil Young nämlich nicht mehr den Film, sondern seine Musik selbst wird verfilmt. Die Stärke dieser Szenen ist unfassbar, und auch hier habe ich das für mich wichtigste Paradoxon gefunden. Das Gefühl von Freiheit, dass Neil Youngs Konzert vermittelt, wäre ohne das Leiden der amerikanischen Ureinwohner nicht möglich gewesen. Bestimmt nur eine von vielen möglichen Interpretationen. Wer aber keine Lust auf tiefe Botschaften hat, kann das ganze auch einfach als Westernallegorie des Lebens einer Band betrachten. Hat auch was.

    Vielleicht sollte ich mir doch mal Year of the Horse ansehen...

    4
    • 10
      Daggiolone 23.03.2018, 21:23 Geändert 23.03.2018, 21:36

      Ich will jetzt ein paar Worte über das von mir geliebte „The Cell“ von Tarsem Singh verlieren. Da gibt es eine kurze Sequenz, die für die Handlung überhaupt keine Rolle spielt, und damit beginnt, dass man Jennifer Lopez in Unterhose vor dem Kühlschrank sieht. Im Audiokommentar gibt man dann zu, dass der einzige Grund für diese Szene Frau Lopez Kiste war. Wenn man J.Lo schon mal dabei hat, müsste man ja wenigstens einmal kurz ihren großen Popo zeigen.

      Aber die Handlungsirrelevanten Szenen gehen weiter. Kurz darauf sieht man die Hauptdarstellerin einen Dübel rauchen. Dabei sieht sie sich „Der phantastische Planet“ an. Zwar ist im Audiokommentar die Aussage weniger eindeutig, aber spätestens jetzt sollte jeder verstanden haben, was Singhs Botschaft war: „Leute, guckt euch mal high diesen Streifen an!“

      Doch selbst ohne Kräutermischung ist dieser Film äußerst bewusstseinserweiternd. Das beginnt bei der ganzen Machart. Die psychedelischen Zeichnungen lassen in den schwächsten Momenten Monty Pythons Animationen in den Sinn kommen, und in den stärksten Assoziationen zu Hieronymus Bosch entstehen. Zusammen mit der stark in den 70ern verwurzelten Musik, führen dies zu einem leicht verstörenden Filmjuwel, das höchstens mit dem einen oder anderen obskuren Kurzfilm vergleichbar ist.

      Auf der Handlungsebene werden Ideen geweckt, etwa an ein dystopisches Biene Maya, an Gullivers Trips oder gar an zivilisatorische Philosophien. Die sexuellen Symbole sind allgegenwärtig in der Flora und Fauna sowie in der Technologie integriert. Etwas über das es sich im Zusammenhang mit der Handlung nachzudenken lohnt. Und vielleicht auch im Zusammenhang mit J.Lo. Ein Film der uns aufzeigt, dass wir nichts weiter als Tiere sind. Oder besser noch, dass Tiere nichts anderes sind als wir.

      Die Lösung von all dem ist Frieden. Was pathetisch klingt, wirkt im Film keinesfalls so, sondern wie die einzig logische Konsequenz.

      12
      • 7
        Daggiolone 21.03.2018, 14:47 Geändert 21.03.2018, 14:49

        Ach Werner... "Happy People"... der Titel passt, und das ist das Problem. Ich stelle mir das so vor...
        Vasyukov: "Lass uns eine Doku über die Jäger in Sibirien machen."
        Herzog: "Gute Idee! Ich kümmer mich um die Ausrüstung, Du kontaktierst die Jäger"
        Jäger: "Und was soll ich nun tun?"
        Herzog: "Das was Du gerade gemacht hast nochmal".

        Happy People ist wirklich eine interessante Doku. Leider war es das dann auch. Das Niveau ist in etwa bei Galileo angesiedelt. Von einem Menschen der Aguirre kreiert hat, erwarte ich etwas mehr Kraft. Ich erwarte einen Film der durch seine Bilder spricht, und nicht durch Herzogs Off-Stimme, die sogar Assoziationen loswerden muss. Wir kommen den vorgestellten Menschen nicht mal ansatzweise nah, und können uns somit kaum in deren Denken hineinversetzen. Herzogs Stimme versucht einen zwar in diese Richtung zu lenken, scheitert aber komplett. Ein Haus brennt nieder. Dies wird so nebenbei erwähnt. Punkt. Weiter gehts im Wald...

        Was bleibt übrig? Eine Doku dessen Thematik eigentlich viel Potential hat, und somit durchaus gesehen werden kann. Großes Kino ist das aber nicht. Eher gutes Fernsehen.

        3
        • 10
          Daggiolone 20.03.2018, 06:35 Geändert 16.01.2021, 10:13

          Was wissen wir eigentlich über Russland? So richtig, meine ich. Ein Land, welches sich über einen halben Kontinent erzieht, und sich vom Rest der Welt abschottet. Einige kennen vielleicht Moskau oder Sankt Petersburg. Aber sonst? Und wie steht es mit der russisischen Mentalität, deren Kultur und deren Gesellschaft?
          Russland ist anders, und das spiegelt sich auch in den Dichtern und Denkern wieder, die dieses Land im Lauf seiner Geschichte hervorgebracht hat.
          Auch dieser Film hier ist anders, und folgt keinen mir bekannten filmischen Konventionen. Dies macht eine Sichtung zwar äußerst interessant, aber führt auch zu einem extrem zermürbenden Filmerlebnis. Bis auf die fantastischen Bilder gibt es nämlich wenig zu genießen. Tarkovsky fordert den Zuschauer heraus hart mitzuarbeiten. Dabei reicht vermutlich die erste Sichtung nicht, in der es mir noch nicht mal wirklich gelungen ist, eine Weise zu finden, mit dem mir Vorgelegten angemessen umzugehen. Zu sehr sucht man nach einer Struktur, nach einem Sinn, nach einer Handlung im herkömmlichen Sinne. Standbilder die kein Ende nehmen zelebrieren nicht wie in anderen Zeitlupenfilmen die Langsamkeit, sondern halten sich an der Grenze zum Stillstand auf. Ähnlich wie der ganze Film, der eher einen Zustand beschreibt, als dass man wirklich an die Hand genommen wird, und etwas vorgelegt bekommt. Nostalghia ist vielleicht am ehesten mit einem Gedicht zu vergleichen, an dessen Interpretation sich etliche Dissertationen die Zähne ausgebissen haben.
          Ich gebe es ganz offen zu. Mich hat nur ganz wenig erreicht. Das ganze war mir dann doch zu hoch. Ich bin mir sicher, dass ich nach 3 - 4 Sichtungen meine Benotung deutlich erhöhen würde. Der Weg dahin ist mir aber zu anstrengend.

          EDIT: Nach Zweitsichtung auf 10 korrigiert.

          5
          • 2
            Daggiolone 13.03.2018, 20:46 Geändert 13.03.2018, 20:47

            Genau das meine ich! Netfilx übernimmt einen zu großen Anteil des Filmmarktes. Wenn schon Natalie Portman bei so einem Käse mitmacht...
            Dabei ist auch dieser Film hochwertig produziert. Starke Bilder, nette Effekte, cooler Soundtrack. Was kostet es denn, ein gutes Drehbuch zu schreiben? Oder sind die wirklich guten Drehbuchschreiber klug genug, sich nicht auf Netflix einzulassen? Obwohl doch Garland mit Ex Machina bewiesen hat, dass er es drauf hat.
            Doch mal ernsthaft... wer kann sich noch in ein paar Monaten an diesen Humbug erinnern?

            8
            • 6 .5

              Wäre auch das erledigt.

              4
              • 7
                Daggiolone 12.03.2018, 06:55 Geändert 12.03.2018, 07:26

                Das Abenteuer geht weiter, und es ist überflüssig irgendetwas anderes zu schreiben, was ich nicht schon zum ersten Teil geschrieben hätte. Ein Film in Rekordlänge kann man als 3 Teile präsentieren. Trotzdem bleibt es ein und der gleiche Film.

                4
                • 7

                  Als seinerzeit ausgerechnet Trash Regisseur Peter Jackson das als unverfilmbar geltende Herr der Ringe der Welt präsentierte, war das Stauen groß. Dank der damals modernen Technik, war es nun möglich Tolkiens Welten realistisch auf Filmrolle zu verewigen. Und obwohl, ich nie großer Fantasy Fan war, und ich auch im Nachhinein Herr der Ringe eher langweilig finde, war die Trilogie ein filmisches Monument seiner Zeit.
                  Weitere Tolkien Abenteuer zu verfilmen liegt natürlich nahe, auch wenn das wohl niemals so sehr begeistern kann, wie das Original. Ist ein wenig wie mit Star Wars. Mir hat es trotzdem Spaß gemacht diesen Film zu gucken, und eigentlich ist die Story sogar spannender und abwechslungsreicher als Herr der Schlachten.

                  5
                  • 6 .5

                    Es muss wohl eine unfassbare Erfahrung für Terry Gilliam gewesen sein, als er das erste Mal Neapel sah, und ihm bewusst wurde, dass diese Stadt eine von ihm selbst erschaffene Kulisse sein könnte. Ich halte Gilliam für belesen genug zu wissen, wer Pulcinella ist. Er betrachtet diese antike Figur jedoch aus den Augen eines Kindes, das sich fragt, ob das gruslige Köche, oder sinistre Ärzte sind. Die Metapher ist leider recht banal, und außer den ohne Frage äußerst sehenswerten Bildern, bleibt wenig übrig, und ist für einen Kurzfilm nicht prägend genug. Kann man sich aber mal ansehen.

                    4
                    • 5 .5

                      Mir ergibt sich der Sinn dieses Metafilms nicht. Der Film im Film wirkt so, als wollte Regisseur McDonagh dem Zuschauer entweder den Sinn des Films erklären, den Film beschreiben den er eigentlich machen wollte, ihm aber nicht gelungen ist, oder gar so als würde er versuchen zu rechtfertigen, dass der Film teilweise so ist wie er eben ist. Schlecht. Er hat es selbst erkannt. Und wenn man dem Zuschauer das noch ständig unter die Nase bindet, muss man schon sehr simpel gestrickt sein, um dies nicht zu erkennen. Andere Möglichkeit ist natürlich auch, dass ich irgendetwas übersehen habe.

                      4
                      • 6

                        Es liegt nahe, Vergleiche zu Anders Thomas Jensen zu ziehen. Eine dänische schwarze Komödie mit dem halben Cast aus Adams Äpfel. Und hier liegt dann auch das Problm, denn zu keinem Moment erreicht Small Town Killers die Qualität der Filme von Bornedals Landsmannes. Die komplette Handlung stimmt zwar, aber wirklich witzig wird es selten. Meistens geht der Humor sogar in Richtung Klamauk, was mir gar nicht zusagt. Auch die Hauptdarsteller, in Adams Äpfel noch großartig, bieten hier eine schwache Performance. Da sieht man, was ein guter Regisseur ausmachen kann. Small Town Killers ist leider nur netter Durchschnitt.

                        3
                        • 8 .5

                          Enthält krasse Spoiler...

                          Ein Ermittler ist einem satanistischen Zirkel auf der Spur. Alle Beteiligten haben ihre Erinnerungen verdrängt oder gar komplett vergessen. Der Ermittler gerät immer tiefer in die okkulten Wirren, und beginnt irgendwann selbst zum Verfolgten zu werden. Sowohl im wachen Zustand als auch in seinen Träumen. Im letzten Drittel erwartet man einen sixthsenseschen Twist. Doch es kommt anders. Ein völlig zahmer, aber unerwarteter Twist nimmt dem ganzen Film die Dramatik. Man ist durch die drei eingeblendeten Zeilen am Anfang von Regression genauso wie die Protagonisten dem ganzen auf den Leim gegangen.

                          Wenn ein Film es schafft mit dem Zuschauer zu spielen, ihn reinzulegen, seine Erwartungen durcheinanderzubringen, und durch diesen Effekt die eigentliche Botschaft des Films ihn an der eigenen Haut erfahren zu lassen, ist dem Regisseur ein kleines Kunststück gelungen. Eben habe ich erfahren, dass der Regisseur derjenige von The Others ist. Jenem großartigen Film konnte man den nahezu geklauten Twist von Sixth Sense noch verzeihen, da dieser seinerzeit noch nicht zum Standard gehörte. Mit Regression ist Amenábar einen Schritt weitergegangen. Ein Twist in die entgegengesetzte Richtung. Mutig, da dies dem breiten Publikum vermutlich nicht so zusagt. Vielleicht auch, weil sich viele nicht gerne reinlegen lassen.

                          4
                          • 3
                            Daggiolone 02.03.2018, 07:01 Geändert 02.03.2018, 15:44
                            über Gauguin

                            Was zeichnet ein großartiges Biopic aus? Er bringt selbst Menschen neue Erkenntnisse die über denjenigen um den es geht viel wissen, sowie den Protagonisten als Menschen näher.
                            Was zeichnet ein durchschnittliches Biopic aus? Wer sich mit demjenigen nie wirklich befasst hat, bekommt eine gute Übersicht über sein Leben, und eventuell wird das Interesse geweckt sich weiter mit ihm zu beschäftigen.
                            Ich gehöre zu den Leuten, die vorher nichts über Gaugin wussten, somit kann sich bei meiner Bewertung jeder ausmalen wie die dritte Frage zu den folgenden Gedanken lautet...

                            Dieser Film ist im Prinzip nichts weiter als eine in 90 Minuten in die Länge gezogene filmische Umsetzung der ersten 3 Sätze aus der Wikipedia Einleitung Paul Gaugins. Wie kann man bitte ein Biopic drehen, welches auf lediglich einer Handvoll Eckdaten aufgebaut ist? Spoiler gefälligst? Gaugin ist in Paris verzweifelt, lässt seine Familie hinter sich, fährt nach Polynesien, findet dort eine Frau, malt diese, verzweifelt schließlich dort auch, und kommt als gebrochener Mann nach Paris zurück. Ende. Der Mensch Gaugin wird einem so gut wie gar nicht näher gebracht. Geschweige denn seine Kunst. Diese ist im Film lediglich eine Randerscheinung, und wird nicht einmal Ansatzweise beleuchtet.

                            Dieser Film ist Gaugin gegenüber eine Beleidigung.

                            4
                            • 5

                              Das war er also, der hoch gepriesene Lost in Translation. Aus irgendwelchen Gründen, habe ich immer einen Bogen um den Film gemacht. Und mein Instinkt hat sich diesmal nicht getäuscht. Natürlich gibt es durchaus positive Aspekte. Hier wären zu nennen ein Bill Murray in seiner Standardrolle, der wie immer großartig anzusehen ist. Eine Scarlett Johansson die mich zum ersten Mal nicht nur überzeugt, sondern sogar beeindruckt hat. Bilder die es in sich haben. Eine Stimmung die jedem Dienstreisengeschädigten bekannt vorkommen sollte.

                              Doch es passt einfach nichts zusammen. Mich machen Filme wütend, bei denen ich den Eindruck habe, dass die Ziellosigkeit der Protagonisten diejenige der Regisseurin kaschieren soll. Die Allegorie mit dem fremden Japan funktioniert nicht. Vor allem nicht, wenn das Land als eine einzige skurrile Freakshow überzeichnet wird, und mit Klischees nur so um sich geworfen wird. Dass Japaner sehrwohl in der Lage sind ein R auszusprechen, dürfte den meisten ebenfalls bekannt sein. Frau Coppolas Vorliebe für Johanssons Hintern und Füße dürften dann auch eher eine strategische Entscheidung gewesen sein.

                              Lost in Translation ist der gescheiterte Versuch Erlebniskino hollywoodkompatibel zu machen. Zumindest aus meiner Sicht.

                              7
                              • 8 .5

                                Der Wahnsinn aus der ersten Staffel konnte nicht aufrecht erhalten werden. Zu sehr geht es jetzt um die Hintergründe, so dass die genialen Identiätswechsel von Sarah höchstens noch eine Randerscheinung sind. Das Verwirrspiel geht aber dennoch weiter. Nie weiss man, wem man überhaupt trauen kann. Vertrauenswürdige entpuppen sich als zweifelhaft, Erzfeinde werden zur letzten Hoffnung. Dies hat allerdings derart System, dass man gegen Ende sich über gar nichts mehr wundert. Die Handlung wird versucht aufrecht zu erhalten. Je weiter sich die Staffel dem Ende nähert, desto erzwungener wirkt es. Mir hat auch diese Staffel Spaß gemacht, habe aber während der ersten Folge der dritten gemerkt, dass die Luft bei mir raus ist.
                                Nichtsdestotrotz eine sehenswerte Serie, dessen erste Staffel man gesehen haben sollte, und dessen zweite man sehen kann, ohne es zu bereuen.

                                2
                                • 9
                                  Daggiolone 20.02.2018, 21:53 Geändert 20.02.2018, 21:55

                                  Nun verkomme ich doch noch zum Serienjunkie... Wer meine Kommentare regelmäßig liest, weiss, dass ich als Kunstliebhaber eine sehr spezielle Sichtweise auf die Kunstform Film habe, und daher Serien immer sehr skeptisch betrachtet habe. Eine sehr verbohrte Sichtweise vielleicht, denn mir wird bewusst, dass ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche, wenn ich das eine gegen das andere ausspiele. Ich sage ja auch nicht, dass ich nicht in die Oper gehe, weil ich eigentlich Filme mag...

                                  Vermutlich liegt es daran, dass ich in letzter Zeit ziemlich viel beruflichen Stress habe, dass ich bei eigentlich großartigen Filmen wie Stalker merke, dass ich nicht die Energie habe mich darauf einzulassen. Bei meinem Versuch mich an Solaris zu nähern, bin ich nach 10 Minuten gescheitert, weil mir das zu anstrengend wurde. Nun bin ich seit kurzem bei Netflix, dessen Filmauswahl eher mäßig ist, und was liegt da näher, als die eine oder andere Serie zu testen. Dabei merke ich, dass es neben Humbug (Black Mirror) mit Fremdschämfaktor (The OA), wirklich Aufregendes gibt. Dark hat mich neulich echt begeistert, und nun erst recht Orphan Black.

                                  Fangen wir mit den Kritikpunkten an. Die Serie will manchmal zu viel und zu schnell. Einige der Handlungsstränge sind übertrieben und wären nicht nötig gewesen. Ein paar Auflösungen kommen zu schnell. Um die Serie aber spannend zu halten, werden immer neue Aspekte eingebracht, ohne dass es zu einem Aspektoverkill wie beispielsweise bei American Horror Story kommt. Auch die Figur von Sarahs Bruder ist mir zu klischeehaft.

                                  Aber sonst macht das ganze einen unglaublichen Spaß! Die Spannung ist enorm, jede Folge endet mit einem extremen Cliffhanger, so dass man einfach nicht aufhören kann. Vier Folgen am Stück haben mich eines Abends derart gefesselt, dass ich danach Alpträume hatte, in denen ich verfolgt wurde. Ist zwar nicht schön, spricht aber für die Serie. Die schauspielerische Dauerleistung von Tatiana Maslany ist beeindruckend. Egal wen sie spielt, man nimmt ihr zu jeder Sekunde ihre Rollen ab. Selbst wenn sie jemanden spielt, der jemand anderen spielt, macht sie dies völlig überzeugend. Aber auch die anderen Charaktäre sind großartig gezeichnet, und die subjektive Wahrnehmung pendelt bei einigen ständig zwischen „Gefahr“ und „Letzte Rettung“ hin und her.

                                  Die erste Staffel ist jedenfalls durchgehend großartig. Ob ich nun mehr davon brauche, sei mal dahingestellt, aber zumindest in die zweite reingucken, werde ich aus Neugier mal. Und aufgrund des Cliffhangers...

                                  Mal sehen wie lange diese neue Phase bei mir anhält, was ich noch so entdecke, und wann ich mich wieder mit meinen geliebten Brainfuckern auseinandersetzen kann. Spannend ist es irgendwie grad allemal...

                                  2
                                  • 5

                                    Mit Riley Keough kann man mich Ködern. Nach vier Folgen hin und her zwischen Anwaltskanzlei, "verständnisvollen" Gesprächen mit Kunden, anschließendem eintönigen Sex und ab und zu den kleinen Problemen die der Job mitbringt, habe ich Frau Keough auf Wiedersehen gesagt, und wieder mal American Honey eingelegt, wo sie hinter Sasha Lane völlig verblasst. Aber wen interessiert das überhaupt? Die langweilige Serie um die es in diesem Kommentar ursprünglich ging, habe ich bereits vergessen...

                                    7
                                    • 0

                                      Ich weigere mich diesem prätentiösem Etwas auch nur einen Punkt zu geben. Ich liebe Avantgarde, wenn diese aber derart steril daherkommt, so dass nicht ein einziger emotionaler Ankerpunkt entsteht, wird in mir nicht mal der Versuch geweckt, dem Ganzen einen Sinn hineinzuinterpretieren. Und dann werden wir noch Intermedial, und zeigen unseren gewollten Anspruch, indem wir Thoureau ins Spiel bringen. Was für ein Käse, was für eine Qual...

                                      5
                                      • 10
                                        über Dark

                                        Großartig! Anfangs fand ich die Serie bestenfalls überdurchschnittlich. Ab etwa Folge 5 stellt sich aber heraus, dass es hier nicht den einen passenden Schlüssel gibt, um das Rätsel zu decodieren, sondern, dass es sich hier um ein vielteiliges Puzzle handelt. Wie verwoben hier alles miteinander ist, ist durchaus beachtlich. Genauso wie die erschreckende Ähnlichkeit zwischen den generationenübergreifenden Schauspielern. Ab und zu kann man dem ganzen nicht ganz folgen, zu wirr ist das Geflecht. Doch das sehe ich nicht als etwas negatives an. Eher im Gegenteil. Denn früher oder später findet man sich schon wieder rein. Wenn einem dann bewusst wird, dass sich hinter dem coolen Zeitreiseelement auch noch mindestens zwei durchaus interessante Allegorien verbergen, erkennt man, dass hier wirklich etwas hochwertiges produziert wurde. Die atmosphärischen Zwischenpassagen sind dann die Krönung. Einzig die etwas austauschbaren Charaktäre, sowie die Tatsache, dass ich persönlich aus einer derart guten Idee lieber einen kompakten Film gesehen hätte, führen dazu, dass ich nicht restlos begeistert bin. Und den Erbauer der Arche hätte man sich auch sparen können. Sehenswert ist das ganze aber dennoch allemal. Einiges bleibt offen, so dass noch Potential für eine weitere Staffel herrscht, die hoffentlich nicht zu sehr in die Richtung geht die das Ende verspricht. Am faszinierendsten ist jedoch definitiv der „Stammbaum“. Das Herausfinden wer wer ist. Wie die absurden Verwandtschaften zusammenhängen. Und wer ist Erik? Mindfuck pur...

                                        7
                                        • 10
                                          Daggiolone 08.02.2018, 07:06 Geändert 11.11.2018, 08:48
                                          über Stalker

                                          Den muss ich wohl erstmal sacken lassen... Ein zäher Brocken der es sogar zeitlupenerprobten und -besessenen Zuschauern wie mir nicht einfach macht. Zum einen ist da dieses Erzähltempo, das selbst bei mir eine Toleranzgrenze überschreitet. Die Kulissen sind unfassbar gut, aber manchmal wäre weniger mehr gewesen. Dann hätte dem Film aber vermutlich keine zermürbende Wirkung attestiert werden können, was wohl durchaus intendiert ist. Auf der anderen Seite ist da die Inhaltliche Ebene. Oberflächlich betrachtet begleiten wir drei Männer auf einen Pfad zu ihren Wünschen, den sie sich selbst unnötig kompliziert machen. Daraus einen 2,5 Stündigen Film zu machen ist etwas wenig, daher geht es hier wohl eher um die Metaebene die es zu ergründen gilt. Diese Allegorie konnte ich aber nur bedingt entschlüsseln. Am besten wird der Film wenn das Triumvirat sich als zivilisatorischer Zwist offenbart. Ist es die Religion, die Wissenschaft oder doch die Kunst, die die Leere der Menschheit mit Glauben füllen kann, und somit die Suche nach sich selbst ermöglicht?
                                          Dieser Film hat vermutlich mehr als meine 8,5 Punkte verdient, aber ich kann ihn im Moment nur aus meinem persönlichen Filmerlebnis heraus beurteilen, welches als ein unvorbereiteter, leicht masochistischer Trip beschrieben werden kann. Nun werde ich mich mal zu dem ganzen belesen, um die Fragezeichen zu reduzieren.

                                          EDIT: Nach Zweitsichtung auf 10 hoch gewertet.

                                          13
                                          • 8 .5
                                            Daggiolone 06.02.2018, 23:11 Geändert 06.02.2018, 23:11

                                            Wer SPOILER findet dem ist das egal oder hat diese Warnung nicht gelesen...

                                            Seit Jim Carrey in der Trumanshow eine der genialsten Filmideen mit seiner Gesichtsakrobatik ruiniert hat, habe ich alle weiteren Filme mit ihm gemieden. Ich bin zwar immer noch kein großer Fan, aber diese Rolle hier bringt er richtig gut. Und Kirsten Gunst ist in meiner Dunst auch gestiegen.
                                            So, genug der Albernheiten. "Vergiss mein nicht!" ist ein witziger, charmanter, ziemlich skurriler und richtig schöner Film. Zwar ist das Ende zu schnell vorhersehbar, und ein Ende bei dem sie nicht herausgefunden hätten, dass sie sich bereits kannten hätte den Kitschanteil etwas reduziert. Dafür befindet sich neben der Neuanfang-Botschaft zusätzlich noch die Wir-dürfen-die-schönen-Seiten-nicht-vergessen-Ebene in dem Finale. Schlicht einfache Unterhaltung, aber auf hohem Niveau.
                                            Michel Gondry war mir bisher kein Begriff, aber er hat mich Neugierig auf mehr gemacht.

                                            6
                                            • 5
                                              über The OA

                                              Für ein wenig Unterhaltung reicht es. Aber im Prinzip ist die Serie ein großer Schwachsinn, der oft unfreiwillig komisch ist, und wo vieles keinen Sinn ergibt. Als hätten die Macher eine an und für sich gute Idee nicht zu Ende gedacht. Und Apropos Ende...Au weia....

                                              6
                                              • 7

                                                Ich habe keine Ahnung wie wegweisend 1970 dieser Film in der avantgardistischen Kurzfilmszene war, daher kann ich ihn nur aus meiner persönlichen heutigen Perspektive beurteilen.
                                                Mich hat der Kurzfilm nicht wirklich gepackt. Es gibt in diesem Bereich heute einfach deutlich stärkere Werke, wie das geniale Bobby Yeah von Robert Morgan, an das mich einige sexuelle Symbolismen hier erinnert haben. Übrig bleibt ein interessantes Werk, welches mir für Lynch Verhältnisse zu geradlinig ist.
                                                Durch den Lynch-Bonus und fast 50 jähriger Geschichte ist es dennoch sehr interessant The Grandmother zu gucken, daher gibt es zwei extra Punkte.

                                                5
                                                • 8

                                                  Schon eigenartig, dass dieser Film 20 Jahre an mir vorbei ist. Ich bin immer verrückt nach skurrilen Filmen, und bin schon lange der Meinung, dass man den Mindfuck endlich als eigenes Genre in den Kanon aufnehmen sollte. Meinetwegen kann man ihn auch anders nennen.
                                                  Being John Malkovich ist ein Mindfuck-Light. Ein Hollywood-Mindfuck. Ein Mindfuck zum Einstieg in das Genre. Es ist alles auf witzig gemacht, trotz extrem surrealer Elemente ergibt immer alles einen Sinn, und die Metaebene ist schneller erreicht, als dass man Cameron Diaz erkennt. Diese vor allem für ihr 7 Meter breites Lächeln anstatt für ihre Schauspielerische Begabung bekannte Frau sorgt auch nicht gerade für wahnsinnig viel Tiefe.
                                                  Aber Being John Malkovich wirkt auch nicht, als sei hoher Anspruch seine Intention. Dieser Film unterhält auf sehr hohem Niveau und bedient sich humorvoll dem Absurden. Ein Film der Spaß macht, und den ich mir lieber ansehe als so manchen Mindfucker der mit Ach und Krach eine tiefe Ebene zu erreichen versucht, und an seinem eigenen Anspruch scheitert.
                                                  Sehenswerte Unterhaltung!

                                                  9
                                                  • 9

                                                    Dieser Film hat es geschafft, dass ich David Lynch besser verstehe. Und das heisst was! Wer sich für Kunst interessiert, wer selbst kreativ ist und vielleicht auch andere können hier erkennen, dass Lynch die wahre Essenz der Kunst verkörpert. Ich verbeuge mich zutiefst vor diesem gebeutelten, genialen Geist, den man selber wohl nie verstehen wird. Aber seine Art zu denken wird einem offenbart.

                                                    8