EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    EudoraFletcher68 08.10.2018, 07:45 Geändert 08.10.2018, 22:44

    Hatte den im Kino gesehen. Wann wird das gewesen sein? 1987 oder 88? Wusste nur noch, dass er mir gefallen hat. Nun bei erneuter Sichtung gefällt er mir wieder wie beim ersten Mal, da ich mich an nichts erinnern konnte. Allerdings taten sich für mich heute Fragen auf, die ich mir damals wahrscheinlich gar nicht stellte, weil ich die seltsamen Szenen einfach hinnahm.

    ANFANG HANDLUNGSSPOILER
    Neben dem Kriminalfall geht es auf der manifesten Ebene wohl auch um Lynch Variation des Widerspruch und der Spaltung zwischen bigottem Vorstandleben und seelischen Abgründen und Perversionen hinter der Fassade zu sehen, sowohl gesellschaftlich als auch individuell. Der Protagonist, der die Hure für den leidenschaftlichen Sex und zum Ausleben seiner sadomasochistischen Fantasien braucht und gleichzeitig mit dem braven Vorstadtmädchen Sandy anbandelt, ohne dass dies erkennbar zu einem Konflikt in ihm führt. Beide Frauen sind wie extreme Pole inszeniert. Dazu passend, die eine schwarzhaarig, die andere blond. Gegen Ende des Films taucht dann auch noch Dorothy ganz konkret nackt vor Jeffreys Haus auf, als er gerade mit Sandy dort vorfährt. Dann ist da noch eine offensichtlich ödipale Dynamik im Vordergrund. Ansonsten kann ich die darunter liegende Bedeutung nicht erfassen, obwohl das Deuten von Träumen zu meinem Beruf dazu gehört.
    ENDE HANDLUNGSSPOILER

    Visuell war mir „Blue Velvet“ ein Genuss.

    „It´s a strange world.“

    Mit Interesse lese ich die Kommentare der anderen und denke mir, aha, so könnte man Lynch also auch verstehen!

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      EudoraFletcher68 08.10.2018, 07:43 Geändert 08.10.2018, 07:44

      Sehenswerte Doku über Originaldrogendealer aus Miami, die über ihre Geschäfte in den 1970/80ern aus dem Nähkästchen plaudern. Hauptsächlich ging es um Koks, aber auch um Marijuana. Ich hab inzwischen wahrscheinlich schon zu viel zu dem Thema gesehen, sodass mich diese auf jeden Fall gute Doku nicht so sehr beeindruckt hat.

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      • 7 .5

        Romantisches Märchen für Erwachsene. Gelungene Kombination aus Künstlichem und Echtem.

        ANFANG HANDLUNGSSPOILER
        eine böse Hexe und ihren Schergen, ein Prinz, eine Prinzessin und ein paar Helfer. Es geht um Liebe, Erlösung, Tod und Verrat. Dann taucht auch noch kurz John Lurie auf.
        ENDE HANDLUNGSSPOILER

        Ich mag Elvis, deshalb haben mir die Gesangseinlagen gefallen. Ich habe mich öfter nach der Bedeutung der Ereignisse gefragt, z.B. der Autounfall am Wegesrand mit der sterbenden Frau. Aber das ist halt Lynch, da verstehe ich vieles nicht.

        Ich bin vor allem froh, dass ich nicht leiden musste wie bei Inland Empire und den Film nun von meiner Watchlist nehmen kann.

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        • 8

          Doku über Gilliams Produktion von Don Quichote. Auch sonst erfährt man so einiges über seinen Werdegang. Empfehlenswert für alle, die sich für den Mann hinter den Meisterwerken „Fear and Loathing las Vegas“, „der König der Fischer“, „das leben des Brian“ und „12 monkeys“ interessieren. Nachdem ich die Doku gesehen habe, habe ich den Impuls „the man who killed Don Quixote“ hoch zu werten, einfach aufgrund der vielen Probleme, die auftraten. Es ist ja wirklich fast so, als habe sich da alles gegen ihn verschworen. Und irre ist ja, dass diese Doku von 2002 ist! 16 Jahre später kommt dann der Film mit ganz anderen Hauptdarstellern (Jonathan Pryce statt Jean Rochefort und Adam Driver statt Ewan McGregor statt Jonny Depp). Ich freue mich auf einen 2. Teil der Doku.

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          • 6
            • Schön, dass du anscheinend die letzte Diskussion zum Anlass für deinen Artikel genommen hast. Und da ist absolut etwas dran, was du da schreibst. Allerdings vergisst du entscheidende menschliche Bedürfnisse nach Sicherheit und Orientierung. Deshalb laufen ja diese unheimlich langweiligen Dingsda-(Ausdruck vergessen)Filme auch so super: Viele wollen eigentlich nur ständig denselben Film (Slasher/Superhelden/und was es da noch so gibt) in leichten Varianten anschauen. Da wird man nicht verunsichert oder irritiert und weiß auch schon genau was auf einen zukommt.
              Du bist da ganz anders, Daggiolone, zumindest in deinem Filmgeschmack, eben sehr experimentell und neugierig. Aber du wirst die anderen diesbezüglich nicht ändern können. Für deinen Ansatz werben find ich gut, mich hast du schon halb überzeugt ;-). Allerdings seh ich mich auch irgendwo zwischen den beiden Polen.

              „Warum gucke ich mir einen Film an, dessen Buch ich schon kenne, wenn der Film identisch zum Buch ist? ... Dann brauche ich doch nur eines von beidem.“ Sehe ich nicht so, eben weil es ein völlig anderes Medium ist. Ich wünsche mir bei einem Buch das ich sehr schätze, aktuelles Beispiel „Schloss aus Glas“, dass die Filmemacher das, was für mich das Tolle am Buch war, im Besten Fall auch sehen und genauso umsetzen, wie ICH (Egomanie ;-)) mir eben denke, dass es sein sollte. Bei „Schloss aus Glas“ ist das ganz gut gelungen. Das ist natürlich ein völlig egozentrischer Ansatz, keine Frage. Das ist das Kind in mir, das ein Lieblingsmärchen hat und das soll nicht verändert werden. Wenn der Regisseur es schafft, die Momente, die mich beim Lesen tief berührt haben, so aufzugreifen, dass ich sie wieder finde, dann ist mir der Film wertvoll.

              „Es gibt Filme, da schafft man es nur mit Mühe und Not, das originale Buch noch zu erkennen, und oft sind dies die besten Buchverfilmungen.“ -> Das sehe ich ganz genauso! Denn da sind es klar erkennbar zwei ganz verschiedene Dinge, bzw. der Film eben eine Assoziation zum Buch. So ähnlich wie bei manchen Remakes von Filmen, das kann total super sein.

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                EudoraFletcher68 06.10.2018, 08:47 Geändert 28.01.2022, 22:07

                Dramaturgisch HERVORRAGEND gemachter Film über ....

                ANFANG SPOILER
                ...sexuellen Missbrauch, Täter und Opfer, die Folgen. Ungewöhnlich aber nicht undenkbar ist, dass das Opfer 15 Jahre später den Täter aufsucht und ihn konfrontiert. Aus seiner Sicht ist er kein Pädophiler (d.h. er ist nicht grundsätzlich sexuell an Kindern bzw. pubertierenden Mädchen interessiert), sondern hat sich einmalig in ein Mädchen verliebt. Als sie ihn konfrontiert, empfindet er keine Schuld, sondern ist eher ärgerlich, dass sie ihn aufsucht und fühlt sich von ihr bedroht. Er will sie loswerden, sagt ihr, dass es der größte Fehler seines Lebens gewesen ist, sich mit ihr einzulassen, für den er mit 4 Jahren Gefängnis bezahlt hat. Dann entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden, den ich zwar unrealistisch finde, aber nichts destotrotz sehr gelungen, weil hier offen ausgesprochen wird, was die beiden Protagonisten gedacht und gefühlt haben könnten.

                Er sagt dann ein paar Dinge, die deutlich machen, in welchem Realitätsverlust sich der Täter (immer noch) befindet: „We both knew the risks“. Völlig absurd natürlich, ein 13jähriges Mädchen weiß gar nicht, was sie für ein Risiko eingeht, wenn sie eine sexuelle Beziehung zu einem Erwachsenen eingeht.

                Sehr gut verstanden haben Autor und Regisseur die emotionale Unreife des Missbrauchstäters: Er scheint für einen kurzen Moment wirklich geglaubt zu haben, dass er mit dem Mädchen durchbrennen würde (wie alt ist man wohl geistig/emotional, wenn man glaubt, man könnte wirklich mit einer Minderjährigen durchbrennen?) und macht dann etwas, an dem sich seine Unreife noch auf einer anderen Ebene deutlich macht: Nachdem ersten Geschlechtsverkehr mit ihr lässt er sie einfach allein, weil er sich durcheinander fühlt, „I had to clear my head“. Denkt überhaupt keine Sekunde darüber nach, was das wohl mit dem Mädchen macht. Und genau das soll hier mE verdeutlicht werden: Dass er sowieso sich nicht in das Mädchen und was die ganze Beziehung wohl mit ihr machen könnte, hinein versetzt hat (in der Forschung ist man sich auch einig, dass die Täter ein Empathiedefizit haben. Interessant dabei ist, dass sie einerseits keinerlei Mitgefühl mit ihren Opfern haben, andererseits sich aber soweit gut einfühlen können, dass sie intuitiv genau wissen, wie sie diesen nahe kommen können.)

                Sehr erfreulich finde ich außerdem, dass der Täter nicht als schmieriger Unsympath dargestellt wird, sondern als netter Nachbar, der da irgendwie (aus seiner Sicht) rein geraten ist. Das erschwert es dem Zuschauer, ihn direkt abzulehnen und das finde ich finde ich extrem wichtig. Denn das Bedürfnis der meisten Menschen, „so jemanden“ aus der Gesellschaft raus zu schmeißen, ist genauso problematisch wie das Missbrauchsverhalten der Täter selbst. Das Schaffen von Sündenböcken dient einzig und allein dazu, den Rest der Gesellschaft sauber zu halten und die Ausgrenzung der Täter führt zu einer Festschreibung auf ihre Handlungen und somit ist der sexuelle Missbrauch / Täterschaft das einzige, was ihnen bleibt. Es kommt so zu einer Fixierung und Fortführung.

                Dass sexueller Missbrauch schwer wiegende emotionale Folgen für die Opfer haben kann, ist bekannt und wird in „Una und Ray“ nicht verharmlost. Auch die Folgen des Missbrauchs für Una sind schlüssig dargestellt: Sie sexualisiert ihre Beziehungen, bzw. nimmt über Sex Kontakt auf, trinkt zuviel.

                Nicht so ganz stimmig war für mich der Film an der Stelle, als sie ihn nach Hause verfolgt und sich mit ihrer Anwesenheit an ihm rächt. Ich würde doch denken, dass der Besuch in seiner Firma ihr erstmal genug Gefühle gemacht hat. Vielleicht hat man das so gelöst, damit man als Zuschauer Mitleid mit Ray bekommt (mir ging es jedenfalls ein bisschen so, als sie wie ein Racheengel bei ihm auftaucht). Das kurze Telefonat, das sie mit ihrer Mutter führt, ist wiederum ziemlich genial (auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass es so stattfinden würde), weil darin in wenigen Sätzen angedeutet wird, dass sexueller Missbrauch im Kontext der Beziehungsdynamiken der Herkunftsfamilie stattfindet.

                Spannend dann auch die Frage, ob Ray eigentlich pädophil und ein Wiederholungstäter ist oder nicht. Es gibt Täter, die nicht im eigentlichen Sinne pädophil sind und durchaus sexuelle Beziehungen zu Gleichaltrigen haben, aber schlicht und ergreifend keine Grenzen haben, wo welche da sein sollten, sich situativ auch von Kindern sexuell angesprochen fühlen und ihren sexuellen Impulsen dann nachgehen.
                ENDE SPOILER

                Chronologie und Aufbau des Films finde ich wahrhaft gut durchdacht. Die Schauspieler sind auch herausragend.

                Falls sich jemand wundert, warum ich mir heraus nehme, die Stimmigkeit der Geschichte zu beurteilen - ich bin dafür beruflich qualifiziert.

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                • 8 .5
                  EudoraFletcher68 06.10.2018, 06:45 Geändert 06.10.2018, 06:51

                  Schöne Komödie um einen Videoladen in einer Kleinstadt in New Jersey. Stadt und Lokalkolorit sind gut eingefangen. Die Idee mit den geschwedeten Filmen ist sehr lustig und anscheinend wurde daraus ein Trend von dem ich aber nie etwas mitbekommen habe. Großartig ist die Kreativität, die dabei an den Tag gelegt wird! Davon hätte ich gerne mehr gesehen. Das macht „Be kind Rewind“ für mich wertvoll. Als kleines Schmankerl gibt´s noch Sigourney Weaver in einer Nebenrolle als fiese Anwältin, die der Kreativität Einhalt gebietet. Einige Sprüche sind super gelungen („He plays the piano not a finger machine.“).

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                  • 7
                    EudoraFletcher68 06.10.2018, 06:44 Geändert 06.10.2018, 08:14

                    Ecto1 hat mich auf „Crossroads“ aufmerksam gemacht. Danke.
                    Wer gerne Blues hört und mit einem leicht klischeelastigen Jugendfilm klar kommt, kann hier nichts falsch machen. Ein 80jähriger Bluesmusiker, der im Altenheim vor sich hin gammelt, ergreift die Gelegenheit mit einem 15Jährigen, der Blues spielen will, einen Roadtrip zu unternehmen. Er versorgt ihn dabei mit seinen Weisheiten.
                    „Blues aint nothing but a good man feelin bad.“
                    Interessant finde ich außerdem, dass die Hintergrundgeschichte quasi eins zu eins von „Supernatural” aufgegriffen wurde (Stichwort „Crossroads Demon“).

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                    • 8

                      Es geht parallel um den Afghanistan Krieg und die Berichterstattung darüber. Meryl Streep als Journalistin, Tom Cruise als schmieriger Politiker (in solchen Rollen finde ich ihn richtig gut, ansonsten kann ich ja wenig mit ihm anfangen) sind ein passendes Paar. Mit wunderbar schwarzem Humor lässt Redford die beiden miteinander interagieren. Großartig: intelligente Wortwechsel! Ich liebe Robert Redford! Umso mehr kurz nach „Wir waren Helden“ mit Mel Gibson.

                      Sehr schön zeigt „Von Löwen und Lämmern“ wie manipulativ auch die westliche Berichterstattung ist.
                      Kurzer Exkurs: Neulich habe ich auf Bayern2 einen guten Beitrag darüber gehört, dass man seit ungefähr kurz vor dem 2. Weltkrieg Gründe benötigt, um der Bevölkerung einen Krieg zu „verkaufen“, nach dem Motto „Seit 5.45 Uhr wird zurück geschossen“. Davor war man Kaiser oder König und musste sich nicht erklären. Es ist also scheißegal, ob es die Wahrheit ist oder nicht, man muss nur etwas überzeugend behaupten (sich gegen den Terrorismus aus Afghanistan verteidigen, behaupten Sadam Hussein produziere biologische oder Atomwaffen, inzwischen wird diese Legende ja wieder für den Iran verwendet). Also: Obacht wenn solche Meldungen kommen, auch bezüglich Russland.

                      Redford taucht als Professor in einer Parallelgeschichte auf, von der man eine ganze Zeit lang nicht weiß, wie sie mit dem Rest zusammenhängt.

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                        EudoraFletcher68 05.10.2018, 07:15 Geändert 16.06.2022, 20:51

                        Wie dieser Film wohl in meinen DVD-Stapel gekommen ist? Wahrscheinlich war´s BossMarco mit seinen 10 Punkten (Hoffentlich entfreundest du dich nicht von mir nach diesem Kommentar). Mein Impuls nach 20 Minuten war, den Film mit 0 Punkten zu bewerten. Dann hab ich mir nochmal die Kommentare durch gelesen und beschlossen, mich etwas in Geduld zu üben.

                        Gleich zu Beginn wird nämlich schon klar gemacht, wer hier „die Guten“ und wer „die Bösen“ sind: Eine amerikanische Einheit machte einen Marsch für ein Begräbnis oder eine Ehrung oder so etwas in derArt, jedenfalls ist alles ganz feierlich und da werden sie aus einem Hinterhalt heraus von den bösen Vietnamesen überfallen und abgeschlachtet (nicht dass die Vietnamesen harmlose Herzchen gewesen wären, die wussten sich ja recht gut gegen die USA zu wehren, aber mit dieser Szene am Anfang positioniert sich der Film halt. Dazu passt Mel Gibson perfekt). Ich kann einen solchen Film nicht unabhängig vom realen Hintergrund (dass die USA aus machtpolitischen Interessen entschieden haben, Vietnam zu „befreien“ und dabei sehr, sehr großen Schaden in der Region angerichtet haben und schließlich militärisch gescheitert sind) anschauen, noch dazu, soll er ja auf realen Begebenheiten beruhen (Siehe Wikipedia: „Während Regisseur Randall Wallace und das gesamte Produktionsteam für sich in Anspruch nehmen, exakt nach Zeitzeugenberichten gearbeitet zu haben,...“). Man könnte dem entgegen halten, dass hier halt nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt und es ging eben nur um diesen einen Einsatz. Dazu kann ich nur sagen, dass man auch hier Kontextinformation einfließen lassen hätte können, hat man aber nicht. Man hat sich bewusst so entschieden und ausschließlich lauter hochmotivierte Soldaten gezeigt, die sich für eine gute Sache einsetzten/Befehle ausführten.

                        Dass dann deutlich wird, dass Krieg scheiße ist und man da umkommt, ist nichts Neues. So richtig zum Kotzen fand ich dann, wie Gibson zu seiner Familie nach Hause kommt und alle dann ganz glücklich miteinander sind. Fein fein. Dann passt ja alles wieder. Überhaupt ist die Darstellung der Partnerschaften der Soldaten echt das Hinterletzte. Die Ehefrauen sitzen daheim, passen auf die Kinder auf und warten, dass ihre Männer zurück kommen.

                        Mal abgesehen von seiner (gesellschafts-)politischen Aussage, wozu muss man im Jahr 2000 soviel Geld in die Hand nehmen, um einen Film zu drehen, der keine neuen Aspekte aufzeigt oder irgendetwas filmisch Wertvolles (Eine Szene gibt es, die hat mir gefallen, bei Minute 71, da kommt mitten aus dem wilden Schusswechsel ein Schnitt zur staubsaugenden Ehefrau.) an sich hat?

                        WIR WAREN HELDEN kann im Vergleich zu guten Filmen über den Vietnamkrieg nicht im entferntesten mithalten und hat damit bei mir auch keine Existenzberechtigung.

                        Je mehr ich von Mel Gibson sehe, desto ätzender finde ich den ganzen Typen. Ach was waren das für Zeiten, als ich ganz harmlos „Braveheart“ gesehen und gemocht habe.

                        Mel Gibson ist hiermit auf meiner schwarzen Liste.

                        3 Punkte für die Basisqualitäten des Films: Kamera, Schauspieler, Technik, Ton, Maske und was es da sonst noch so an Handwerk gibt.

                        https://boxd.it/h0Ene

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                          EudoraFletcher68 04.10.2018, 22:57 Geändert 28.10.2018, 09:04

                          Als der Film anfing dachte ich noch, aha, da hat man 1972 quasi noch in aller Unschuld einen Film über eine Liebesbeziehung zwischen einem 25jährigen Mann und einem 15jährigen Mädchen gedreht. Dass es sich hierbei um sexuellen Missbrauch und eine Straftat handelt, wird nicht thematisiert. Vielleicht war es damals in den USA auch noch nicht strafrechtlich relevant. In Deutschland zumindest ist spätestens seit 1973 Geschlechtsverkehr mit unter 16jährigen Mädchen eine Straftat (Kleiner Exkurs: Ausschließlich der Mann wird wegen GV mit einem unter 16 Jahren alten Mädchen bestraft, selbst wenn er selbst unter 16 Jahren alt ist. Geschlechtsverkehr zwischen einer volljährigen Frau mit einem männlichen Jugendlichen, war zumindest bis 2009 im Gesetz nicht vorgesehen.). Jenseits des Strafrechts wurde in der Forschung über die Folgen (sexueller) Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend doch auch schon in den 1970ern davon ausgegangen, dass eine sexuelle Beziehung mit so einem Altersunterschied negative emotionale Folgen für den/die Jugendliche/n haben kann.).
                          Auch wenn mir die Handlung zu konstruiert ist, wird im Verlauf dann auch sehr schön deutlich,....

                          Anfang Handlungsspoiler
                          ...inwiefern der Altersunterschied zwischen den beiden problematisch ist. In dem Zusammenhang ist es dramaturgisch sehr gelungen, dass man die Gedanken des Mädchens immer wieder hört und erfährt, was da so in ihr vorgeht, wie sie die Handlungen ihres Freundes verharmlost und bagatellisiert und dann aber Stück für Stück sich von ihm emanzipiert, reift und dann doch beginnt sein Handeln und ihn als Person in Frage zu stellen.
                          Ende Handlungsspoiler

                          Auch vom Visuellen her finde ich „Badlands“ sehenswert.

                          ACHTUNG Interpretations-Spoiler
                          Ich würde sagen, Oliver Stones hat sich für „Natural Born Killers“ hier ein paar Anregungen geholt (z.B. die Bewunderung, die der Protagonist für seine gewissenlosen Taten erfährt, nachdem er geschnappt wird)
                          Der Film hat für mich in gewisser Weise auch eine moralische Message, die mir nicht so gut gefällt, so nach dem Motto: Mädchen, lasst euch nicht auf eine Beziehung zu einem Mann aus dem Prekariat ein! Das gibt nur Unglück über euch! Lasst euch (wie meine Oma früher zu mir zu sagen pflegte) als erstes Mal die Kontoauszüge von eurem Verehrer zeigen.

                          Danke an Heckenritter für die Empfehlung.

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                            Obwohl der Film weitestgehend in der Natur spielt, ist er völlig entfremdet von jedweder Natur.
                            Ich hatte das Buch gelesen, es hatte mir gefallen, auch wenn es nicht zu meinen Lieblingsbüchern zählt, fand ich es witzig und unterhaltsam und so dachte ich: Ok, schau ich mir den Film an. Zumal mir Avatar gut gefallen hat, nicht wegen der Handlung, sondern wegen der Bilder.
                            „Life of Pi“ finde ich enttäuschend. Was mich extrem stört, ist die Neigung, alles zu verschönen und das, wovor es einem im Buch so schön gegruselt hat, weg zu lassen.
                            Allein der Anfang: Wer schon mal in einigen Bundesstaaten Indiens war und die dortigen Tierparks gesehen hat, kann beim Anblick der märchenhaften Anfangsszenen nur müde den Kopf schütteln. Es ist irgendwie bollywoodartig und ich hasse Bollywood. So geht´s dann halt auch weiter: Auf dem Boot, auf das sich der Protagonist, das Zebra, die Hyäne und der Tiger Richard Parker retten, ist es auch alles immer schön sauber. Das Zebra wird gefressen, wo bleibt das Skelett und das Blut? Wo bleiben die ganzen Ausscheidungen von allen Beteiligten? Schade auch, dass es alles offensichtlich computeranimierte Tiere sind.
                            Die Story fand ich teilweise noch ganz lustig, aber durch die fehlende Tiefe der Charaktere und die fehlenden Schattenseiten im Film, wird dieser uninteressant.
                            Ich habe es nicht unbedingt bereut, mir den Film angeschaut zu haben, aber allein wenn ich darüber nachdenke, was er gekostet hat, dann finde ich das Ergebnis doch erschütternd.

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                              EudoraFletcher68 04.10.2018, 06:46 Geändert 14.03.2022, 06:59

                              Ich kann mich nicht erinnern, diese Filme als Kind gesehen zu haben und so fehlen Bezug und die Bereitschaft, mich neu auf diese altertümlichen Western einzulassen.
                              Synchro mag ich nicht und Untertitel lesen, ist zwar ok, aber dann will ich auch was für meine Mühen bekommen. Hier habe ich den Eindruck, dass einzige, was ich bekomme ist ein uralter Schinken.
                              Schade - vielleicht probiere ich es in 20 Jahren noch einmal.

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                                EudoraFletcher68 04.10.2018, 06:44 Geändert 04.06.2022, 10:59

                                Schönes 70er Jahre Roadmovie durch Mexico – tolle Drehorte!
                                Hab mich ein wenig schwer getan mit dem Erzählstil und den Dialogen auch wenn ich ihn optisch ziemlich gelungen fand.
                                Am besten hat mir die Fahrt mit dem Kopf gefallen. Ich meine, da gibt´s den ein oder anderen neueren Film, der diese Idee aufgegriffen hat, komme aber nicht drauf welcher das ist.

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                                  EudoraFletcher68 03.10.2018, 18:52 Geändert 04.10.2018, 08:27

                                  Mal wieder ist der deutsche Titel völlig sinnfrei. „Obsession“ ist der einzig sinnvolle Titel, der auch das Thema des Films benennt, was aber keinesfalls schadet. In der ersten halben Stunde hatte ich öfter den Impuls, über den Fernseher zu wischen und den Nebel, der über dem gesamten Film liegt, zu entfernen. Das ist echt ein ungewöhnliches Bild.

                                  ANFANG Spoiler
                                  Neben verschiedener Obsessionen, um die es hier geht, ist es auch eine fiese Geschichte wie man aus Schuld- und Verlustgefühlen eine Psychose entwickeln kann. Außerdem ein raffiniertes, sehr langfristig geplantes Verbrechen. Der Bösewicht muss auch eine Obsession für den Hauptprotagonisten haben, um sich über Jahrzehnte hinweg nur damit zu beschäftigen, wie er ihn zerstören kann. Wahrscheinlich verleugnete Homosexualität. Und dann auch noch Inzest.... der Wahnsinn!
                                  ENDE Spoiler

                                  Interessantes Filmerlebnis, auf das man sich aber echt einlassen können muss. Ansonsten hat man nur das Empfinden, irgendein alter Schinken läuft da vor einem ab.

                                  Dann spielt er auch noch zum Teil in New Orleans, weshalb er in meine Louisiana-Film-Liste aufgenommen wird.

                                  Ich habe mich gefragt, warum der Film, obwohl von 1976, sowohl von der Inszenierung als auch von den Bildern her so wirkt als wäre er 20 Jahre älter. Ist das als Hommage zu verstehen?

                                  Vielen Dank an Yupyum für die Empfehlung.

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                                  • EudoraFletcher68 03.10.2018, 06:42 Geändert 03.10.2018, 11:28

                                    Dann hat es also auch Vorteile, wenn man so wie ich, Filmplakate meistens ignoriert und sich in der Regel keine Trailer anschaut. Im übrigen sehe ich auch selten Filme, die auf diese Art total gespoilert werden können.

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                                      Wenn mir jemand verraten hätte, dass Kim Coates (Tic aus SOA) mitspielt und die Geschichte in New Orleans spielt, hätte ich mir den Film bestimmt schon eher angeschaut. „Sinners and Saints“ weckte bei mir also erstmal positive Assoziationen. Tatsächlich ist auch die Atmosphäre von post-Katharina New Orleans sehr gut eingefangen. Wer, wie ich, den lokalen Dialekt mag, dem empfehle ich die OV. Ansonsten wird viel rum geschossen, Kim Coates hat leider nur einen sehr kurzen Auftritt und die viele Gewalt und Action gehen für meinen Geschmack etwas auf Kosten der Story und der Handlung. Mir leuchtet nicht ein, wofür das nötig ist. Die Schauspieler tun was sie sollen, die Charaktere und ihre Beziehungen sind gut heraus gearbeitet und die Dialoge passen auch. Ist dennoch einer der Filme, deren Inhalt ich bald vergessen haben werde.

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                                        EudoraFletcher68 03.10.2018, 06:28 Geändert 03.10.2018, 16:36

                                        Noch einmal Nicolas Cage in New Orleans (siehe Bad Lieutenant, 2009), aber hier als eigentlich braver Bürger, den er überzeugend rüber bringt. So gefällt er mir besser denn als völlig überzogener Irrer.

                                        Anfang Handlungsspoiler
                                        Wills (Nicolas Cage) Frau Laura wird vergewaltigt. Das verändert alles.
                                        Ende Handlungsspoiler

                                        Die Stadt ist ganz gut in Szene gesetzt, aber weil der Film einen so mitreißt, habe ich das zwischendurch vergessen. Als allerdings das Geschehen im Superdome (dort wurden die Einwohner während Hurricane Katrina untergebracht) weiter geht, fiel es mir wieder ein. Ziemlich absurdes Spektakel, das sich dort abspielt. Dafür müssen die Tonnen um Tonnen von Erde in die Halle bringen. Dann einen kurzen Bezug zu Katrina: Neben dem Superdome wohl ein Einkaufszentrum, das seitdem leer steht.
                                        Auch wenn ich die Geschichte gelinde gesagt, nicht besonders realitäsnah finde, hat mir der Film doch recht gut gefallen, vor allem wegen Cage.

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                                          EudoraFletcher68 02.10.2018, 21:03 Geändert 08.03.2025, 13:30

                                          Mal abgesehen davon, dass ich Adam Driver mag und Terry Gilliam auch und mir der Film soweit gefallen hat, ich ihn aber nicht gigantisch finde, im Gegensatz zu anderen Filme von ihm, gingen mir danach die folgenden Überlegungen durch den Kopf:

                                          Im Film spiegelt sich das große Mühen um die Realisierung wieder, sprich auch als Zuseherin mühte ich mich stellenweise ganz schön ab. Dann handelt es sich auch um Reise in die (verklärte) Vergangenheit eines Regisseurs (in dem Sinn ist er wahrscheinlich irgendwie auch autobiographisch) und die Konfrontation mit den realen Folgen der vergangenen Handlungen. Unser Held muss ganz schön hart dafür bezahlen. Und dann ist es auch noch eine Reise in die innere Welt des Protagonisten, in die eigenen Abgründe.

                                          „The man who killed Don Quixote“ ist für mich außerdem auch eine Antwort auf Marvel und Consorten. Kein (oder wenn dann sehr gemäßigt eingesetzt) CGI, die Superheldenkräfte muss der Zuschauer sich schon selbst vorstellen und der Held Don Quixote verkörpert ja in seiner Essenz einen Antihelden. Insoweit passt der der Film nicht oder gerade sehr gut in das Kino von heute, wenig überraschend saßen wir ungefähr zu acht in der Vorstellung....

                                          Nicht der Beste von Gilliam aber sicher auch nicht sein schlechtester. Und als Gegenpol innerhalb der aktuellen Popkultur auf jeden Fall zu begrüßen. Allerdings hätte er auch gerne 30 Minuten kürzer sein dürfen.

                                          Ein paar Tage und die Doku "Lost in La Mancha" später, gefällt er mir immer besser, da er das tragischkomische Thema von Don Quixote doch sehr gut fasst.

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                                            So, das war jetzt erstmal der letzte Liebesfilm für längere Zeit (zumal ich auch demnächst wieder zu arbeiten anfange).
                                            Lieber Fujay, dieser Vertreter deiner Liste gefällt mir bis jetzt am Besten. Wahrscheinlich weil der Film gleichzeitig auch furchtbar böse ist.
                                            Die Pharma-Vertreter sind super dargestellt. Ich war ganz überrascht, dass sich die Handlung um die real existierende Firma Pfizer und die real existierenden Medikamente Zoloft, Prozac und Viagra dreht. Denn das wird ja alles nicht gerade in einem positiven Licht dargestellt. Ist das dann im Sinne von product placement zu verstehen? So nach dem Motto: Hauptsache man spricht über uns?
                                            Der gruselige Hauptprotagonist kommt überzeugend rüber. Jake Gyllenhaal hatte mir bis dato nichts gesagt.
                                            Nur mit dem Ende bin ich so gar nicht einverstanden.

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                                              Obwohl Liebesfilme nicht mein Ding sind, habe ich „Elizabethtown“ gerne gesehen. Netter Gute-Laune-Film.
                                              Lieber Fujay, ich danke dir für diese Empfehlung!

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                                                Ach Fujay, ich bin offenbar keine Romantikerin, vielleicht einfach nur neidisch, oder was weiß ich was es ist, aber für mich haben da zwei Leute vor sich hin gefaselt, ich fand es weder spannend, noch leidenschaftlich, noch geistreich, noch.... Die Idee, dass sie sich in Paris nach einigen Jahren wieder sehen hat mir schon gefallen, aber sie haben mich nicht erreicht und es hat mich auch nicht interessiert, was sie sich mitzuteilen hatten. Schade. Danke dennoch für die Empfehlung.

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                                                  EudoraFletcher68 02.10.2018, 06:59 Geändert 02.10.2018, 07:00

                                                  Lieber Fujay, danke für die Empfehlung. Ich bin auch so halbwegs einverstanden mit dem Film, sind die beiden Hauptprotagonisten doch sympathisch und die Szenerie (Österreich im Zug und dann in Wien) bringt´s voll. Auch der Blick der Amis auf Österreich ist interessant. Auch dass man für deutsch sprechende Personen dann auch deutsche/österreichische Schauspieler nimmt, finde ich tatsächlich ein Qualitätsmerkmal für einen amerikanischen Film. Trotzdem hat „Before sunrise“ irgendwann nach dem ersten Kuss für mich verloren. Fand die Dialoge stellenweise etwas gekünstelt und es kam bei mir nicht so recht an, was die beiden aneinander finden. Mir hat die Leidenschaft gefehlt, um es klar zu sagen.

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                                                    EudoraFletcher68 01.10.2018, 17:19 Geändert 11.10.2020, 18:39

                                                    Für den normalen Westernfilmgucker ist dieser Film wahrscheinlich eine ziemliche Irritation. Ich wäre gern Mäuschen im gewesen, als der im Kino lief. Da gab es bestimmt viele aufgebrachte Zuschauer :-DD
                                                    Auch ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mit dem was da passiert, etwas anfangen konnte. Von Anfang an sind die (Natur-)Aufnahmen zwar grandios und die Atmosphäre kommt gut rüber. Brad Pitt ist eh immer super. Aber die Geschichte nervte mich erstmal, weil Ford (und im Prinzip auch die anderen) eine grauenhafte Nervensäge ist:

                                                    ANFANG größerer Handlungs- und InterpretationsSPOILER
                                                    Im Grund ein armes Würstchen, der eine Psychotherapie bräuchte: Ein extrem selbstunsicherer Mensch ohne eigene Identität und ohne Krankheitseinsicht.... Der Charakter ist auf jeden Fall stimmig dargestellt und die Geschichte ist schlüssig. Sein (unbewusstes) Selbstbild ist das eines Menschen, den man nicht gern haben kann, den man nicht haben will. Entsprechend wird er dann auch ständig von der Welt abgelehnt und zurückgewiesen. Darüber ist er chronisch gekränkt und beleidigt.
                                                    Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob Ford vielleicht eigentlich auch homosexuell und in Jesse verliebt ist. Dafür gab es jetzt keine so wirklichen Anzeichen, aber passen würde es. Dass er dann das (auch sexuell) begehrte Objekt seiner Begierde lieber zerstört, als sich mit der Realität auseinanderzusetzen, sich von seinen ungesunden Fantasien zu lösen und erwachsen zu werden. Er verbleibt ja in der Rolle des gekränkten (grauenhafter Narzissmus) Kleinen, über den sich die anderen lustig machen und findet da nicht raus. Vermutlich hofft er, dass sich durch die Vernichtung seines Idols ein wenig von dessen Größe auf ihn überträgt. Das ist ein Thema das wahrscheinlich viele Mörder, die ihre Taten aus emotionalen Gründen begangen haben, betrifft: Sie hoffen, durch die konkrete Beseitigung/Vernichtung des anderen könnte sich in ihrem Inneren etwas verändern (meist geht es darum, sich von als unerträglich empfundenen Gefühlen zu befreien).
                                                    Auch Jesse James ist problembeladen. Er kann den Idealisierungen nicht (mehr?) gerecht werden, spürt dass sich hinter seinem Rücken etwas zusammenbraut. Das macht ihm Angst und er reagiert zunehmend paranoid (Der Psychotherapeut würde sagen, er regrediert auf ein früheres Funktionsniveau). Gleichzeitig ist er lebensmüde, auch er fühlt sich wohl leer, trotz oder wahrscheinweinlich wegen all der angstvoller Bewunderung, die ihm entgegen gebracht wird. Er fühlt sich letztlich auch nicht gesehen und das "falsche Selbst" im Alice Millerschen Sinne funktioniert nicht mehr, auch weil es auf einen jungen Mann zugeschnitten ist. Und entsprechend seiner Psychodynamik (eher in Richtung einer Borderline-Störung: schillernd, charmant, impulsiv) wählt er letztlich den Selbstmord durch Ford.
                                                    Wenn ich mir das so recht überlege, ist das eigentlich hauptsächlich ein Film über pathologischen Narzissmus – DIE psychische Erkrankung der heutigen Zeit. Autor und Regisseur greifen also mit Geschick eine Zeiterscheinung heraus und verlegen sie in die Vergangenheit. Besonders deutlich wird die narzisstische Thematik an der Stelle, als Charley zu Ford kommt und sagt „You been chosen.“ Quasi du bist der Auserwählte. Das ist für Ford natürlich das Lebenselixier. Endlich wichtig zu sein! Und nicht nur wichtig, sondern DER Wichtigste! Aber da ist die Beziehung zu James schon so beschädigt und Fords Idealisierung hat schon Risse bekommen. Nicht mehr James soll beurteilen, ob er wertvoll ist oder nicht, sondern anonyme Andere (auf die man alles projizieren kann, da sie ja fremd sind) sollen ihn verehren für die Vernichtung von James.
                                                    Genial auch die Entwicklung des Films nachdem er ihn dann endlich erschossen hat. Sehr schnell ist ein Jahr vergangen und man sieht Ford auf diversen Bühnen in denen er die Geschichte reinszeniert und endlich die Berühmtheit erlangt hat, von der er gehofft hatte, dass diese ihm gegen seine Minderwertigkeitsgefühle und Identitätslosigkeit helfen würde. Ford muss die Situation immer wieder neu durchleben, nur in diesen kurzen Momenten kann er sich stark, selbstsicher und bedeutsam fühlen. Das ist die Tragik von Menschen, die versuchen ihre inneren Probleme im Außen zu lösen. Immerhin zeugt es schon mal von einer gewissen Reife, könnte man sagen, dass er nicht loszieht und den Mord real mit anderen Personen wiederholt, sondern auf der Theaterbühne. Wie konkret die Theateraufführungen allerdings zu nehmen sind, kann man sich fragen. Mir ging es eher so, als handle es sich da mehr um Fords Fantasien: Der Mord an James macht ihn kurzzeitig zu etwas Besonderen, er fühlt sich aufgewertet, bewundert. Dieses Gefühl sucht er immer wieder, indem er die Szene möglicherweise in seiner Fantasie immer wieder durchspielt. Andererseits fühlt er sich schuldig (die Rufe aus dem Publikum: Zuerst „murderer“!...) und hat nach wie vor kein Selbstwerterleben (.....“Coward“!), was nur folgerichtig ist, da man durch eine radikale Handlung im außen halt keinen Selbstwert entwickeln kann, sondern nur durch einen inneren Reifungsprozess, der sich dann in vielen kleinen Handlungen im außen zeigen würde. Insoweit könnte man sagen, dass das Theaterpublikum, analog zum griechischen Chor, auf seiner inneren Bühne seinen Selbsthass und seine unbewussten Bestrafungswünsche repräsentiert. Entsprechend bebildert finde ich das Ganze auch, die Szenen haben etwas (Alb)traumhaftes an sich. Sehr interessant! Und dann passiert das, was der pathologische Narzisst am meisten befürchtet: Es hat alles nichts geholfen und er wird wieder ausgelacht. Das wäre eigentlich der Moment, an dem er auch hätte suizidal werden können. Aber man lässt ihn stattdessen depressiv werden. Im Grunde viel passender, da Ford im Gegensatz zu James ja kein Draufgänger ist.
                                                    Ich kann aus meiner Perspektive als Psychoanalytikerin Autor und Regisseur nur gratulieren über diese ausgezeichnete Darstellung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und der entsprechenden Beziehungsdynamiken. Hut ab! Vergleichbares war ich sonst nur von Woody Allen gewohnt.
                                                    Es war mir tatsächlich mal eine Erfahrung der anderen Art. Interessant auch, wie offen die emotionalen Verstrickungen zwischen den Männer und ihre fast schon hysterisch anmutende Hilflosigkeit diese irgendwie konstruktiv zu lösen, inszeniert wurden.
                                                    Ende SPOILER

                                                    Manches fand ich nicht so gelungen. So hatte ich zum Beispiel den Eindruck, dass man keinen großen Wert auf die Ausstattung in den Häusern gelegt hat. Ich glaube nicht, dass es 1881 schon genormtes Geschirr und Besteck (mit Miniprägung im Löffelstiel bspwse) gab, das aussieht als käme es frisch aus der Fabrik. Aber ich kann mich natürlich auch irren. Auch der Erzählonkel hat mich ein bisschen gestört und ich musste mal wieder an die Regel meiner Drehbuchautorinbekannten „show, don´t tell“ denken. Ich finde die richtig und meine, es gibt nur wenige Ausnahmen, in denen ein Erzählonkel einen Film bereichert.

                                                    Das ist auf jeden Fall ein Film, den ich mir auf jeden Fall wieder ansehen werde. Und dann werden meine Nerven auch nicht so überraschend angesägt werden!

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