Stefan_R. - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan_R.

  • 8 .5

    [D]ass ein entfesselter Michael Fassbender als Sklaventreiber Edwin Epps eine durch und durch verachtenswerte Rolle verkörpert, welche zudem noch mit derartiger Präsenz aufwartet, dass man sie bereits in den ersten Minuten hasst, unterstreicht nur noch einmal umso eindringlicher die von McQueen mit diesem Film bezweckte Intention: Durch das Aufrütteln arbeitet er kontinuierlich und wenig zimperlich gegen das Vergessen an und schafft damit am Ende einen tieftraurigen wie auch äußerst dramatischen Film, der trotz all dem Gezeigten nach und nach zu einem der menschlichsten Kino-Beiträge der jüngsten Vergangenheit reift. Das macht ihn vielleicht nicht einzigartig, aber besonders genug, um sein wichtiges Ziel mit letzter Konsequenz verfolgen zu können. Denn ohne Ziel ist der Mensch nur eins: nichts.

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    • Das Buch von S. J. Watson war super. Bleibt abzuwarten, ob die Verfilmung dem Ganzen in Sachen Atmosphöre und Spannung das Wasser reichen kann.

      • 7

        [...] Visuell ist Robert Strombergs Erstling wie nicht anders zu erwarten ein Augenschmaus, der dann mit Effekten protzt, wenn es vonnöten ist (also bei Schlachten, Kreaturen und allerlei magischem Feen-Handwerk), sich im Übrigen aber auch angenehm im Hintergrund zu halten weiß, insbesondere in jenen Augenblicken, die das Herz und nicht vorrangig das Auge ansprechen. Die für heutige Verhältnisse beinahe schon ungewohnt kurze Laufzeit von nur 96 Minuten (einschließlich mehrminütigem Abspann) findet dabei in der Verteilung dieser Momente ein stets gekonnt ausbalanciertes Miteinander, sodass „MALEFICENT“ nie zu überladen respektive zu red- oder rührselig daherkommt. [...]

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        • 6 .5

          [...] Dass eine Geschichte höchstens zwei, nicht aber drei neurotische Charaktere verkraften könne, wie ein damaliger Verleger nach Durchsicht des Manuskripts ablehnend moniert haben soll, lässt sich angesichts der dreigesichtigen Stargewalt des Films [...] nur schwerlich unterschreiben. Denn wenn „DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS“ von etwas lebt, dann von seinen drei Hauptdarstellern, die sich allmählich in der sich immer schneller drehenden Schicksalsspirale verlieren, die sie selbst einst in Bewegung gesetzt hatten. [...]

          2
          • 9
            über Her

            [...] Das oscar-gekrönte Drehbuch ist eine wahre Meisterleistung in Sachen Figurenzeichnung, die selbst einem Betriebssystem Tiefe und Emotionen einzuverleiben in der Lage ist. Die eigentlich krude Geschichte berührt so zusehends, ohne aufdringlich oder gar kitschig zu sein; sie ist trotz lustiger Momente eine überraschend tiefgründige Reflektion über die Gegenwart, die Zukunft und den ganzen Rest, ohne allzu moralisierend daherzukommen; und sie ist in ihrer konsequenten Weiterentwicklung derart ehrlich, dass man eigentlich gar nicht anders kann, als neben dem imaginären Hut auch noch die verdiente Höchstwertung zu ziehen. Dieses kleine Meisterstück ist ein Film, der im Grunde auch „US“ heißen könnte. Denn wenn wir ehrlich sind, steckt das, was Theodore antreibt, in unser aller Herzen: die Suche nach einem glücklichen wie auch erfüllten Leben. [...]

            6
            • 8

              [...] „MONSTERS“ [ist] entgegen seines Titels gerade kein effektheischender Monsterfilm á la „Cloverfield“ und Konsorten. Vielmehr erzählt er die Schicksalsgeschichte zweier Individuen, deren größter Gegner nicht etwa in Gestalt eines Aliens erscheint, sondern in ihrem eigenen Alltag lauert. [...]

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              • 5 .5

                [...] „MUPPETS MOST WANTED“ bemüht sich nach Kräften, die dünne Krimi-Geschichte, die man in dieser Form schon ähnlich (und vor allem besser) gesehen hat, am Leben zu erhalten, tut sich damit selbst aber nicht gerade den größten Gefallen. Denn eines sollte klar sein: Wenn das Ausgangsmaterial schon nicht viel hergibt, bleiben von diesem Umstand auch die darauf aufbauenden Witze nicht verschont. Und so führt die fromme Bemühung, zu retten, was noch zu retten ist, nicht etwa zu einer hohen Schlagzahl an gelungenen Gags, sondern – welch' Überraschung – zu einer allzu bemüht wirkenden Nummernrevue, die ohne das Spielfilm-Gewand wahrscheinlich deutlich besser funktionieren würde. Zu dumm nur, dass „MUPPETS MOST WANTED“ aber nun einmal ein abendfüllender Film geworden ist, der dem mehr als verdienten Erfolg von vor zwei Jahren mit gierig ausgestreckten Armen hinterherhinkt respektive -hüpft. [...]

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                • 6 .5

                  „THE AMAZING SPIDER-MAN 2: RISE OF ELECTRO“ bietet zweifellos mehr als sein Vorgänger: Ein Mehr an Laufzeit, Action, Gegnern und zugrundeliegender Geschichte. Jedoch schafft es der Film nicht immer, diese begrüßenswerte Steigerung in allen Belangen in einen einheitlichen Fluss zu bringen. Dies lässt ihn, wenn auch auf sehr hohem Niveau, gegenüber seinem direkten Vorgänger an Boden verlieren. [...]

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                  • 7

                    [...] Vordergründig fallen [...] vor allem die opulenten Schauwerte des Films auf und wiederholt ins Gewicht, was ihn im Ergebnis massenkompatibler erscheinen lässt, als er es tatsächlich sein möchte. Tief im Innern ist die toll inszenierte, spannende und überraschend tiefgründige Buchadaption nämlich der bisher beste Beitrag im noch jungen Panem-Universum, in ihrer jetzigen Form jedoch ein wenig vergleichbar mit einem Fotografen, der weiter Bilder von einem herrlich farbenfrohen Garten schießt, während hinter ihm, irgendwo in der Ferne, bereits die Welt untergeht. Den Bildern ist dies egal, denn sie kennen nun einmal kein Donnergrollen.

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                    • 7

                      Der bisher wohl physischste Film im großen Marvel-Universum bietet neben tollen Actionsequenzen und perfekt gecasteten Akteuren auch noch eine Geschichte, deren Verwurzelung in irdischen Gefilden nur zu begrüßen ist. Als interessante Mischung aus recht intelligentem Verschwörungs-Thriller und Agenten-Action konzipiert, funktioniert „CAPTAIN AMERICA 2: THE RETURN OF THE FIRST AVENGER“ auf beinahe allen Ebenen vorzüglich und würde wahrscheinlich auch in höhere Wertungssphären vordringen. Doch ein leider nicht immer vorteilhafter Wackelkamera-Einsatz, der vermehrt den Überblick vermissen lässt, und für einen Blockbuster dieser Größenordnung (geschätztes Budget: 170 Millionen US-Dollar) dann doch teils erstaunlich mittelmäßige Effekte wissen dies leider gekonnt zu verhindern.

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                      • 10

                        Obgleich alle Elemente eines Liebesfilms vorhanden sind, ist „LOST IN TRANSLATION“ von Sofia Coppola („The Virgin Suicides“ [1999]) mehr ein modernes Märchen über zwei Menschen, die auszogen, um das Leben zu erfahren. Bob (alternd, in keiner glücklichen Beziehung) und Charlotte (jung, gerade verheiratet) könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch schon während ihres ersten gemeinsamen Streifzugs durch Tokio und dem anschließenden gemütlichen Beisammensein in Bobs Zimmer merken die beiden Amerikaner zwischen den gesprochenen Zeilen, dass sie eines eint: die Unzufriedenheit über ihr derzeitiges Sein. Erst die Gespräche fördern diese Tatsache, die keiner von beiden bewusst aussprechen wollte, ans Tageslicht, und Bob und Charlotte erkennen, dass sie diesen neuen Blick auf ihr Leben so lange gemeinsam auskosten sollten, wie ihnen noch Zeit bleibt.

                        [...] Der leise Film fängt die intensive Freundschaft zweier Gleichgesinnter in ruhigen, angenehmen Bildern ein und nimmt sich viel Zeit dafür, die Protagonisten auf ihrer Reise durch Tokio zu beobachten. Es wird nicht viel gesprochen, vielmehr ist zwischen den Zeilen zu lesen, denn was Sofia Coppola auf der für den Zuschauer nicht sichtbaren Ebene transportiert, ist bemerkenswert. Trotz seiner Ruhe schafft es der Film nämlich, einem die Charaktere in plastischerer Form nahe zu bringen, als es ein Dialogstück jemals schaffen könnte. [...]

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                        • 8

                          [...] Die recht freie Graphic-Novel-Adaption "SNOWPIERCER", eine zweifelsohne sperrige Vertreterin von Sci-Fi-Dystopie, behandelt nicht von ungefähr das Motiv des Perpetuum mobile, eines ewig in Bewegung bleibenden Kreislaufs. Anfang und Ende verschmelzen hier auf Schienen, die Leben und Tod zugleich darstellen. Heraus kommt letztlich ein Film, der sich auch bis kurz vor Schluss nicht in ein allzu enges Genre-Korsett pressen lassen will, sondern immer wieder zwischen gewagter Satire, herrlich überzogener Groteske, anspruchsvollem Genrekino und actiongeladener Gewalt-Ballade schwankt. Und das ist auch gut so. Denn einen interessanteren Mix verschiedenster Stile, darüber hinaus noch gepaart mit einer wichtigen und nachhallenden Botschaft, wird es in diesem Jahr wohl nicht mehr zu sehen geben. [...]

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                          • 5

                            [...] Ryan, der Analyst und CIA-Agent, zieht lieber schnelle Schlüsse als einen Revolver und rettet die Welt selbst im neuen Jahrtausend noch mit Cleverness, analytischem Geschick und einer gehörigen Portion Charme. Das macht ihn auf der einen Seite zwar sehr sympathisch, lässt ihn für den interessierten Zuschauer auf der anderen Seite aber auch als etwas altmodischen Helden daherkommen. Dies ist die eher unschöne Kehrseite der Agentenmedaille und gleichzeitig eines der vielen Lose, welche Ryan in diesem Reboot der erfolgreichen Thriller-Reihe ziehen muss. Denn zumindest filmtechnisch ist die Figur, die schon Alec Baldwin, Harrison Ford und Ben Affleck spielten, noch nicht so recht in der modernen Jetztzeit angekommen. [...]

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                            • 7 .5
                              über Gravity

                              [...] Regisseur und Co-Drehbuchautor Cuarón zeigt uns hier mit einfachsten, aber ungleich effektiveren Mitteln, wie einzelne Menschen, denen sich ihr individueller Beitrag zum Lebensgefüge noch nicht so wirklich erschlossen hat, wieder zu sich selbst finden. Indem sie über sich hinauswachsen, Unmenschliches leisten, entdecken sie sich gleichzeitig neu und lernen schließlich, das Gegebene zu akzeptieren. In „GRAVITY“ ist jeder auf seine persönliche Art mit sich und der Welt im Reinen. Ganz gleich, was war, ist und noch kommen wird. [...] Die Komplexität des Einfachen siegt und beschert dem jeweiligen Zuschauer ein zwar nicht makelloses und sicherlich streitbares, in jedem Fall jedoch intensives, sich auf das Wesentliche konzentrierende Kinoabenteuer, das sich gewaschen hat. Dem einen wird's genügen, dem anderen eher nicht. Oder um es anders zu formulieren: „That's Life“.

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                              • 6 .5

                                Solide, atmosphärisch-dicht umgesetzte Adaption des gleichnamigen Buches, die etwas zu sehr strafft, im Großen und Ganzen aber feine Krimiunterhaltung ohne allzu große Überraschungen bietet. Nicht nur für Kenner der Vorlage sehenswert.

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                                • 5 .5

                                  Der Entschluss, einen japanischen Nationalmythos auf die Leinwand zu bringen, verdient gerade in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um das Erstlingswerk eines amerikanischen Regisseurs handelt, zunächst einmal uneingeschränkten Respekt. Doch Ambitionen alleine reichen zumeist nicht aus: Zu verkopft, um massentauglich zu sein, ist die Hollywood-Fassung der 47 Rōnin letztlich nicht mehr als ein netter Bilderrausch, dem seine ohne Zweifel sehr ehrgeizige Prämisse letzten Endes zum eigenen Verhängnis wurde.

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                                  • 2

                                    Ein Film, der Stephen Sommers' „Van Helsing“ wie eine Opernverfilmung aussehen lässt. Komplett spaßbefreit und sich in seiner eigentlich wunderbar-trashigen Prämisse viel zu ernst nehmend, ist „I, FRANKENSTEIN“ nicht mehr als hochbudgetierte Lächerlichkeit, die sich trotz 90 Minuten Laufzeit zu allem Überfluss auch noch elend hinzieht. Mit diesem klinisch toten Vertreter eines Films hat sich Aaron Eckhart wahrlich keinen Gefallen getan. Da rettet auch eine Reanimierung nichts mehr.

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                                    • 8

                                      „THE PLACE BEYOND THE PINES“, ein Film mit durchaus sperrigem Titel, [...] entwirft über 135 Minuten ein beeindruckendes Schuld-und-Sühne-Geflecht, in dessen Netz sich nicht nur die handelnden Akteure, sondern auch die Zuschauer mehr als einmal verfangen. Einer Spinne gleich, die im Schatten lauert, lockt uns der Film mit einer Starriege an, das Geschehen mitzuverfolgen, nur um plötzlich in einem unbemerkten Moment hervorzuschnellen und jeden, der nicht auf der Hut ist, mitten ins Verderben zu ziehen. Denn auch, wenn der Film nicht sonderlich zugänglich oder gar massenkompatibel daherkommt und übliche Sehgewohnheiten auf eine recht harte Probe stellt, so lässt einen das Gezeigte wohl trotzdem nicht kalt. [...]

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                                      • 7

                                        [...] Man spürt ihn hier und da, den Zauber des Klassischen, der einem Schneegestöber gleich durch die perfekt getrickste Landschaft zieht und eindrucksvoll zeigt, dass das Mausstudio gradlinig und zielstrebig seinen Weg durch das neue Jahrtausend geht. Nur leider wirkt dieses Mal, anders noch als in „Rapunzel“, alles ein wenig steriler, um nicht zu sagen: kälter, was, abgesehen von der nicht zu verleugnenden Ironie des Ganzen, vielleicht die größte Überraschung darstellt. Anders ausgedrückt: Die Verortung in einer Winterlandschaft ist wahrscheinlich derart gelungen, dass sich diese Tatsache auf verrückte Art und Weise auf einen Großteil des Films niederschlägt.

                                        Es ist zugegebenermaßen ein seltsamer Umstand, den man nicht so recht in Worte zu fassen vermag. Denn im Grunde besitzt das CGI-Märchen alle Zutaten eines klassischen Animations-Meisterwerks und verquirlt diese auf modernste Art und Weise zu einem Potpourri der großen Gefühle und massig Spaß. Und natürlich ist dem Rezensenten klar, dass die karge, jedoch optisch ansprechende Schneelandschaft notwendig ist, wenn man ein Märchen über eine Eiskönigin zu inszenieren gedenkt. Keine Frage. Aber dann muss auf Seiten der Charaktere auch genügend Wärme transportiert werden, um der fortschreitenden Kälte auf der Leinwand Einhalt zu gebieten. Dies gelingt Disney in „DIE EISKÖNIGIN“ leider nicht immer überzeugend, zu abgedroschen sind doch teilweise die dargebotenen Klischees, die das moderne Märchen nach klassischer Vorlage bereithält.

                                        Nur manchmal, dann aber glücklicherweise umso prägnanter, durchbricht der Film mitsamt seinen Figuren übliche Schablonen-Muster, indem etwa auf einen wirklichen Antagonisten in dem Sinne verzichtet wird (die vermeintlich Böse ist ja genaugenommen nur das tragische Opfer ihrer Gabe, die sich als Fluch erweist). Stattdessen dürfen erstmals zwei kleine Nebenfiguren unabhängig voneinander ihre fiesen Intrigen umzusetzen versuchen. Das ist neu und erfrischend, weil deutlich wird, dass das Maus-Studio keineswegs immer derart hunderprozentig traditionstreu agiert, wie manch einer zuweilen mutmaßt. Und somit sind es weit weniger die optischen Bombast-Finessen, sondern vielmehr einige kleine und überraschende Details am Rande des schneebedeckten Weges, die abseits aller Kritik letztlich das Kritikerherz erwärmen und Disneys neuestes Weihnachtsmärchen mit Abzügen zum abermals gelungenen Streich für alle Altersklassen werden lassen. [...]

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                                        • 8

                                          Greengrass verzichtet [...] erfreulicherweise auf einen parteiergreifenden Kommentar die fortschreitende Globalisierung betreffend und konzentriert sich lieber voll und ganz auf seine Charaktersierung von Menschen in Extremsituationen. Ganz gleich, ob sie nun auf der einen oder der anderen Seite von Gut und Böse stehen. Dies sind im hochspannenden Action-Drama "CAPTAIN PHILLIPS" sowieso nur zwei einzelne Adjektive unter vielen, deren Grenzen angesichts drohender Gefahr merklich verschwimmen. Und ob einem der Ausgang der Geschehnisse nun bekannt sein sollte oder nicht, spielt hier ebenfalls keine bedeutende Rolle, da eines nur allzu offenkundig ist: Sieger hat dieses Ereignis keine hervorgebracht. Helden vielleicht, ja. Menschen, die selbstlos ihr Leben aufs Spiel setzten, um das der anderen zu retten. Doch glorreiche, stolze Individuen, welche sich mit ihrer Tat brüsten und sich an der ihnen anheimfallenden Anerkennung durch die Gesellschaft laben, sucht man hier vergebens. Denn in dieser Welt, zu dieser Zeit und unter jenen besonderen Umständen kann es eigentlich nur Verlierer geben. Was verbleibt, sind hässliche, innerliche Narben der Zeit, die sich als stille Zeugen eines schier unvorstellbaren Mutes tarnen. Und die nach wie vor bestehende Hoffnung, dass sie irgendwann mal gänzlich verheilen mögen. [...]

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                                          • 6 .5

                                            [...] Das, was geschieht, passiert, weil es passieren soll, weil es eben eine Superheldenverfilmung ist. Man blättert die Seiten um und erfreut sich an den bunten Bildern, die Dinge zeigen, die schlicht unvorstellbar-abgefahren sind. Das ist nun einmal das Genre, das ist Marvel, das ist Kino der imposanten Bilder, in dem Comicfans trotz einiger Abweichungen von der Vorlage zumeist jubeln, während manch ein Anderer den Kopf schüttelt. [...] Doch [...]: Dies ist kein Shakespeare, und vielleicht würde der gute William, gefragt nach seiner Meinung, sich ja selbst zitieren: "Auf Dinge, die nicht mehr zu ändern sind, muss auch kein Blick zurück mehr fallen! Was getan ist, ist getan und bleibt's." Womit man es dann auch schlicht belassen sollte. Denn "THOR – THE DARK KINGDOM" ist, alles zusammengenommen, immer noch ein überdurchschnittlicher Marvel-Blockbuster, der garantiert nicht alles, aber letztlich doch recht viel richtig macht. [...]

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                                            • 5 .5

                                              [...] So leidenschafts- und einfallslos sich die Kriminalkomödie zuweilen präsentiert, so leidenschaftlich-impulsiv spielt Omar Sy, der das vermeintliche Ermittler-Duo (agiert immerhin solide: Laurent Lafitte, „Der Schaum der Tage“ [2013]) kurzerhand zur Ein-Mann-Show degradiert, gegen dieses Manko an. Wäre da nicht der ewige Verweis auf das amerikanische Vorbild, der wie ein Damokles-Schwert fortwährend über dem Geschehen schwebt, und hätte man ein wenig mehr Zeit in ein spannenderes und raffinierteres Drehbuch gesteckt, bekäme dieser Film zwar immer noch nicht die Höchstwertung, stünde in der Gunst der Zuschauer aber unter Garantie etwas höher als jetzt. Denn eine Kopie, wenn auch eine bewusst gewollte, ist immer noch nur eine Kopie. Im Falle von „EIN MORDSTEAM“ verbleibt somit ein weiterer mittelprächtiger Vertreter des Genres, der mit seiner Geschichte abermals die Machenschaften der Reichen unterwandert, dabei nur wenig Neues zu Tage fördert und am Ende desselben daher eher mit der Performance seines bestens aufgelegten Hauptdarstellers als mit irgendetwas anderem in nachhaltiger Erinnerung bleiben wird. Schade. Denn mit etwas mehr Feingefühl hätte „EIN MORDSTEAM“ ohne Zweifel eine, 'tschuldigung, Mordsgaudi werden können. [...]

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                                              • 6

                                                Bill Condons solides Filmdrama „INSIDE WIKILEAKS - DIE FÜNFTE GEWALT“ ist ein Paradebeispiel für inszenierte Unentschlossenheit, das den Weg des geringsten Widerstandes wählt, um auch ja nirgendwo anzuecken. Ohne wirklich Partei für die ein oder andere Seite zu ergreifen, enthüllt Bill Condons Film den Werdegang Julian Assanges präzise - und verhüllt die interessante und sicherlich streitbare Persönlichkeit gleichzeitig wieder hinter Bekanntem und allzu Offensichtlichem. Die interessantesten Drehbücher werden eben doch noch immer vom Leben selbst geschrieben. Für eine Eigenproduktion, die uns täglich umgibt und die ein Film unmöglich vollumfänglich abzubilden in der Lage ist.

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                                                • 6 .5

                                                  Das Leben ist immer noch die größte Herausforderung, und nicht wenige zerbrechen an ihr wie eine filigrane Porzellanfigur, die durch eine unbedachte Bewegung vom Tisch auf den Boden der niederschmetternden Tatsachen gefegt wurde. Ein Wink, und plötzlich erinnern einzig Scherben an eine einst vollständige Existenz. Dieses Sinnbild ist bezeichnend für "UNZERTRENNLICH - INSEPERABLE", der in seiner auf dem Papier doch recht simplen Grundidee (Mann entdeckt endlich seine Berufung im Leben) weitaus Tiefschürfendes versteckt, als man anfangs vielleicht noch meinen mag. So erwartet den Zuschauer nicht etwa ein pausenloses Gag- und Actionfeuerwerk, das einen frisch maskierten Superhelden nebst Gehilfen bei seiner doch recht skurrilen Arbeit zeigt; vielmehr ist dies die mit einigen amüsanten Zwischenschüben angereicherte Lebens- wie auch Leidensgeschichte eines Individuums, welches schlussendlich erkennt, wie wichtig es doch ist, nicht am eigenen Anspruch zu verzweifeln, etwas Besonderes zu sein. Auch wenn es zuweilen schwerfällt.

                                                  Das flatternde Cape, die peinliche Maske und der obligatorische Sidekick (verkörpert durch einen abermals grandios aufgelegten Kevin Spacey) sind hier dementsprechend schon nach kurzer Zeit allenfalls nur noch einige Utensilien unter vielen, aber keinesfalls die dringend benötigten Hauptzutaten im Lebens(einheits)brei. Denn nicht die Maske macht den Helden, sondern der Held die Maske. Oder anders gesagt: Das Leben, diese wenn man so will alles umgebende Maske allein, bringt keine Helden hervor. Wie auch, sind es doch die längst schon unter uns weilenden (Alltags-)Helden, die das Leben mitsamt aller Höhen und Tiefen tagtäglich nach ihren individuellen Vorstellungen formen.

                                                  Zugegeben, das klingt vielleicht schon sehr weit hergeholt, und sicherlich kann man in "UNZERTRENNLICH - INSEPERABLE" auch einfach nur einen kleinen Independent-Film sehen, der einige mehr oder minder gelungene Drehbuch-Haken schlägt, um letztlich als allzu offensichtliche Ode an das Leben verstanden zu werden. Denn abseits der doch recht hanebüchenen Story-Wendung, die uns der Film gen Ende kredenzt und damit den Bogen zur Fantasy (über)spannt, funktioniert Dayyan Engs kleine Indie-Perle wunderbar als Zwischendurch-Unterhaltung, über die man nicht viel nachzudenken braucht, wenn man nicht will. Der schick inszenierte und jederzeit gut gespielte Film folgt strikt seinem roten Faden, berührt, ohne dabei rührselig zu sein und schafft es, die Lebensfreude, welche die Hauptfigur dank unterschiedlichster Einflüsse nach und nach wiederentdeckt, über den Bildschirm hinaus direkt auf den jeweiligen Zuschauer zu übertragen. Es ist ein Lächeln, das fortdauert. Und dafür kann man dem Film eigentlich nur danken.

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                                                  • 6 .5

                                                    [...] Herauskommt kommt ein bei aller Absurdität äußerst charmantes Fantasy-Späßchen für zwischendurch, das sich zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd ernst nimmt und mit dieser an den Tag gelegten Ehrlichkeit letztendlich gehörig zu punkten weiß. Sicher ist die Geschichte simpelst, die Dramaturgie nicht der Rede wert und die Schauspielleistung, so benötigt, im Rahmen des Möglichen und allenfalls solide. Doch wen schert’s, wenn diese filmgewordene Warnung vor zu viel Süßkram völlig unbekümmert und mit dem Feingefühl eines handelsüblichen Hexenschredders im Grimm’schen Märchenwald wildert, als wenn es das Normalste auf der Welt wäre? Eben. Abgesehen davon liegt nun endlich der langerwartete Beweis vor, dass nicht nur Messer, Gabel, Schere, Licht, sondern ebenfalls die Märchen in ihrer ursprünglichsten Form eher ungeeignet für Kinder sind. Was damit im Speziellen auch für „HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER“ gilt. Eine letzten Endes doch recht schöne Moral von der Geschicht’, oder?

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