Oscar 2016 - Das sind die ersten Favoriten

11.12.2015 - 14:25 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Creed, Mad Max: Fury Road, Der Marsianer, Spotlight, The Revenant
AMPAS, Warner, Fox, Paramount
Creed, Mad Max: Fury Road, Der Marsianer, Spotlight, The Revenant
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Nachdem die Golden Globe-Nominierungen bekanntgegeben wurden, wollen wir heute einen Blick auf die ersten Favoriten für den Oscar 2016 werfen.

Was in den letzten Wochen noch als Hintergrundrauschen durch den Oscar-Bloggerwald zog, drängt sich seit gestern jedem Filmliebhaber auf. Denn am Donnerstag wurden die Nominierungen für den Golden Globe 2016 bekanntgegeben und die Oscar-Saison nähert sich mit horrorfilmartiger Beharrlichkeit ihrer Vollendung. Wer den Oscar 2016 am 28. Februar gewinnt, weiß die für die Globes verantwortliche Hollywood Foreign Press Association (HFPA) zwar noch nicht. Einige Favoriten für das Rennen haben sich seit den Filmfestivals in Toronto und Telluride allerdings zu ihren Startblöcken begeben und dank der Nominierungen für die SAG Awards und Golden Globes beginnen sie so langsam ihren Trott. Wir gehen für euch die Big Five, die fünf wichtigsten Oscar-Kategorien durch, um euch einen Eindruck vom derzeitigen Stand des Rennens zu geben.

Bestes Drehbuch - Original & adaptiert

Zu den unterhaltsameren Facetten der Golden Globe Awards gehört neben Korruptionsvorwürfen und Ricky Gervais bekanntlich, dass sie genau genommen so gut wie gar keine konkrete Aussagekraft für die Oscar-Verleihung besitzen. Von rund 90 eher unbedeutenden Journalisten gewählt, haftet den Globes stets der Hauch von Außenseitern an, die unbedingt etwas vom Glamour der Stars abhaben wollen. Was Überschneidungen mit den Academy Awards allerdings nicht ausschließt. Im Bereich Bestes Drehbuch führen die Globes dieses Jahr einige Favoriten der aktuellen Oscar-Saison, allen voran Thomas McCarthys Spotlight. Auf den können sich derzeit die meisten Beobachter als Oscar-Kandidat einigen. Nüchtern und methodisch verfolgt der Film die reale Geschichte der Aufdeckung eines Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche im Massachusetts des Jahres 2001. Beim Oscar könnten Tom McCarthy und Koautor Josh Singer in der Kategorie Originaldrehbuch antreten. Um den Preis für das Beste adaptierte Drehbuch buhlt etwa The Big Short nach einem Sachbuch von Michael Lewis (Die Kunst zu gewinnen - Moneyball). Adam McKays Aufarbeitung der Finanzkrise ab 2007 besticht durch ihren virtuosen Perspektivwechsel zwischen Figuren, Zeit- und Erzählebenen, könnte die Academy-Mitglieder aber vor allem wegen der ungeheuer unterhaltsamen Darstellung extrem komplexer Wall Street-Deals beeindrucken. Abgesehen von Aaron Sorkins Steve Jobs fällt dieses Jahr wohl kein Film derart durch die Methode der Adaption auf. Nicht zu unterschätzende Kandidaten in dieser Kategorie sind allerdings auch Drew Goddard (Der Marsianer) sowie Alejandro González Iñárritu und Mark L. Smith (The Revenant).

Favoriten beim Oscar für das Beste Originaldrehbuch:
Thomas McCarthy, Josh Singer (Spotlight)
Quentin Tarantino (The Hateful 8)
Bob Peterson, Pete Docter (Alles steht Kopf)
Amy Schumer (Dating Queen)*
Matt Charman, Joel Coen, Ethan Coen (Bridge of Spies - Der Unterhändler)

Favoriten beim Oscar für das Beste adaptierte Drehbuch:
Aaron Sorkin (Steve Jobs)
Adam McKay, Charles Randolph-Wright (The Big Short)
Nick Hornby (Brooklyn)
Phyllis Nagy (Carol)
Emma Donoghue (Raum)

* Tatsächlich ist Amy Schumers Rang hier primär Wunschdenken meinerseits. Denkbare Alternativen wären Alex Garland (Ex Machina) oder David O. Russell, dessen Joy allerdings kaum Kritikerliebe einheimst.

Bester Hauptdarsteller

Ob er es dieses Jahr endlich schafft? Die Hollywood Foreign Press Association liebt Leonardo DiCaprio, insofern lässt sich über die Aussagekraft seiner 10. Golden Globe-Nominierung streiten. Dass DiCaprio auch von der Schauspielergewerkschaft SAG für einen Preis nominiert wurde, macht da schon mehr Hoffnung auf das Ende der Durststrecke für den Star aus The Revenant - Der Rückkehrer von Alejandro González Iñárritu. Überraschender ist im Vergleich die Wähler-Liebe, die Bryan Cranston entgegenschlägt. Sein Biopic Trumbo über den gleichnamigen Hollywood-Drehbuchautor, der in den 40ern auf die Schwarze Liste geriet, wurde von den Kritikern in Toronto verhalten aufgenommen und viele Analysten zeigten sich gelinde gesagt schockiert, als Trumbo bei den SAG Awards auftauchte. Mit einem starken Ensemble rund um Cranston, Diane Lane, Louis C.K. und einigen anderen bietet sich Trumbo der Zuneigung durch die Schauspielergewerkschaft an, was im Mindesten zu einer Oscar-Nominierung durch die zahlenstärkste Berufsgruppe in der Academy führen könnte. Michael Fassbender, Matt Damon und Eddie Redmayne haben da allerdings noch ein Wörtchen mitzureden und Johnny Depp (Black Mass) und Will Smith (Erschütternde Wahrheit) könnten das Feld durcheinanderwirbeln. Wie so oft beim Oscar 2016 heißt es hier: Wir wissen, dass wir wenig wissen.

Favoriten beim Oscar für den Besten Hauptdarsteller:
Leonardo DiCaprio (The Revenant - Der Rückkehrer)
Bryan Cranston (Trumbo)
Michael Fassbender (Steve Jobs)
Matt Damon (Der Marsianer - Rettet Mark Watney)
Eddie Redmayne (The Danish Girl)

Beste Hauptdarstellerin:

Unter Kritikern und Cineasten hat die 26-jährige Brie Larson mit ihren Rollen in 21 Jump Street und Short Term 12 - Stille Helden schon einige Verfechter gewonnen. Dieses Jahr könnte sie es mit dem Thriller-Drama Raum sogar zu einer Oscarnominierung bringen. Beim Toronto International Film Festival hatte der Film über eine entführte und eingesperrte Mutter und ihren kleinen Sohn den Zuschauerpreis gewonnen, der in Vorjahren an Oscar-Kandidaten wie The Imitation Game, 12 Years a Slave, Silver Linings und The King's Speech gegangen war. Bei den SAG Awards folgte eine Nominierung und nun darf sich Larson als ernsthafte Konkurrentin von Cate Blanchett, Jennifer Lawrence und Saoirse Ronan bezeichnen. Darüber hinaus ist das Feld relativ offen, da Kandidaten wie Alicia Vikander (The Danish Girl) und Rooney Mara (Carol) je nach Kampagnenstrategie in die Nebenrollen rutschen könnten.

Favoriten beim Oscar für die Beste Hauptdarstellerin:
Brie Larson (Raum)
Cate Blanchett (Carol)
Saoirse Ronan (Brooklyn)
Jennifer Lawrence (Joy - Alles außer gewöhnlich)
Charlotte Rampling (45 Years)

Beste Regie:

Hier treffen die Golden Globes im Vergleich zum aktuellen Stand der Spekulationen ins Schwarze. Bevor die Regisseure am 12. Januar 2016 die Nominierungen der Directors Guild of America (DGA) bekanntgeben und damit ihre eigene Stimme ins Spiel bringen, sieht das Feld folgendermaßen aus: Thomas McCarthy hat den bislang einzigen waschechten Favoriten für diese Saison gedreht, weswegen ihn Spotlight automatisch in diese Kategorie bugsiert. Das Interessante ist nun, dass sich hinter dem auch stilistisch zurückgenommen Drama auffällige expressive Visionen und ihre Schöpfer finden, allen voran George Miller (Mad Max: Fury Road), Birdman-Regisseur und Titelverteidiger Alejandro González Iñárritu (The Revenant - Der Rückkehrer) sowie Todd Haynes mit seinem atemberaubenden 50er Jahre-Melodram Carol. Der Publikumsliebling Der Marsianer - Rettet Mark Watney des Veteranen Ridley Scott ist hier noch eine Unbekannte. Bei den SAG Awards wurde der Marsianer trotz seines erstklassigen Ensembles gar nicht berücksichtigt, noch ist also unklar, ob Fox den Hype um den im Oktober gestarteten Film in Oscar-Nominierungen umsetzen kann. Eine Visionärs-Aura wie bei Alfonso Cuarón und Gravity lässt sich nicht so ohne Weiteres aus dem Hut zaubern.

Favoriten beim Oscar für die Beste Regie:
Thomas McCarthy (Spotlight)
Alejandro González Iñárritu (The Revenant - Der Rückkehrer)
George Miller (Mad Max: Fury Road)
Todd Haynes (Carol)
Ridley Scott (Der Marsianer - Rettet Mark Watney)

Bester Film:

Kommen wir zum Hauptgericht beim Oscar 2016. Mindestens fünf, maximal zehn Filme können dieses Jahr auf eine Nominierung hoffen und das Gros der Experten rechnet Spotlight die größten Chancen auf einen Sieg aus. Dahinter könnten sich weitere Favoriten wie The Revenant, Mad Max: Fury Road, Carol und Der Marsianer einreihen. Darüber hinaus ist das Feld aber noch in Bewegung, um es nett auszudrücken, oder komplett undurchsichtig, um es ehrlich auszudrücken. Hat Steven Spielberg mit Bridge of Spies - Der Unterhändler eine Chance oder wird der überraschend leichtfüßige Kalter Kriegs-Thriller mit Tom Hanks als "kleinerer Spielberg" abgetan? Kann Joy von David O. Russell trotz der bisherigen enttäuschten Kritiker-Reaktionen die Academy überzeugen oder schafft es vielleicht sogar Alles steht Kopf aus dem Oscar-Stigma des Animationsfilms auszubrechen und zu den Realfilmen aufzuschließen? Inwiefern beeinflusst das finanzielle Abschneiden von Steve Jobs den Oscar-Buzz und können wir mit Nominierungen für Straight Outta Compton und Creed - Rocky's Legacy rechnen? Letzterer hat sich schließlich erst spät ins Rennen begeben. Fragen über Fragen tun sich auf beim Oscar 2016 und es könnte die spannendste Saison seit langer Zeit werden.

Favoriten beim Oscar für den Besten Film:
Spotlight
Carol
Mad Max: Fury Road
The Revenant - Der Rückkehrer
Raum
Der Marsianer - Rettet Mark Watney
Brooklyn
Alles steht Kopf
Bridge of Spies - Der Unterhändler
The Big Short

Die Verleihung des Oscar 2016 findet am 28.2.2016 in Los Angeles statt.

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