Strackymandias - Kommentare

Alle Kommentare von Strackymandias

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    Strackymandias 25.02.2015, 01:29 Geändert 25.02.2015, 01:48

    Oscar-Special Teil 6: ("Theory of Everything" wird nachgereicht)

    Ok, erstmal eine Frage: Mögt ihr Jazz (oder gute Musik im Allgemeinen) und/oder seid ihr Filmfans? Laut die Antwort "Ja", dann führt an "Whiplash" kein Weg vorbei, denn dieser Film ist ein Meilenstein des Musikfilms. Vor allem die Szenen, in denen Jazz gespielt wird sind unfassbar dynamisch und mitreißend in Szene gesetzt. Wie die Kamera entfesselt um den Dirigenten, an Musikern vorbei, über Notenblätter oder an vibrierenden Becken und Hi-Hats vorbei wandert ist atemberaubend. Allein für diese Abschnitte muss man "Whiplash" im Kino gesehen haben. Und das ist keine Empfehlung, sondern eine tiefe und inbrünstige Bitte: Schaut euch "Whiplash" an, ihr werdet es nicht bereuen! Ich zumindest war weggeblasen. Während des Finales saß ich mit weit aufgerissenen Augen und Mund, geballten Fäusten und Herzrasen im Kinosessel. Eine derart körperliche Erfahrung (beinahe Anstrengung) hatte ich bisher nur einmal im Kino erlebt und zwar bei "Gravity".
    Diese Anspannung und emotionale Bindung folgt jedoch nicht nur aus der famosen Inszenierung und dem Oscar-prämierten Filmschnitt, sondern ist auch durch die Handlung bedingt: Der 19-jährige Jazz-Drummer Andrew Neyman (Miles Teller) lernt am besten Konservatorium des Landes und will "one of the greats" werden. Ein Traum geht für ihn in Erfüllung, als er in die Studioband von Mr. Fletcher (J.K. Simmons) aufgenommen wird. Bald muss Neyman jedoch feststellen, dass Fletchers Lehrmethoden äußerst fragwürdig und brutal sind.
    Die Handlung des Filmes ist nicht gerade komplex und fokussiert sich fast ausschließlich auf den überehrgeizigen Neyman und den Vollblut-Jazz-Soziopathen Fletcher. Da Regie- und Drehbuch-Debütant Damien Chazelle die Psyche der beiden Charaktere allerdings gut beleuchtet wirkt "Whiplash" trotz des straighten Skripts nie flach oder gehaltlos. Besonders hervorzuheben ist vor allem die Ambivalenz des Charakters von J.K. Simmons. Als hätte Fletcher einen "Arschloch-Schalter" im Gehirn, wechselt seine Stimmung schlagartig von freundlich und zuvorkommend zu bestialisch und unbarmherzig. Da wird schon einmal ein Posaunist entlassen, der dazu genötigt wurde, zuzugeben er wäre "out of tune", obwohl er fehlerfrei gespielt hatte. Begründung: Ein guter Musiker würde nicht daran zweifeln, richtig gespielt zu haben. Kernpunkt von Fletchers verkorkster Philosophie ist, dass es in der englischen Sprache keine zwei Worte gibt, die Talent gegenüber schädlicher sind, als "good job". Außerhalb des Probenraumes wird jedoch sichtbar, dass Fletcher kein seelenloses Monster ist, sondern auch ein durchaus sympathischer, liebenswerter Mensch sein kann. So wird bleibt für den Zuschauer stets Neymans Faszination für seinen Lehrer nachvollziehbar und auch, dass er mehrfach zu dem Menschen zurückkehrt, der ihn psychisch, wie physisch regelrecht misshandelt.
    Dass die Beziehung zwischen den beiden Charakteren so gut funktioniert, liegt vor allem an den Hauptdarstellern des Filmes, Miles Teller und J.K. Simmons. Teller war bisher hauptsächlich für die Klamotten "21 & Over" und "Für immer Single?" (mit Zac Efron), sowie für die Young-Adult-Verfilmung "Divergent" bekannt. Der sehr schöne "The Spectacular Now" mit "Divergent"-Co-Star Shailene Woodley lief hierzulande gar nicht im Kino, sondern erscheint Ende März direkt auf DVD. Schade, da Miles Teller stark spielt und schauspielerisch wie körperlich wirklich alles gibt. So stammt ein großer Anteil des, im Film zu hörenden Drummings tatsächlich von Teller selbst. Ankerpunkt des Filmes ist jedoch ohne Zweifel J.K. Simmons, eine Naturgewalt von einem Mann, im einen Moment ermutigend, dann wieder einschüchternd und bedrohlich. Der Kumpel, mit dem ich im Kino war, sagte völlig zutreffend: Fletcher behandelt Neyman wie einen Samen der behutsam in einen Blumentopf eingebettet wird, nur um die keimende Pflanze dann auszureißen und zu verbrennen. In seiner Erbarmungslosigkeit und seinen heftigen Schimpfworttiraden erinnert Fletcher mehrfach an den Drill Instructor aus Kubricks Vietnam-Antikriegsfilm "Full Metal Jacket" (sozusagen "Full Metal Jazz-Kit", wie in mehreren Reviews zu lesen war). Den Oscar hat sich Simmons, bekannt als Zeitungsboss J. Jonah Jameson aus den "Spider-Man"-Filmen, zweifellos verdient.

    Fazit: Lange Rede, kurzer Sinn: Bitte Anschauen! Es gibt ein Wort, das in Kritiken schon mehrfach gefallen ist, und den Film perfekt zusammenfasst: Furios! Zusammen mit "Birdman" ist "Whiplash" der beste Film des vergangenen Jahres und mitreißender als die meisten aktuellen Thriller oder Action-Filme. Dass die Handlung eher simpel geraten ist, stört angesichts der famosen Hauptdarsteller und der perfekt inszenierten Musik-Szenen kaum. So entspinnt sich zwischen Fletcher und Neyman ein Psycho-Duell allererster Güte. Ein Highlight für Jazzfans: Der elektrisierende Soundtrack, zur einen Hälfte Neukompositionen, zur anderen Swing- und Bebop-Standards, wie Duke Ellingtons "Caravan" oder das titelgebende, vertrackte "Whiplash".

    "Whiplash" war für 5 Oscars nominiert und gewann 3 Preise:
    Bester Nebendarsteller (J.K. Simmons)
    Bester Filmschnitt
    Bester Ton
    Nominiert war er zusätzlich als Bester Film und für das Beste adaptierte Drehbuch (nach dem gleichnamigen Kurzfilm des Regisseurs Chazelle).

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    • Guter Mann und guter, wie richtiger Kommentar!

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      • Leider neben der tollen Eröffnung einer der ganz wenigen guten Momente in NPHs Moderation. Was war den mit dem Typen los? So nervös und verkrampft hab ich den ja noch nie gesehen. Auch dass er sich andauernd das Lachen verkneifen musste, hat man ihm überdeutlich angesehen. Der Birdman/Whiplash-Spoof war da viel besser.

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        • Strackymandias 22.02.2015, 01:01 Geändert 22.02.2015, 01:02

          So gern ich eine von Wes Andersons knuffigen Dankesreden endlich mal bei den Oscars hören würde - der Gute hat es wirklich verdient - muss dieser Preis doch in meinen Augen an Birdman gehen. Das GBH-Skript ist eloquent wie intelligent, hat urkomische Dialoge und liebevolle Charaktere, aber Birdmans ätzende Satire und seine mehrfach verschachtelten und ineinander verwobenen Metaebenen haben mich mehr gepackt und mitgerissen. Kann jeder sehen, wie er will und es würde mich wahrlich nicht stören, wenn Wes das Goldmännchen abgreift. Ich halte aber immer noch fest für Birdman und Inárritu.

          • 9

            Oscar-Special Teil 4:

            Da ich Wes Andersons Wunderwerk "The Grand Budapest Hotel" schon ausführlich besprochen habe (http://www.moviepilot.de/movies/the-grand-budapest-hotel/comments/912187), sei von meiner Seite nur gesagt, dass dieser knuffige, erstklassig besetzte und eloquent, wie intelligent geschriebene Film auch bei der dritten Sichtung noch sehr viel Spaß macht. Von den diesjährigen Beiträgen in der Hauptkategorie, ist er wahrlich der kurzweiligste und sympathischste, nicht zuletzt wegen des beinahe musikalischen Filmschnitts, Alexandre Desplats quirligem Score und der aufwendigen Ausstattung. Praktisch jedes Bild ist so wunderschön, dass man es ausdrucken und einrahmen möchte und in den meisten Einstellungen sind kleine visuelle Gags versteckt, was besonders beim wiederholten Anschauen auffällt (z.B. das Mammutgemälde im Büro des Autors)

            "Grand Budapest Hotel" ist für 9 Oscars nominiert (u.a. Bester Film, Kamera und Schnitt)
            Meine Vermutung: mind. 2 Oscars

            Bestes Kostümdesign
            Bestes Szenenbild

            Neben den beiden relativ sicheren Trophäen hat er aber auch nicht zu unterschätzende Chancen in den folgenden Kategorien:

            Bestes Original-Drehbuch (Wes Anderson, größter Konkurrent: Birdman)
            Bestes Make-Up und Hairstyling (größter Konkurrent: Guardians of the Galaxy)
            Beste Filmmusik (Alexandre Desplat, Konkurrenten: Jóhann Jóhannsson für The Theory of Everything und Hans Zimmer für Interstellar)

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            • Mein Favorit der Herzen. Sollte Birdman gewinnen, würde die Academy in meiner Gunst massiv ansteigen. Meine Vermutung ist dennoch Boyhood, was auch nicht unverdient wäre.

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              • Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen Menschen, die nichts dagegen hätten, wenn Boyhood gewinnt. Ein Film der auch abseits sein Entstehungsgeschichte einiges zu bieten hat.

                • Ich mochte District 9 und Elysium nicht sooo sehr, aber als Alien-Regisseur kann ich ihn mir gut vorstellen. Wäre mittlerweile auch bitter nötig, dass Blomkamp es mal mit einem anderen Setting, als einem dystpischen Südafrika probiert, mit dem dritten Film wird das langsam auch öde.

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                    Strackymandias 19.02.2015, 00:22 Geändert 19.02.2015, 00:28

                    Oscar-Special Teil 3:

                    Ein Biopic, wie aus dem Bilderbuch: Cumberbatch spielt so gut, wie nie zuvor, auch sonst ist er wundervoll besetzt (z.B. Charles "Tywin" Dance), die Dialoge sind gewitzt und die stilvolle Inszenierung, wie Alexandre Desplats Filmmusik wissen zu überzeugen. "The Imitation Game" ist auf allen Ebenen ein äußerst gelungener Film, in seiner Gesamtheit jedoch auch sehr konventionell und in keinster Weise heraußragend. Mir hat er gut gefallen und ich kann ihn auch sehr empfehlen, da er spannend ist und unterhält. Man sollte nur keinen Film erwarten, an den man sich lange erinnern wird.
                    Schaut ihn aber bitte unbedingt im Originalton. Ich bin ja sonst kein O-Ton-Extremist, aber einen Film mit Cumberbatch, Dance und Mark Strong in der Synchro zu schauen? Das geht doch beim besten Willen nicht!

                    "The Imitation Game" ist für 8 Oscars nominiert (u.a. Bester Film, Hauptdarsteller, Filmmusik).
                    Meine Vermutung: 1 Oscar
                    Bestes adaptiertes Drehbuch (Graham Moore)

                    Auf den einen Oscar hat er gute Chancen, er wäre auch verdient, genau wie die Trophäe für die Filmmusik, bei der ein Sieg aber weniger wahrscheinlich ist. In den sonstigen Kategorien ist er dieses Jahr wohl chancenlos. Schade für Cumberbatch, der wirklich meisterhaft spielt.

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                      Strackymandias 16.02.2015, 23:53 Geändert 16.02.2015, 23:53

                      Aus heutiger Sicht etwas zäh, aber visuell sehr stark (vor allem das grandiose Finale und die paar Regenszenen) und mit einem genialen Mifune in der Hauptrolle. Hat mir deutlich besser gefallen, als Rashomon (den ich irgendwann auf Japanisch zweitsichten werde), aber nicht annähernd so gut, wie Die sieben Samurai, der zwar doppelt so lang ist, sich aber kaum länger anfühlt.

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                      • 8 .5
                        Strackymandias 16.02.2015, 14:14 Geändert 19.02.2015, 00:31

                        Sehr gelungene, mitreißende Dokumentation über einen der ambitioniertesten Filme, die nie gedreht wurden. Vor der Doku hatte ich tatsächlich noch nie was über das Projekt gehört, aber allein schon die Namen, die Jodorowski versammelt hatte, sind wahnwitzig. O'Bannon, Giger, Jagger, Dalí, Pink Floyd... Unglaublich! Ich habe noch nie einen Film von Jodorowski gesehen und wahrscheinlich würden sie mir auch nicht gefallen (ich mag surrealistische Filme nicht), aber sein "Dune" hätte ich liebend gern gesehen. Die Ideen, die die Doku präsentiert, blasen einem das Hirn weg vor abgefahrener Genialität und die Designs sind über jeden Zweifel erhaben.

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                        • 8
                          Strackymandias 16.02.2015, 00:00 Geändert 06.05.2015, 23:05

                          Interessant. Nachdem ich zu "Take Shelter" überhaupt keinen Zugang fand und den nach 45 Minuten abgebrochen hatte, gefiel mir "Mud" ganz prächtig. Die Bilder sind spitze, der Soundtrack cool und der Cast überzeugt durchweg, vor allem der begabte Jungschauspieler Sheridan, Witherspoon und natürlich McConaughey. Der tolle Michael Shannon (noch der beste Aspekt von "Man of Steel") hat auch einen Miniauftritt als Necks Onkel Galen.
                          Was ich dem Film allerdings ankreiden würde, ist dass er etwas zu lang und manchmal auch etwas zu ruhig ist. Die Liebesthematik wirkte mir auch stellenweise etwas zu holzhammermäßig präsentiert. Trotzdem eine sehr schöne Jugendgeschichte, die definitiv zu empfehlen ist.

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                          • Strackymandias 15.02.2015, 14:30 Geändert 15.02.2015, 14:31

                            Was den Grusel-Value angeht, eindeutig diese Horror-Show mit Cmd. Riker, die immer vormittags auf RTL 2 lief (mir fällt gerade der Name nicht ein). Da hatte ich als Kind selbst bei hellichtem Tag immer totale Angst. Das erste Mal Ghostbusters fand ich auch richtig schlimm (vor allem die Bibliothekarin).
                            Beim Gewaltgrad war ich von "Shaun of the Dead" und "Armee der Finsternis" recht erschrocken und konnte beide beim ersten Mal nicht zu Ende schauen. Beim erneuten ansehen hab ich dann gemerkt, dass die beide sehr lustig sind und gar nicht sooo schlimm.

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                            • Neben der Regie und dem Original-Drehbuch wohl der große Zweikampf der Oscars zwischen Keaton und Redmayne. Ohne Theory of Everything gesehen zu haben, hoffe ich doch stark auf Keaton, dessen Performance mich komplett weggeblasen hat. Hoffentlich zeigt die Academy diesmal etwas Mut und zeichnet nicht den Behinderten in einem Biopic aus. Sorry, aber mehr Oscar-Klischee würde nur gehen, wenn Redmayne für die Rolle 20 Kilo abgenommen hätte. :/

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                              • Hab total Bock drauf, auch wenn mich die CGI etwas stört. Bin allerdings leider auch nicht der größten Fan von "The Devil's Backbone", mal schauen, in welche Richtung "Crimson Peak" gehen wird. Der Trailer sieht auf jeden Fall schonmal nach ner vollen Dröhnung del Toro aus :D

                                • 7 .5

                                  Nach "Zelig" mein zweiter Allen. Hat mir recht gut gefallen, vor allem die Schwarzweißaufnahmen von Manhattan zur Gershwin-Musik sind fantastisch. Als Darsteller ist Woody auch nicht verkehrt, nur die Dialogdichte war mir stellenweise etwas zu hoch. Manchmal hätte ich einfach lieber noch mehr Manhattan und mehr Gershwin gehabt. Das ändert jedoch nichts daran, wie genial einige Dialoge und Szenen sind. Vor allem der Erstkontakt mit der (Pseudo)intellektuellen Mary war sehr komisch und ab und zu haut Woody dann solche genialen Sprüche raus, wie:
                                  "Irgendwen muss ich mir ja zum Vorbild nehmen." (als Antwort auf "Du denkst, du bist Gott.")

                                  • Hab mich gerade dezent in "Spooks" verliebt. "Does it ever end?" ❤

                                    • Der bondige 60s-Look sieht sehr sympathisch aus. Ich bin angenehm überrascht und freu mich drauf. Übrigens sehr cool, dass dieses Jahr, u.a. mit "Kingsman" und "U.N.C.L.E" ein paar Spionage-Komödien rauskommen, das Genre ist ja derzeit kaum existent

                                      • WAT? Jeweils nur einmal Birdman und Interstellar und kein Imitation Game? Dafür fucking drei Mal Theory of Everything? 5 BAFTAs für GBH finde ich auch etwas viel, aber die sind eigentlich alle gerechtfertigt. Andersons Drehbuch ist an sich schon preisverdächtig, aber nicht in einem Jahr, in dem Birdman nominiert ist!

                                        • Die beiden Desplat-Scores sind toll, "The Imitation Game" ist emotional und hat eine schöne Sogwirkung, "GBH" ist die perfekte Wes-Anderson-Untermalung: schrullig, verspielt und hektisch. Ich mochte an sich auch den "Mr. Turner"-Score, da er sehr gut ins Konzept des Filmes passt, allerdings ist der auch teils recht anstrengend und wirr, auch wenn darin Methode steckt.
                                          Wenn es nach mir ginge, würde natürlich Hans Zimmer gewinnen, der mich seit einer ganzen weile erstmals wieder richtig begeistern konnte und ohne dessen Musik "Interstellar" nicht der Film wäre, der er ist. Die Chancen stehen zwar nicht besonders gut, aber ich hoffe, dass wenigstens nicht "The Theory of Everything" gewinnt, der mir zu glatt ist. Dann doch lieber Desplat.

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                                          • 8 .5

                                            Wundervoll bebilderter, bitterer, unfairer und furchtbar trauriger Film. Über die Handlung weiß man am besten gar nichts, dann ist man umso geschockter, wenn man das Schicksal der Kinder erfährt. Am Anfang hatte ich zwar das Gefühl, dass alles total kitschig wird und Knightley und Garfield konnten mich wenig überzeugen, anders als Mulligan, die ich äußerst gern sehe. Gegen Ende hin spielt Garfield allerdings immer stärker, der Taschentuchbedarf stieg rasant und nach der perfekten Schlussszene ließ der Film mich unwohl, emotional erschöpft und beeindruckt zurück. Die Filmmusik von Rachel Portman ("Chocolat", "Mr. May und ...") ist übrigens wunderschön.

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                                            • Reeves und Edwards wären beide toll. Wieso eigentlich nicht McKay, bei Cap 2 hat man ja gesehen, dass auch Comedy-Regisseure gute (ernsthafte) Action drehen können. Aber, wenn die Darcy rausschreiben, würde ich ihnen das nicht verzeihen. Das geht doch nicht!

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                                                Strackymandias 04.02.2015, 00:43 Geändert 19.02.2015, 00:12

                                                Oscar-Special Teil 2:

                                                „Birdman“ ist der Grund, weshalb ich das Kino liebe.
                                                Ich liebe es, völlig gebannt auf die Leinwand zu starren. Es gibt nichts schöneres als das Gefühl der Ganzkörpergänsehaut, nicht weil einem Hans Zimmer pompöse Orgelwucht entgegen schmettert oder gerade der fetteste CGI-Effekt aller Zeiten über die Leinwand flimmert, sondern weil gerade jedes Mitglied der Filmcrew Geniales leistet. Die Art Gänsehaut, wenn man erkennt, dass das was man gerade sieht perfekt ist und man einsieht, dass man wohl seine Kinnlade vom Fußbodenbelag kratzten sollte. Ich liebe das Herzklopfen, wenn man Angst hat, um die Charaktere, die ja eigentlich gar nicht wirklich existieren, weil man ahnt, was gleich passieren wird.

                                                Ich weiß, dass ich das Wort „genial“ oft verwende (und ich versuche mich zu bessern), doch diesmal ist es an der Zeit, Wörter auszupacken, die ich aus gutem Grund bisher versucht habe, zu vermeiden. Wörter, wie „Meisterwerk“, „Lieblingsfilm“, „Kunstwerk“. Wörter, ohne die es mir unmöglich wäre zu beschreiben, was ich gerade gesehen habe. „Birdman“ ist mein Film des Jahres 2014, des Jahres 2015 (ich meine: was soll jetzt noch kommen), vielleicht sogar des ganzen Jahrzehnts. Ich kann ich jedenfalls nicht erinnern, jemals euphorischer und mit einem breiteren Grinsen auf den Lippen aus einem Kinosaal getreten zu sein.

                                                Vermutlich könnte ich lange über „Birdman“ schreiben, doch ich habe mir vorgenommen, mich auf die herausragenden Elemente des Filmes zu beschränken. Da hätten wir zum einen die unglaubliche Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki, der erst letztes Jahr einen Oscar für „Gravity“ gewann und der hier erstaunliche Bilder von kaum beschreibbarer Schönheit schafft. (Fast) den kompletten Film über tänzelt die Kamera, wie ein eigenständiger Protagonist um die Akteure herum, bestreitet unmögliche Kamerafahrten, überwindet Zeit und Raum und suggeriert, der komplette Film wäre am Stück gedreht wurden. Ist er natürlich nicht, dennoch setzt „Birdman“ visuelle Maßstäbe und definiert den Begriff „Plansequenz“ völlig neu.

                                                Der nächste Kernpunkt ist das famose Darstellerensemble, punktgenau besetzt und hervorragend aufspielend. Edward Norton ist endlich wieder im Rampenlicht und der beste arrogante Kotzbrocken der letzten Jahre, Emma Stone ist zwar nicht das Highlight des Filmes, leistet aber mehr, als man ihr zugetraut hätte (und hat dabei auch noch so bezaubernde Augen). In den Nebenrollen begeistern zudem eine Naomi Watts, die zumindest eine Oscar-Nominierung verdient hätte, sowie ein mehr als überraschender Zach Galifianakis, fernab gewohnter Hangover-Gewässer. Doch Kern des Ensembles ist unbestritten Michael Keaton. Wo war dieser Typ in den letzten Jahrzehnten? Ernsthaft, was Keaton hier leistet ist Weltklasse! Wenn er den Oscar nicht abgreift, dann lasse ich mir Flügel wachsen und zeige der Academy mal den Vogelmann. Mit Krallen und so!

                                                Doch selbst die besten Schauspieler wären nichts ohne ein geiles Drehbuch. Tja, wie soll ich es sagen? Das „Skript“ von „Birdman“ ist der Wahnsinn! Was für einen krassen Verstand muss man haben, um sowas zu schreiben? Der Film rechnet mal nebenbei mit dem Theater, Superhelden, Blockbustern, Method-Acting, Kritikern und dem Medium Film selbst messerscharf ab, ist saukomisch und so krass verschachtelt, dass er dir „Meta!“ ins Gesicht brüllt. Doch man verzeiht ihm, denn man merkt: Er schreit gar nicht. In einem smarten Monolog (bzw. vielmehr einem Dialog mit sich selbst) verwebt „Birdman“ das Theaterstück, das den Kern der Handlung bildet, mit der Realität des Filmes und den echten Lebensgeschichten der Schauspieler zu einem Konglomerat der Wirklichkeitsebenen, dass einem schwindlig wird. Man muss „Birdman“ einfach erleben. Na schön, manchmal wird es etwas offensichtlich, dass der Film überzeugt ist, schlauer zu sein, als der Zuschauer. So what? Er ist es einfach, es wäre anmaßend von mir, das Gegenteil zu behaupten und das ist gut so. Dennoch wird das Drehbuch wohl auch der Punkt sein, an dem sich die meisten Zweifler stören werden. Nicht jeder wird den Film so feiern, wie ich, schon gar nicht das übliche Blockbuster-Publikum.
                                                Sollen sie haten, ich hab meinen Lieblingsfilm der 2010er-Jahre gefunden.

                                                „Birdman“ ist für 9 Oscars nominiert.
                                                Meine Vermutung: 3 Oscars
                                                Bester Hauptdarsteller (Michael Keaton)
                                                Bestes Drehbuch (u.a. Alejandro G. Iñárritu)
                                                Beste Kamera (Emmanuel Lubezki)

                                                Wieso eigentlich keine Nominierung für Bester Schnitt?

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                                                • 8 .5

                                                  Ui. Saoirse Ronan und Domhnall Gleeson? Klingt interessant!

                                                  • Am ehesten alte Kung-Fu-Filme, vor allem Jackie-Chan-Streifen, wie "Die Schlange im Schatten des Adlers". Hab auch neulich "Bloodsport" gesehen, der auch sehr geil war. Aber wieso sollte ich mich dafür schämen? Ich sehe zwar ein, dass die handwerklich nicht gut sind, aber ich hab nun mal megaviel Spaß mit solchen Filmen und dazu stehe ich.