ThomasCine - Kommentare
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Alle Kommentare von ThomasCine
Lav Diaz ist dieses Jahr wieder auf der Berlinale vertreten. Das gibt Hoffnung, dass "A Lullaby to the Sorrowfull Mystery" wie "Norte" im Kino startet. Fingers Crossed!
In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2016/01/11/the-revenant-alejandro-g-inarritu-2015/
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„The Revenant“ ist ein hochgradig konzentriertes Stück Kino, welches gerade aus diesem Grund eine nicht zu beschreibende Wucht besitzt. Dies wird schon von der Geschichte diktiert, die weder einen doppelten Boden noch eine komplizierte Entfaltung besitzt. Alejandro G. Iñárritu reduziert seinen Film inhaltlich auf das Wesentliche. Hauptfigur Hugh Glass besitzt eine klare Motivation und eine ebenso klare Aufgabe. Zuallererst möchte er überleben und als Zweites möchte er seine Gruppe wiederfinden. Während eine solche Reduktion bei manch einem anderen Film ein Problem werden könnte, ist dies hier nicht der Fall, schafft sie doch Freiräume für die erfahrbare Kraft, die Iñárritu entfesseln möchte. Tatsächlich wird der Film gerade durch die Reduktion in Sachen Geschichte sogar tiefgründiger und existentialistischer. Wir wissen zu jedem Zeitpunkt, was für Glass auf dem Spiel steht. Leben oder Tod, in der Welt des Films gibt es nur diese beiden Möglichkeiten. Trotzdem ist mit diesen Möglichkeiten eine Vielzahl von Emotionen verbunden. Durch seinen Überlebenskampf spürt Glass sie alle, denn wie der Film ist auch er selbst auf das Wesentliche seines Lebens fokussiert. Von Seiten des Drehbuchs her unterstreicht Regisseur Iñárritu diese Emotionen einzig durch verschiedene Traumsequenzen des in der Wildnis verlorenen Menschen. Der ein oder andere Zuschauer wird diese Sequenzen als störend empfinden, doch wenn sie nicht vorhanden wären, dann würde „The Revenant“ etwas Wichtiges fehlen. Der emotionale Kern. Mit den besagten Sequenzen ist dieser Kern gegeben und eine Identifikation mit der Hauptfigur umso intensiver möglich.
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In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/12/30/mozart-in-the-jungle-2014/
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Sowieso ist „sympathisch“ das Wort, welches auf jeden Aspekt von „Mozart in the Jungle“ anzuwenden ist. Eine sympathische Erzählung mit sympathischen Figuren, die von sympathischen Schauspielern dargestellt werden resultiert in einer sympathischen Seherfahrung. Doch woraus resultiert diese Sympathie in allen Belangen? In „Mozart“ entsteht sie aus Quellen der Natürlichkeit. Da wären zum Beispiel die Darsteller zu nennen. Angeführt von dem großartigen Garcia Bernal sehen wir hier Schauspieler, die ihr Fach beherrschen und vor allem von ihrer Natürlichkeit leben. So ist es eine absolute Freude Schauspieler zu sehen, die nicht wie aus einem Katalog ausgeschnitten wirken, sondern Aussehen, Haltung und Verhaltensweisen besitzen, die allein schon gesamte Geschichten erzählen können. Im Falle von Hauptdarstellerin Lola Kirke ist dies die Geschichte eines jungen Menschen, der seinen Rhythmus im Leben noch nicht gefunden hat. Kirke besitzt ein Aussehen und Verhaltensweisen, die wir aus unserem Umfeld und von realen Menschen kennen. Genau aus diesem Grund ist ihr Charakter nicht nur über jedwede moderne Idealvorstellung erhaben, sondern für den Zuschauer auch angenehm fesselnd.
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In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2016/01/07/mr-holmes-bill-condon-2015/
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Es ist eine spannende Erfahrung eine Figur wie Sherlock Holmes in einem solchen Stadium zu sehen. Alzheimer und Demenz, das Älterwerden und das Schwinden der Erinnerungen sind Themen, die jeden Menschen betreffen, doch wenn sie einen Menschen wie Holmes treffen ist der Kontrast der sich dem Zuschauer öffnet umso größer. Sicherlich ist „Mr. Holmes“ gerade aus diesem Grund ungemein effektiv und interessant. Effektiv meint in dieser Hinsicht vor allem, dass es Regisseur Bill Condon schafft eine Geschichte zu erzählen, die mit vielen kleinen Elementen jongliert, aber diese Aspekte auch zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenfügt. Ebenfalls liefert „Mr. Holmes“ dem Zuschauer eine authentische Erzählung der Demenz, die voller Emotionen steckt. Condon und sein Drehbuchautor Jeffrey Hatcher finden hierbei tolle Symboliken und Erzählpunkte, die die Gefühle der Charaktere und auch die Suche nach den Erinnerungen passend und einleuchtend unterstreichen. Das Filmplakat von „Mr. Holmes“ wirbt unter anderem mit dem Spruch „Der Mann hinter dem Mythos“ und nach den 104 Minuten des Filmes darf dieser Satz bestätigt werden. Während es bei Downey Jr. und Cumberbatch schwer fällt sich mit dem Superheld Sherlock Holmes zu identifizieren, gelingt es bei McKellen wunderbar, eben weil sich die Geschichte mehr denn je dem Menschen Holmes widmet und das Geschehen persönlich macht.
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In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/12/24/paddington-paul-king-2014/
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Es gibt viele Aspekte, die an Kings Film zu mögen sind. Einer der Vorrangigsten ist wohl die perfekte Darstellung des Bären selbst. „Paddington“ liefert ein tolles Beispiel für die Möglichkeiten, die die moderne Tricktechnik bietet und erschafft eine Figur, die trotz ihrer digitalen Abstammung, lebensecht wirkt und Emotionen wecken kann. Weiterhin gefällt dieser durch und durch britische Film auch durch die erzählte Handlung. Es ist geradezu erfrischend, dass es in diesem Film nicht um die Weltherrschaft geht, sondern um einen kleineren, aber vielleicht entscheidenderen Konflikt. Dieser Konflikt basiert auf der Frage nach Heimat. Während Paddington auf der Suche nach einer ganz neuen Heimat ist, sind die Mitglieder der Familie Brown auf der Suche nach einem besseren Einklang miteinander. Ein Film wie „Paddington“ muss keine großen thematischen Abhandlungen liefern, doch die Ergebnisse, zu denen die Handlung schlussendlich kommt, sind auch für unsere Zeitgeschichte interessant. Heutzutage suchen schließlich immer mehr Menschen nach Heimat und Zugehörigkeit.
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In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/12/16/the-leftovers-2014/
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Lohnenswert ist auch ein Blick auf die Art der Charaktere, die „The Leftovers“ uns vorstellt. Das Besondere ist hierbei, dass Lindelof wie schon bei „Lost“ von einem gemeinsamen Aspekt ausgeht, aber ansonsten Charaktere präsentiert, die nichts gemeinsam haben. War es bei „Lost“ die Insel, die alle Figuren gemeinsam hatten, so ist es bei „The Leftovers“ die Tatsache, dass sie alle Hinterbliebene sind, die die Personen eint. Ausgehend von dieser Gemeinsamkeit entwickelt sich ein Charakterfeld, welches so differenziert ist, dass es viele Themen der menschlichen Erfahrung aus verschiedenen Perspektiven ansprechen kann. Ganz wie die Charaktere wird auch der Themenkomplex der Serie von einem großen Aspekt geeint. Dieser Aspekt ist die Frage nach unserem Umgang mit Verlust. Aus dieser Frage heraus wird „The Leftovers“ zu einer Erzählung von Gemeinschaft, Liebe, Glaube und vielleicht an vorderster Front, von Familie.
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In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/12/07/es-ist-kompliziert-ben-palmer-2015/
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Um herauszufinden ob ein erneutes Zusammentreffen wirklich zu Stande kommen kann und wie sich im Endeffekt alles entwickelt, sollte dieser Film angesehen werden, denn es lohnt sich. „Man Up“ funktioniert trotz eines langsamen Starts ausgezeichnet. Vielleicht gehört dieser langsame, manche würden sagen ‚unlustige‘, Start sogar zum Konzept. Schließlich ist es bei der ersten Begegnung stets etwas merkwürdig, oder nicht? Spätestens jedoch wenn die beiden Protagonisten, die glücklicherweise wie echte Menschen aussehen und nicht aus Hochglanzmagazinen kopiert wurden, dem Alkohol frönen und sich den Verstrickungen hingeben, sollten auch beim Zuschauer die Dämme brechen. Ab diesem Moment drückt Ben Palmers Film mächtig aufs Tempo. Ebenfalls drückt er sich in die Herzen der Zuschauer.
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In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/11/29/the-gift-joel-edgerton-2015/
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Mit „The Gift“ erzählt Edgerton eine Geschichte, die davon handelt wo uns das Leben hinführt und auch, wie uns unsere Vergangenheit auf diesem Weg in Spuren lenkt. Das psychologische Spiel, welches sich zwischen den drei Kernfiguren entwickelt ist nicht nur wunderbar gespielt, sondern hochinteressant. Jede der Figuren wird subtil entwickelt und ist schlussendlich toll ausformuliert. In seinem Kern startet „The Gift“ eine Art Versuchsexperiment. Eine der Prämissen, die der Film auf den Kopf stellt kennen wir aus dem Alltag: Die Vergangenheit ist vergangen. Oft hören wir, dass wir nach vorne schauen sollen. Es lohnt sich ja schließlich nicht zurückzublicken. „The Gift“ zwingt den Charakteren einen Blick in die Vergangenheit auf. Mit Beginn der Handlung ist für sie die Vergangenheit und vor allem das, was sie in der Vergangenheit einmal waren, eben nicht vergangen. Auf dieser Basis steht die gesamte Handlung, mit der Edgerton unser zwischenmenschliches Bewusstsein schärfen möchte.
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"Victoria" funktioniert so gut, wie ein menschlicher Körper ohne Geist.
In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/11/18/akte-x-staffel-1/
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Inhaltlich findet „Akte X“ am meisten zu sich selbst, wenn der immanente Konflikt von Mulder und Scully ausgespielt wird. Glaube gegen Wissenschaft, dies ist das Kernstück der Serie und von hier gehen alle Überlegungen aus. Die großen Mysterien und Verschwörungen und die einzelnen Fälle, sie alle werden durch diese beiden Brillen betrachtet und verhandelt. Der Kern von „Akte X“ ist daher so einfach, wie auch effizient, denn jeder Zuschauer besitzt eine Tendenz zu der einen oder anderen Seite. Ein schönes Beiwerk ist, dass diese Seiten in „Akte X“ nicht nur zu einem Konflikt zusammenkommen, sondern in Mulder und Scully auch zu einer lösungsorientierten Partnerschaft.
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In "The Leftovers" ist sie unglaublich gut. Ich hoffe auf eine große Zukunft.
Vollständig hier lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/11/11/spectre-sam-mendes-2015/
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Thematisch lebt „Spectre“ von der heutigen Welt und Zeitgeschichte. Bond operiert vor dem Hintergrund der Informationsüberwachung und wird mit modernen Modellen zur Informationsbeschaffung und Verwertung konfrontiert. Ganz auf den Menschen Bond herunter gebrochen heißt dies, dass das MI6 und auch seine Gegner ihm dank eines neuen Überwachungssystems überall hin folgen können. Auf der Weltebene entfaltet sich dieses Thema ähnlich umfassend. Das Böse, welches in „Spectre“ von der titelgebenden Verbrecherorganisation ausgeht, hat die Informationen und damit das Wissen der Welt in den Händen. Genutzt wird diese Macht um Länder zu destabilisieren und zur Unterzeichnung eines neuen Programms zu zwingen, welches in seinem Kern einen globalen Überwachungsstaat verabschiedet. Wie zuvor in „Skyfall“, wo Bond einer gestohlenen Liste mit Geheimdienstinformationen nachjagt, legt Sam Mendes mit seinem zweiten Bond Film erneut den Finger an den Puls der Zeit. Sicherlich müssen James Bond Filme keine politischen Filme sein, doch die Art und Weise wie sowohl „Skyfall“ als auch „Spectre“ vor unserem realen Hintergrund existieren, hebt sie angenehm vom sonstigen Blockbuster Kino ab.
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Wie alle Bond Filme mit Daniel Craig muss auch „Spectre“ sich wieder der Kritik aussetzen, dass es sich hier nicht um einen James Bond Film handelt. Kritiker dieser Art können nach „Spectre“ nicht mehr ernst genommen werden. Mendes und sein Team erschaffen erneut einen vollkommenen intelligenten Kinofilm, der den Charakter Bond passend weiterentwickelt und dabei all die Zutaten eines Bond Films enthält. „Spectre“ ist aufgeladen mit unzähligen Querverweisen im Kanon des Bond Universums. Clever wird hier die Überlebensgröße der klassischen Bondfilme mit der emotionalen Persönlichkeit der Craig Ära vereint. Eine Sequenz in Bonds privater Wohnung wird für jeden Fan zu einem besonderen Schmankerl werden, denn wie so viele Aspekte in der Bonddarstellung von Daniel Craig, finden sich derartige Szenen auch in Ian Flemings Buchvorlagen. Humor, Spannung, Gefühl und intelligente Unterhaltung. [...] Wie es inhaltlich nach „Spectre“ mit Bond weitergehen wird ist unklar, doch der Abspann versichert uns: „James Bond will return.“ Nach vier Filmen bleibt zu hoffen, dass dann erneut auch die Werte der Craig Ära in die Kinos zurückkehren werden.
Während die ganze Welt zum Jahresende in den Krieg der Sterne einsteigen wird, wird es in den Vorstellungen von "Mr. Holmes" mit Sicherheit recht leer sein. Mit Sicherheit wird es sich aber ein vielfaches mehr lohnen diesen Film zu sehen.
In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/11/08/little-children-todd-field-2006/
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„Little Children“ erforscht gleichermaßen große Gefühle wie Liebe und Sehnsucht und kleine Gesten des menschlichen Zusammenlebens. Field ist die simple Kraft der Begegnung zweier Menschen bewusst, die sich wirklich sehen können. Die sich in ihrem Dasein und ihren Gefühlen, Träumen, Wünschen und Depressionen erkennen. Er legt einen großen Wert darauf die neuen Möglichkeiten zu zeigen, die entstehen wenn zwei solcher Welten aufeinander treffen. Diese Momente der Zuneigung sind berührend gestaltet und werden von dem herausragenden Ensemble wunderbar definiert.
Es gibt nichts an „Little Children“, was nicht gut wäre. Todd Field gelingt ein Film der unglaublich viele Denkanstöße gibt und eine emotionale Reaktion in uns zur Notwendigkeit macht. Es ist einer dieser Filme, die man sich in verschiedenen Lebensstadien immer wieder ansehen sollte, um zu überprüfen in welche Richtung der eigene Gefühlskompass wirklich zeigt.
In voller Länge lesen: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/11/01/contact-robert-zemeckis-1997/
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„Contact“ beginnt mit einer unglaublich einleuchtenden Kamerafahrt. Langsam fliegen wir von der Sonne aus rückwärts durch das Weltall. Planeten und Sterne kommen und gehen und wir fliegen immer weiter. Das Sonnensystem zieht vorüber. Nicht nur ist diese Kamerafahrt eindrucksvoll ausgeführt und glänzend gestaltet, sie verdeutlicht auch eine der Hauptaussagen von „Contact“. Im Vergleich zu der unendlichen Weite des Universums ist der Mensch nur ein kleines Wesen in einer winzigen Ecke, irgendwo in einer riesigen Welt. Wenn also Ellie Arroway (Jodie Foster) diese Tatsache am Ende des Filmes in die Welt hinausspricht, dann schließt sich der Kreis.
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#Horrorctober 2015 - 13
Bevor Guillermo del Toro mit „Pans Labyrinth“ der endgültige Durchbruch gelang, widmete er sich schon einmal auf fantasievolle Weise der spanischen Zeitgeschichte. Genau wie „Pans“ besitzt auch der vorliegende Film ein historisches Szenario, welches durch dunkle Fantasy Elemente magisch überhöht dargestellt wird. Del Toro liebt diese Elemente. Er liebt Monster, Geister, Magisches und Horror und gerade weil er das tut, weiß er sie perfekt einzusetzen.
So auch in „Das Rückgrat des Teufels“. Geister werden hier zu Metaphern und erzählen von Schicksal, Freundschaft und Überleben. Die Geschichten del Toros sind was dies betrifft nicht von ihren Geistern abhängig, doch durch das magische Element werden sie zugänglicher und filmisch packender. Auch sonst ist „Das Rückgrat des Teufels“ perfekt erzählt und gestaltet. Gerade in letzterem Bereich weiß del Toro einmal mehr zu überzeugen. Nicht nur das Set ist detailverliebt gearbeitet. Jedes Bild und jede Kameraeinstellung sind präzise und passend erstellt. All dies macht „Das Rückgrat des Teufels“ visuell zu einem unglaublich schönen Film, dessen Sichtung sich allein schon dank der tollen Bilder lohnt.
#Horrorctober 2015 - 12
Die Idee von „5 Zimmer Küche Sarg“ ist nett und die Absicht dem Vampirfilm ein neues Leben einzuhauchen, welches nicht durch die Hollywood Mühle gedreht ist, ist ebenfalls löblich. Im Stile eines Dokumentarfilms erzählen die Regisseure von einer Vampir WG in Neuseeland. Mit einer Wackelkamera im Gepäck soll der Vampirmythos humorvoll für die Moderne aufgerollt werden. So entstehen Szenen und Wortwechsel, die sich zu einem großen Maße auf Situationskomik verlassen. Leider schlägt diese Komik fehl. „5 Zimmer Küche Sarg“ ist nur selten lustig. Viele der Szenen wirken wie unfertige Sketchideen. Die meisten Witze fußen auf dem Konzept, dass der Vampir für das Verständnis des Zuschauers ein Fremdkörper ist. Sowohl der Zuschauer als auch die Charaktere werden in einer für sie fremden sozialen Umgebung positioniert. In vielen Erzählungen funktioniert dieses Prinzip, doch hier schlägt es fehl. „5 Zimmer Küche Sarg“ besitzt eine Lauflänge von 85 Minuten. Für einen Vampir mag dies nur ein Augenzwinkern sein, doch für einen menschlichen Zuschauer werden diese 85 Minuten zu einer echten Geduldsprobe.
#Horrorctober 2015 - 11
Eigentlich passt dieser Film nicht in den Horrorctober. Tatsächlich kann man sich wohl kaum einen Filmemacher vorstellen der weniger dafür geeignet ist, einen Film für ein bestimmtes Genre zu machen als Shion Sono. Sono ist ein filmender Wüterich, der sich in seiner Kreativität keine Grenzen lässt und so ist auch „Guilty of Romance“ ein exzessiver Film. Sono kann sich nicht bändigen, er muss draufhalten und er muss ein Kino machen, welches dem Zuschauer in das Gesicht springt und sich mit spitzen Fangzähnen festbeißt. Als Ganzes kommt daher auch „Guilty of Romance“ wie eine emotionale Planierraupe daher, die den Zuschauer gnadenlos weitertreibt und niederwalzt.
Doch da ist noch mehr in Sonos Kino. Denn obwohl er in Provokation und filmischem Exzess Kraft findet besitzt er eine zutiefst sinnliche Seite. Auch in „Guilty of Romance“ schafft er Situationen, Charaktere und Bilder von großer Schönheit und Poesie. Es ist diese Schönheit, die die Brutalität und die grausame Gefühlswelt der Charaktere erst effektiv werden lässt.
„Guilty of Romance“ handelt von vielen Themen. Es geht um unterdrücktes Verlangen, Sehnsüchte und Freiheit. Es geht um die Suche nach echten Gefühlen und die Art und Weise, wie eine Gesellschaft mit Frauen und Sexualität umgeht. Die drei weiblichen Hauptfiguren dieses Filmes besitzen alle zwei Seiten. Eine, die sie zeigen und eine weitere, die sie leben. Vielleicht trifft diese Dualität auch auf Sono selbst zu. Betrachtet man seine Art der Kunst, so gibt es Exzess und Feingefühl. Zwei Seiten, die er nicht unbedingt in Einklang, aber zumindest unter einen Hut bringen möchte.
„Guilty of Romance“ hat sicherlich einige Schwächen, doch trotzdem ist die Erfahrung lohnenswert. Sonos Film ist kein Horrorfilm. Er ist ein emotionaler Schocker und er beweist, dass in einem Shock große Nachdenklichkeit stecken kann.
Vollständig hier zu finden: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/10/21/regression-alejandro-amenabar-2015/
Je nach Wahrnehmung könnten milde Spoiler enthalten sein.
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Die Interpretation des Endes eröffnet dabei eine Reihe interessanter Gedanken. In der Kurzfassung lässt sich die Lösung des Falles mit einem Satz beschreiben, der heute oft Beachtung findet: Glaubt nicht dem Hype! Doch es steckt noch mehr hinter diesem Ausruf, denn Amenábar entschlüsselt, wie Dinge in die Welt gesetzt werden und wie etwas Übermächtiges daraus erwächst. „Regression“ spielt in einer Welt, die von einem Thema, namentlich der satanischen Verschwörung, eingenommen wird. Das Thema ist allgegenwärtig in den Medien und im Leben der Charaktere und in der Handlung des Filmes gibt es eine Vielzahl von Einzelpersonen, die es sich zu Nutze machen. Für den Zuschauer wird es weiter durch eine visuelle Darstellung und Einbindung verschiedener Symbole aufgeladen. Amenábar erklärt, dass dieses Thema trotzdem nicht die Wahrheit darstellen muss. Nur weil es überall zu finden ist, heißt es nicht, dass es wahr ist. Dies muss Bruce Kenner erkennen und da er der Repräsentant des Zuschauers ist, erkennt das Publikum es auch.
Anhand der vermeintlich großen satanischen Verschwörung zeigt „Regression“ wie Gerüchte auf dem Schulhof funktionieren. Nicht nur das. Amenábar schafft einen Film, der ergründet wie Glaube und Religion funktioniert, aber auch wie die moderne Politik oder Wirtschaft abläuft. Bei all diesen Themen geht es um die Lenkung der Massen. Verschiedene Werkzeuge werden eingesetzt um eine bestimmte Sichtweise zu vermarkten, einen bestimmten Politiker an sein Ziel zu bringen oder einfach nur einen anderen Menschen aufs Kreuz zu legen. Nachdem Bruce Kenner die Wahrheit herausgefunden hat, schließt Amenábar ihn visuell hinter Gitterstäben ein und zeigt so ein weiteres spannendes Bild. Der, der die Wahrheit kennt, ist gefangen und unterliegt der großen Maschinerie. Das „Regression“ nicht auf dieser pessimistischen Note endet ist dem zeitgeschichtlichen Kontext der Handlung geschuldet, der den gemahnten Zuschauer durch eine letzte Einblendung hoffnungsvoll stimmt.
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#Horrorctober 2015 - 10
Irgendwo stecken echte Ambitionen in diesem Film. Der Zuschauer ahnt dies am Ende, denn wenn er sich durch all die Dinge gegraben hat, die Scott Derrickson ihm vorwirft, erkennt er, dass „Erlöse uns von dem Bösen“ das Schicksal von Kriegsveteranen behandelt. Ganz klar ergibt sich aus dieser Erkenntnis das komplette Handlungskonstrukt und man darf Derrickson für seinen Willen loben, den Horror als intelligente Metapher zu nutzen. Trotzdem wird der Film seiner ernstzunehmenden Ambition nur selten gerecht.
Gelungen ist der Einstieg im Irak. Auch die anfänglichen Szenen im Zoo gefallen dank ihres spannenden Settings, welches noch nicht in hunderten anderer Filme zu sehen war, sehr gut. In diesen Momenten hat der Zuschauer noch das Gefühl, dass er in „Erlöse uns von dem Bösen“ etwas Neuartiges zu sehen bekommen könnte. Doch dann versiegt dieses Gefühl und Derrickson spult nur verschiedene Versatzstücke des Genres ab und überlädt seinen Film in dieser Hinsicht völlig. Da gibt es Zeichen an der Wand. Es gibt Kinder, deren Puppen sich bewegen. Es gibt das Böse und das wahre Böse und auch das Thema Exorzismus wird ebenfalls zur Genüge verwendet. All dies ist nicht neu und so sehr sich Derrickson auch bemühen mag, diese Dinge reißen niemanden mehr vom Hocker. „Erlöse uns von dem Bösen“ wird daher banal, uninspiriert und auch schlicht langweilig.
Insgesamt ist das vorhandene Ungleichgewicht zwischen Ambition und Umsetzung sehr schade. Wäre Derrickson in der Entwicklung der Handlung ein wenig leidenschaftlicher gewesen, so hätte ein ernstzunehmender Beitrag zu einem wichtigen gesellschaftlichen Thema geschaffen werden können. So aber wird „Erlöse uns von dem Bösen“ zu einem weiteren Film, der im grauen Mittelmaß des Genres versinkt.
Der Typ ist so vielseitig und arbeitswütig, wie kaum ein Zweiter. Eindrucksvoller Artikel über Soderbergh 2.0
http://www.vulture.com/2015/10/on-set-steven-soderbergh-the-knick.html
#Horrorctober 2015 - 9
Der Soundtechniker Gilderoy wird gefangen genommen und gemeinsam mit ihm wird auch der Zuschauer terrorisiert. Peter Strickland schafft mit „Berberian Sound Studio“ einen Film, der gerade nicht dem visuellen Medium, sondern der auditiven Welt Hommage ist. Dabei wird die Tatsache, dass sein Werk auf erzählerischer Ebene keine wirklichen Innovationen und nur einer Variation eines bekannten Themas zu bieten hat, von der perfekt inszenierten Stimmung übertönt.
So kann zwar jeder Zuschauer, der schon einmal in einem unangenehmen Arbeitsumfeld tätig war, Gilderoys Schicksal nachempfinden, doch eigentlich ist die Hommage, die Strickland anstrebt viel interessanter. „Berberian Sound Studio“ ist getrieben von toller Schnitttechnik, einem drangsalierenden Soundtrack und der präzisen Art und Weise, mit der Strickland seine Widmung an die Töne abgibt. Und diese Töne haben es in sich, denn Strickland schafft es allein durch das Sounddesign des Filmes Emotionen zu wecken und Gefühle zu beschwören. Da das Sounddesign ein essenzieller Teil des Kinos ist, unterstreicht „Berberian Sound Studio“ verstärkt die Möglichkeiten dieser Kunstform. Ein gut ausgeführter Film weiß schließlich ganz genau, welche Knöpfe gedrückt werden müssen, um ein bestimmtes Resultat im Publikum auszulösen.
#Horrorctober 2015 - 8
Horrorfilm muss sich nicht nur auf das Genre beziehen.
Der vollständige Beitrag findet sich hier: https://thomasschroers.wordpress.com/2015/10/14/magie-der-moore-jan-haft-2015/
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Haft kommt der Natur mit „Magie der Moore“ ganz nahe. Seine Kamera wird zu einem Teil der Natur und fängt den Lebensraum unaufdringlich und dafür umso lebhafter ein. Wenn die Kamera sich innerhalb von Nestern befindet und wenn Haft den Lebewesen derart nah kommt, dann ist Verblüffen und Staunen im Zuschauerraum garantiert. Gerade die Zeitrafferaufnahmen und Zeitlupen sind derart gut gelungen und im Film verankert, dass sie für den Zuschauer der größte Schatz sind. Wo sonst sieht man, wie zwei Schlangen kräftemessend poetisch durch das Moor tanzen. Wo sonst mutet das Paaren der Vögel an wie ein einstudiertes Ballett. Wo sonst kann der Kreislauf des Lebens besser gefunden werden, als im Moor.
Folgendes ist eine der zentralen Sequenzen des Filmes. Gezeigt werden die Exkremente eines Tieres. Sie liegen auf dem Moorboden, der über Jahrhunderte geformt und geschichtet wurde. Das Moor ist ein lebendiger Ort, nicht nur dank der Tiere, die dort leben, sondern weil es selbst lebt und sich immer wieder erneuert. Der Kot wird von verschiedenen Moorpflanzen und dem Boden selbst überwachsen, bis er zu Nährboden für ein neues, grünes Bett geworden ist. Dieses Bett dient nun einem anderen Tier als Nahrung. Es entsteht ein Kreislauf des Lebens, der zu einer Metapher menschlichen Lebens werden kann. Denn auch wir wachsen auf dem Nährboden unserer Vorfahren und deren Vorfahren und am Ende wachsen wir auf dem Nährboden der Natur, aus der wir alle entstanden sind.
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Das Moor ist ein vielseitiger Ort und eine Repräsentation des Lebens. Nehmen wir „Magie der Moore“ also persönlich und verstehen wir dieses Leben, welches es zu bewahren gilt. Jan Haft gibt uns viele Gründe für die Bewahrung des Moores. Er zeigt seine Funktionen und seine Bewohner. Seine Qualitäten und seine Mythen. Doch im Endeffekt, so weiß er und so weiß es auch der Zuschauer im Kino. Im Endeffekt sollte das Bestaunen der Natur und dieser unglaublichen Naturbilder als Argument für das Erhalten schon vollkommen ausreichen.
Dem muss sich Ridley Scott wohl jetzt jedes Mal stellen.