luis345 - Kommentare

Alle Kommentare von luis345

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    Spielzeug und Merchandise. Seit Return of the Jedi soll George Lucas bei der Entstehung neuer Star-Wars-Filme vom Spielzeuggeschäft motiviert gewesen sein. Seinen Höhepunkt erlebte dies mit The Phantom Menace, einem Film, dem man aufgrund seiner "schlechten" Qualität bis heute unterstellt maßgeblich von Lucasfilm's Gier und Irrsinn nach Merchandise angetrieben worden zu sein. Dieser Film wurde nur wegen des Spielzeuges produziert! Das "toy buisness" hat George Lucas längst übermannt und deswegen lässt die filmische Qualität der Geschichten zu wünschen übrig!

    "The point of The Phantom Menace was to sell action figures."
    https://www.youtube.com/watch?v=PyisFK6dHnk&t=79s

    Zum Sprachrohr der Fans wurde indes der ehemalige Produzent der Star-Wars-Filme, Gary Kurtz: “I could see where things were headed. The toy business began to drive the [Lucasfilm] empire. It’s a shame.” - LA Times, 2010.

    Zeitsprung zurück. Frühjahr 1979. Star Wars ist ein Hit; die Fortsetzung erscheint in einem Jahr in den Kinos. Die Zeitschrift The Atlantic Monthly veröffentlicht eine ausführliche Story über Lucas' Werdegang und die Entstehung von Star Wars. Darin auch ein Thema: Merchandise, Marketing und Spielzeug.

    "Star Wars was manufactured. When a competent corporation prepares a new product, it does market research. George Lucas did precisely that. When he says that the film was written for toys (“I love them, I’m really into that”), he also means he had merchandising in mind, all the sideshow goods that go with a really successful film, He thought of T-shirts and transfers, records, models, kits, and dolls. His enthusiasm for the comic strips was real and unforced; he had a gallery selling comic-book art in New York. (…)

    Cashing in on STAR WARS: (…) Star Wars toys and games were even more prominent last Christmas than the year before (…) Sales of all the toys and gimmicks, mirrors and marshmallows, sold under the Star Wars banner have now gone over the $200 million mark (…) They were managing the toy licenses which produce 70 percent of the royalty income – and also deals such as a Thanksgiving TV special about Wookies; Ballantine Book’s exclusive franchise to use Star Wars characters on paperback covers; a newspaper strip, closely supervised by comics buff Lucas himself; and the sugar-free bubble gum demanded by diabetic Lucas."

    Quelle: https://twitter.com/kershed/status/1278071309562454018

    Sowas aber auch. Man könnte fast meinen, dass "Toys" schon immer Bestandteil von Star Wars war, genauso wie die umfangreiche sowie aggressive Vermarktung rund um die Filme. Ob es sich bezüglich Episode VI und I nur um ein hohles, nicht belegbares Scheinargument handelt, um seine negative Meinung über einen neuen Star-Wars-Film zu rechtfertigen. Hmmm ....
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    "But he [George Lucas] does not tell a story. This is the basic failing of the film. It lacks true narrative drive and force. It is a void, into which any mystic idea can be projected; entertainment, brilliantly confected, which is quite hollow. Its only idea is individualism – that a man must take responsibility for others, even at great personal cost and peril. Its idea is, in classic form, “A man’s gotta do what a man’s gotta do.”"

    ... schon wieder The Phantom Menace? Ah, nein. Eine kurze Kritik zu Star Wars von 1977 im selben Artikel. Amüsant.

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    • Lucas hat die besagte Szenen übrigens selbstständig aufgrund von Pacing-Problemen herausgenommen, falls hier gleich wieder welche meinen die Lorbeeren dafür anderen Beteiligten zuzusprechen und ihm die Kontrolle über die OT absprech... upps, zu spät.

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      • Mein neuer Artikel zu den Studio-Ghibli-Filmen hat nun nochmal eine Art "Re-Release" erhalten ^^

        Jenny von T war mal wieder so aufmerksam und hat meinen Text strukturell angepasst und auf die Startseite von Moviepilot gestellt. Danke für die Mühe!

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          Acht Making-Of-Episoden zu einer Serie, die selbst nur über acht Folgen verfügt. Ob es das wirklich gebraucht hätte, fragte ich mich sowohl vor einigen Wochen, als auch nach meiner jetzigen Sichtung aller Episoden. Erzählt uns Lucasfilm hier etwa die unerwartet tiefgründige und spektakuläre Entstehung der ersten Star-Wars-Live-Action Serie für Disney+? Obwohl „Disney Galerie: The Mandalorian“ durchaus mit einigen interessanten Episoden und Gesprächen aufwarten kann, erhält man hier als Fan doch eher wieder die erwartbar oberflächlich gehaltene Entstehungsgeschichte einer Star-Wars-Produktion.

          Um fair zu sein, allemal interessanter und umfangreicher als gewohntes Making-Of-Material aus der Star-Wars-Ära unter Disney ist diese achtteilige Dokumentation natürlich dennoch. Das macht nicht nur der Umfang von ca. 30 Minuten pro Episode, sondern auch die witzigen und tiefergehenden Gespräche zwischen Jon Favreau, Dave Filoni und einer Vielzahl an Mitarbeitern. Das ist weit mehr als die zweistunden „Doku“ zu Star Wars IX oder das bisschen Hintergrund, was bis heute zur Entstehung von Star Wars VII vorhanden ist (nämlich fast nichts). Das einzig vernünftige Bonusmaterial existiert zu „The Last Jedi“, was sich vor allem aus den Kontroversen zum Film ergab und dass die 90-minütige Dokumentation es tatsächlich erlaubt hat Mark Hamill kritisch zu Wort kommen zu lassen.

          Nun reiht sich „Disney Galerie: The Mandalorian“ in die besseren Entstehungsdokumentationen ein, wobei das diese Dokuserie noch lange nicht gut oder besonders tiefgründig macht. In jeder der 8. Episoden erhält der Zuschauer den Einblick in ein anderes „Fachgebiet“, wie an den Namen der jeweiligen Folgen zu erkennen ist. Davon sind einige durchaus interessant, z.B. der Einstieg mit den Jon Favreau und allen Regisseuren. Hier erkennt man, dass Lucasfilm sich das richtige Set an Künstlern ausgesucht hat und Favreau darin nicht nur als Autor, sondern wie eine Kathleen Kennedy oder ein Kevin Feige als Produzent, Master Mind und Showrunner dieser Produktion fungiert.

          Ebenso spannend ist die Folge über die Technologie hinter „The Mandalorian“ und wie es die Serie mit den riesigen LED-Leinwänden geschafft hat ihre Welten zu kreieren. Eigentlich bin ich schon seit Jahren desinteressiert, wenn es bei Star Wars um die Effekte geht, weil darüber seit 1977 offensichtlich immer ausschweifend gesprochen werden muss und die Vision hinter der Geschichte dabei oftmals auf der Strecke bleibt. Aufgrund der neuen LED-Technologie war es in diesem Fall aber tatsächlich mal wieder interessant, weil diese Art Filme und Serien zu drehen nach Jahrzehnten des Blue- und Greenscreens wirklich mal neuen Wind in die Produktionen bringen könnte. Nur hätte man diese Folge direkt mit der darauffolgenden Episode zusammenlegen können, in der sich die Macher mal wieder genötigt fühlen ihre „brillanten“ praktischen Effekte abzufeiern. Darauf ist Lucasfilm seit Star Wars VII spezialisiert, was jedoch noch zu keinem einzigen herausragenden Endergebnis geführt hat, wenn man nicht dazu in der Lage ist vernünftige Geschichten zu schreiben.

          Ebenso spannend fand ich dann noch die Folge über den Score der Serie. Wenn „The Mandalorian“ etwas Überragendes hat, dann ist es die frische und neuartige Musik von Ludwig Göransson. Darüber hinaus ist dieser Teil auch für jeden Filmscore-Fan interessant, da man recht coole Eindrücke davon erhält, wie so ein Score entsteht.

          Demgegenüber sparen kann man sich die Folge über den Cast, die Produktion und die „Verbindungen“. Beim Cast geht es eben über die drei Hauptdarsteller der Serie, wobei es mich noch nie sonderlich interessiert hat, was ein Schauspieler von seiner Rolle hält. Die Folge „Produktion“ ist mit ca. 18 Minuten am kürzesten und gibt lediglich ein paar nette Eindrücke, wie die Serie von den Konzeptzeichnungen zu einer vollwertigen Serie geworden ist. „Verbindungen“ handelt schließlich vom Fanservice und wie die Serie bekannte Elemente der Filme in ihre Geschichte verpackt hat. Gerade in Anbetracht der Sequels, die in Sachen Fanservice jedes erträgliche Maß gesprengt haben, ist dieses Thema nun nicht unbedingt geschickt gewählt. „The Mandalorian“ hat genauso Momente, in denen mit Fanservice und Referenzen völlig übertrieben wird; in wieder anderen Momenten dosiert man es hingegen genau richtig.

          Ein wenig aus diesem Rahmen fällt die zweite Folge „Vermächtnis“. Hier wird faktisch nichts über die Entstehung der Serie erzählt und strenggenommen wäre diese Folge einfach ansatzlos zu streichen. Wären da nicht Dave Filoni und sein genialer mehrminütiger Monolog über die Themen und Motive der George-Lucas-Saga. Besonders Episode I und VI geraten hier in den Fokus – zwei Filme, die es ohnehin lange Zeit (und immer noch) schwer bei den Fans hatten – und werden anhand Anakins Reise einfach nur großartig beschrieben. Das sollte jeder gesehen haben.

          Was dieser Making-Of-Serie fehlt, ist leider der Prozess vor dem eigentlichen Dreh. Das ist das Problem der meisten Dokumentationen heutzutage: Es wird immer nur am Set über etwas berichtet; wenn schon alles steht und geschrieben ist. Aber wie und wann hat Jon Favreau diese Serie Kathleen Kennedy vorgeschlagen? Wann und warum hat er sie geschrieben? Was waren seine Inspirationen, was ist seine Vision? Wie kam es zu der Verbindung mit Dave Filoni? Fehlanzeige.

          Hinzu kommt, dass alles ein bisschen zu glatt geleckt und inszeniert wirkt. Man bekommt selten das Gefühl von einer differenzierten Sichtweise. Alles ist natürlich absolut perfekt und aalglatt gefilmt, alle Teilnehmer sind die besten Freunde und hatten niemals auch nur eine Meinungsverschiedenheit. Die perfekte Disney-Produktion eben.

          Bei den Gesprächen am runden Tisch erhält man zumindest den Eindruck, dass alle Teilnehmer relativ ungezwungen und ungeskriptet erzählen. Hier springen die Protagonisten gerne mal von Thema zu Thema und es entstehen Dialoge, die sich nur lose an dem übergeordneten Thema orientieren. Vor allem Dave Filonis Monolog aus Folge 2 scheint völlig zufällig entstanden zu sein und genauso wirkt die Folge dann auch insgesamt. Hier hätte die Doku dann an manchen Stellen tatsächlich ein bisschen mehr Struktur vertragen, da am Tisch oftmals sehr stark durcheinander geredet wird und Jon Favreau seine Regisseure und Mitarbeiter nicht immer ausreden lässt.

          Wenn sich jedoch ein Aspekt herauskristallisiert, dann ist es das kreative Duo Jon Favreau und Dave Filoni. Ich war ohnehin überrascht, wie stark Filoni in den Entstehungsprozess involviert war. „The Mandalorian“ ist ein Star-Wars-Produkt von beiden und nicht nur von Favreau. In jeder Folge sind beide als Köpfe hinter diese Serie dabei und scheinen sich richtig gut zu ergänzen und in Balance zu halten:

          Jon Favreau ist der Autor, der die Erfahrung als Produzent und Kinoregisseur hat. Er lehrt Filoni maßgeblich darin, wie man es von der Animation zum Live-Action-Regisseur schafft. Dave Filoni ist das geballte Star-Wars-Lexikon und Wissen, der durch „The Clone Wars“ alles von George Lucas beigebracht bekommen hat, was „Star Wars“ als Geschichte und Film ausmacht. Er mag noch wenig Erfahrung als Regisseur haben, aber er ist genauso Drehbuchautor und kennt das Universum in- und auswendig. Diese Kombination kann eigentlich nur, nein, muss die Zukunft von „Star Wars“ sein. Regisseur, Autor, Produzent und geballtes Fachwissen in zwei Personen vereint. Dem Making-Of mag es bezüglich der Serie an Tiefe fehlen, aber man kann dennoch eine ganze Reihe an nützlichen Informationen mitnehmen, die sich mit „Star Wars“ als ein Ganzes befassen, sei es der aktuelle Stand oder die nahe Zukunft.

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          • Bitte nicht...

            https://www.youtube.com/watch?v=JncgoPKklVE

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              Nochmal eine gute und interessante Zusammenfassung zum ursprünglichen Drehbuch-Entwurf von Colin Trevorrow. Seine Einschätzung über die guten und schlechten Phasen des Drehbuchs sind natürlich subjektiv und muss letztlich jeder für sich selbst bewerten. Obgleich Trevorrow's Version lange nicht nach dem perfekten Abschluss klingt, zumal es sich nur um einen Entwurf handelt (und keine finale Fassung), finde ich viele Ideen recht gut. Es hätte aus der Sequel-Trilogie zumindest eine kohärente Einheit machen können und führte J.J. Abrams' und Rian Johnsons Geschichte konsequent fort.

              Der Film, der STAR WARS 9 hätte sein sollen
              https://www.youtube.com/watch?v=Y-91fkbwJ-k

              Die Konzeptzeichnungen zu "Duel of the Fates":
              https://www.moviepilot.de/movies/star-wars-9-der-aufstieg-skywalkers/kritik/2045203

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                • luis345 23.05.2020, 12:30 Geändert 23.05.2020, 12:32

                  Die tonale Ausrichtung war eines der größten Streitpunkte bei der Entwicklung von ROTJ. Deswegen ist Gary Kurtz gegangen und mit Lawrence Kasdan kann man einige interessante Diskussionen nachlesen. Beide wollten den Abschluss viel düsterer gestalten, nahezu hoffnungslos und melancholisch. Kasdan wollte unbedingt irgendeinen Protagonisten umbringen. Alle glaubten noch düsterer gehen und noch mehr verrückte Twists einbauen zu müssen. Aber deswegen ist George Lucas der Visionär, der er ist. Alle Szenen mit Luke und Vader sind bereits recht düster. Und gerade im Kontext der gesamten Saga ergibt das Ende absolut Sinn.

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                  • Bezüglich einer Fanbewegung ist das wohl der größte Gewinn fürs Kino und die Kunst dahinter in den letzten 10 oder mehr Jahren. Und dann noch mit einem Aufwand von 20 bis 30 Millionen Dollar. Dieses Projekt hätte nie veröffentlicht werden müssen; selbst wenn, hätte man den rohen, unfertigen Schnitt auch einfach so auf HBO Max herausbringen können. Aber nein, nach all den Jahren und Hashtags nimmt man tatsächlich das Geld in die Hand. Das ist nicht nur für große Snyder-Fans ein Erfolg, sondern für den Film als Kunst als solche und dem Urheber und "Auteur" dahinter. Das ist einmalig.

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                      15 Jahre „Episode III - Die Rache der Sith“! Der beste Star-Wars-Film. Und ich bin es leid so zu tun, als würde ich anders fühlen. Der düsterste und tragischste Star-Wars-Film, der emotionalste und mitreißendste. George Lucas hat seine Saga mit einem cineastischen Meisterwerk abgeschlossen. „Die Rache der Sith“ ist pures Kino, es ist der Höhepunkt dieser mythologisch reichhaltigen Welt, dieser revolutionären Filmreihe, die das Kino immer wieder neu definiert hat. Episode III hat das Medium Film für mich definiert, dieser Film hat mir das Verständnis vom Kino grundlegend beigebracht. Seither muss sich jede Geschichte mit dieser Erfahrung messen. Und das, obwohl ich Episode III seinerzeit nicht im Kino sehen konnte. Es war der letzte Star-Wars-Film der Saga, den ich zu Hause auf dem Röhrenfernseher sah. Und trotz allem Vorwissen und Spoilern war es die intensivste Seherfahrung, die ich jemals hatte.

                      Vor 10 Jahren wurde man dafür noch im Internet verspottet. Ohne Vorwarnung und unter großer Überraschung wurde die Prequel-Trilogie gehasst und verachtet: „Du verstehst es, wenn du groß bist ... nur kleine, unwissende Kinder mögen diese Filme“ - Nun, hier bin ich. Seit Jahren erwachsen und ich liebe diese Filme immer noch. Ich liebe die gesamte George-Lucas-Saga. Und ich bin nicht mehr allein. Seit 4-5 Jahren ist es plötzlich nicht mehr eigenartig die Prequels zu mögen. Es gleicht auf einmal keiner Blasphemie mehr. Die Kinder von damals können nun ihre Stimme heben. Die letzte Generation konnte diese Filme nicht verstehen, sie konnte ihre Definition vom Kino nicht greifen. Die neue Generation kann es. Und „Die Rache der Sith“ ist ein Meisterwerk.

                      „George Lucas wanted to do something very different with the prequels. That’s why people felt cheated. It was upsetting when people would laugh and joke about it. Now, many years later, the prequels meant a lot to the generation that were kids then. So from smirking, cynical opinions, now I’m getting feedback from the kids they were made for. I’m really happy about that.“ - Ewan McGregor, 2019.

                      How to Watch Star Wars: https://www.youtube.com/watch?v=ueLzC1P_ePQ

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                      • Für neun Oscars war der nominiert? Wow. Sogar für "Bester Film" und "Beste Regie".
                        Überraschend viel, wenn man bedenkt, wie leidenschaftlich der Film seit einigen Jahren von manchen Gruppen gehasst wird (aus Gründen).

                        • Die Reihenfolge stimmt zwar nicht ganz, aber genau diese fünf Filme entsprechen auch meiner Top 5 MCU-Filme ^^ Guter Artikel.

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                          • 7 .5

                            Es ist offensichtlich, warum die Mehrheit diesen Film nicht mag. Es ist offensichtlich, wieso diese Interpretation der Vorlage scheitert.
                            Ich kenne die Spielreihe "Assassin’s Creed". Tatsächlich bin ich sogar großer Fan und habe fast jedes Hauptspiel der Reihe gespielt. Und ich mag diesen Ansatz, den der Regisseur Justin Kurzel hier gewählt hat.

                            "Assassin’s Creed" wird als eine düstere, kalte und unangenehme Rahmenhandlung verstanden. Die Assassinen sind keine Heldenfiguren, sondern werden als gewalttätige, defekte Randgruppierung gezeichnet. Abstergo ist ein moderner Großkonzern, der in einer kühlen, emotionslosen Einrichtung nach dem Edenapfel sucht, um die Menschheit von jedweder Gewalt und freiem Willen befreien zu können. Darin verkommen ihre Patienten und Zielobjekte, in Form von Callum Lynch, zu willenlosen Experimenten, die das Unternehmen unter Schmerz und Zwang zu ihrem Ziel führen soll. In dieser Verfilmung schmerzt das Assassinen-Dasein. Sie unterliegt einer qualvollen Prozedur, bis man schließlich sein Schicksal als Assassine akzeptiert. Hier ist wenig heldenhaft, wenig glorreich. Konsequenterweise ist der Animus daher auch kein weicher Liegestuhl, sondern wird als großer mechanischer Arm uminterpretiert, an den man sich mittels eines Wirbelsteckers anschließen muss.

                            Das Inszenierte grenzt in Teilen beinahe an experimentelles Filmschaffen, sei es die dystopische Visualisierung der Gegenwart, der drückende Soundtrack oder die kalte Atmosphäre. Die Abstergo-Einrichtung erinnert an eine Umgebung, die als Vorstufe von "THX 1138" inspiriert worden zu sein scheint. Der Assassinen-Orden wird auf unerwartete Weise neu interpretiert und Kurzel versteht den Konflikt mit den Templern als emotionslose, karge Dystopie. Der Film orientiert sich sozusagen am ursprünglichen Prinzip der Spielidee und formt daraus einen rauen und sehr ernsten Konflikt zwischen Templern und Assassinen.

                            "Assassin’s Creed" besitzt natürlich die eine oder andere dramaturgische Schwäche und ist gerade beim Orden der Assassinen nicht sonderlich erpicht darauf, eine tiefere Hintergrundgeschichte zu etablieren. Zudem liegt der Fokus deutlich auf den Ereignissen der Gegenwart. Dort liegt die Geschichte und dennoch kommt der Ausflug ins Spanien des 15. Jahrhunderts etwas zu kurz. Aber immerhin war man auch hierbei kreativ und hat sich an einem unverbrauchten Setting versucht. Dies gelingt überaus gut, da die Actionszenen schön inszeniert sind und sich daraus eine glaubhafte Kulisse ergibt. Eine Handlung, die länger als 116 Minuten ist (inklusive 15 Minuten Abspann) hätte dem Film aber wahrscheinlich trotzdem gutgetan.

                            Nein, "Assassin’s Creed" ist nicht der witzig-unterhaltsame "feel good" Hollywood-Blockbuster, den sich vermutlich die meisten Zuschauer gewünscht haben. Hier gibt es wenig zum Lachen und dennoch vermag es Justin Kurzel eine beeindruckende Vision zu erzählen, welche dem ursprünglichen Konzept der Vorlage treu bleibt und daraus einen ernstzunehmenden, spannenden sowie hoch atmosphärischen Actionthriller konstruiert. Das funktioniert, das ist ein erkennbarer Stil, das ist mutig und davon braucht das Kino mehr.

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                            • 5 .5

                              „Red Tails“ ist für George Lucas eine bedeutende Geschichte gewesen. Bereits in den frühen 90ern plante er einen Film über die sogenannten „Tuskegee Airmen“, die im Zweiten Weltkrieg als afroamerikanische Fliegerstaffel gedient haben. Dazwischen kamen ihm jedoch die Star-Wars-Prequels und es sollte bis zum Jahr 2012 dauern bis das Projekt den Weg auf die Kinoleinwand fand. Dann auch nicht mehr als Regisseur oder Drehbuchautor, sondern nur noch als Produzent.

                              Der Biograf und Autor Brian Jay Jones – der im Jahr 2017 eine Biografie über George Lucas geschrieben hat – wurde einmal in einem Interview gefragt, welche Gründe seiner Meinung nach für Lucas‘ Entscheidung bezüglich des Verkaufs von Lucasfilm (und seinen endgültigen Rückzug aus der Filmindustrie) ausschlaggebend waren. Jones kam zu dem Schluss, dass weder die gescholtenen Prequels, noch der vierte Indiana-Jones-Film einen großen Anteil daran hatten, sondern viel mehr die schwierige Produktion von „Red Tails“ dafür verantwortlich war. Dieses Herzensprojekt hat George Lucas gebrochen und endgültig seinen Glauben ins Hollywood-/Studiosystem verlieren lassen.

                              Kein Studio wollte „Red Tails“ haben, sei es die Finanzierung zu übernehmen, noch die Vermarktung des Films zu gewährleisten. Ein Film mit einem komplett schwarzen Cast war angeblich ein zu großes Risiko. Am Ende finanzierte Lucas die 58 Millionen Dollar Budget aus eigener Tasche, plus 35 Millionen Dollar für das Marketing. Belohnt wurde er mit einem katastrophalen Box-Office-Flop, der es lediglich dazu vermochte ca. 50 Millionen Dollar an den Kinokassen einzuspielen.

                              „Red Tails“ war seiner Zeit möglicherweise voraus. Selbst bei einem Film wie „Black Panther“ (2018) kann nur spekuliert werden, welchen Erfolg der Film wohl ohne die Marktmacht von Disney und den Anschub des MCUs gehabt hätte. Lucas bezeichnet seinen Film gerne als ersten Blockbuster mit einem komplett schwarzen Cast. Der erste Film mit afroamerikanischen Protagonisten war „Red Tails“ natürlich nicht, aber mit diesem ordentlichen Budget ist jener sicherlich ein Pionier gewesen. Vor allem, wenn man bedenkt, wie der Cast tatsächlich aufgestellt ist: Bis auf unwichtige Randfiguren, wie bspw. die Rolle von Bryan Cranston (der in nur zwei Szenen vorkommt), verfügt „Red Tails“ über keine weißen Darsteller. Und das bezieht die Produktion mit ein; der Regisseur, die beiden Drehbuchautoren und der Komponist.

                              Macht das den Film in irgendeiner Form besser? Nein, offensichtlich nicht. „Red Tails“ ist kein besonders guter Film. So wie George Lucas sich diesen Film in den 90ern erdacht hat, scheint auch das finale Produkt in diesem Jahrzehnt hängen geblieben zu sein. „Red Tails“ mag ambitioniert gewesen sein, mit dem Herz am richtigen Fleck. Dramaturgisch ergibt sich daraus jedoch eine Aneinanderreihung von Actionszenen, sowie eine Klischee-Handlung mit Klischee-Charakteren. Dieser Film möchte groß, episch, bedeutsam und inspirierend sein, verkommt aber leider zu einem emotional flachen, mäßig inszenierten Fliegerdrama. Selbst der gut gemeinte Patriotismus und die bedeutungsschwanger aufgeladenen Drama- sowie Actionsequenzen hätten auch im Jahr 2012 schon nicht mehr viel reißen können – vielleicht eher Ende der 1990er.

                              „They [black teenagers] have a right to have their history just like anybody else does. And they have a right to have it kind of Hollywood-ized and aggrandized and made corny and wonderful just like anybody else does. Even if that’s not the fashion right now.“ – George Lucas.

                              Der Grundkonflikt bzw. die Auseinandersetzung zwischen den „Rassen“ in der damaligen Zeit funktioniert da noch am besten. Auch der Cast ist wirklich gut gewählt. Es gibt überraschend viele bekannte und große Darsteller und das Team aus Piloten, welches man hier zusammengestellt hat, harmoniert hervorragend. „Red Tails“ hat aber leider einfach keine gute Dramaturgie, springt von Action zu Action, ohne nennenswerte Fallhöhe. Außerdem ist der Schnitt des Films teilweise sehr merkwürdig, da es der Regisseur so eilig haben zu scheint, dass bei wichtigen oder emotionalen Charaktermomenten einfach vorzeitig weggeschnitten wird.

                              Darüber hinaus macht sich das schmale Budget bemerkbar. Auch im Jahr 2012 sind 58 Millionen Dollar für so eine Art Film nicht viel gewesen. Über die auffälligen, schlicht zu digital anmutenden Dogfights muss ich wohl keine großen Worte verlieren. ILM saß hier nicht Vollzeit dran, sondern die Effektproduktion wurde teilweise auf deutsche und tschechische Firmen ausgelagert. Auch wenn ich mit viel CGI kein Problem habe, war die Optik zu diesem Zeitpunkt einfach kein qualitativer Standard mehr. Da reißt dann auch die Inszenierung wenig raus. Man spürt die Unerfahrenheit von Anthony Hemingway, der bis dahin nur einige wenige Episoden für US-Serien gedreht hatte.

                              „Red Tails“ mag an seinen Ambitionen und gehemmt durch Finanzierungsquälereien gescheitert sein. Dieser Film ist nicht gut; bei den Kritikern ist er eiskalt durchgefallen. Aber als Teil von Lucas und „Star Wars“ ist dieses Projekt von großer Bedeutung:

                              „I’m retiring. I’m moving away from the business, from the company, from all this kind of stuff.“
                              (https://www.nytimes.com/2012/01/22/magazine/george-lucas-red-tails.html)
                              Einige Wochen nach der verheerenden Premiere von „Red Tails“ sollte Lucas zum Telefon greifen und seine alte Freundin Kathleen Kennedy anrufen…

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                              • 7

                                Die Serie „Star Wars: The Clone Wars“ hat also doch noch ihren verdienten Abschluss erhalten. Lange Zeit ist es ruhig um das Erbe von George Lucas und seiner Prequel-Ära geworden, nachdem die Serie kurz nach der Übernahme des Disney-Konzerns vorzeitig abgesetzt worden ist. Die sechste Staffel war bereits nur noch eine halbe Staffel und versuchte die Erzählung zu einem angemessenen Ende zu führen. Dennoch schwebte die Geschichte der Klonkriege in der Luft, weniger weil damit das Schicksal von Ahsoka Tano unklar blieb (immerhin wurde sie bereits in Staffel 5 angemessen verabschiedet), sondern weil es der Serie verwehrt blieb angemessen in die Geschehnisse von Episode III zu münden. Nun folgte Dank Disney und der Liebe der Star-Wars-Community aber doch noch der Abschluss, zwölf finale Episoden, die ihren Weg auf den hauseigenen Streamingdienst fanden. „The Clone Wars“ ist zurück.

                                [Enthält Spoiler!]

                                Die 7. Staffel besteht aus drei verschiedenen Arcs, die es sich im Wesentlichen zur Aufgabe machen, die Geschichte von Ahsoka, Captain Rex und den Klonkriegern abzurunden. Nach dem ersten Trailer im letzten Jahr war ich zunächst überrascht davon, dass Ahsoka eine so prominente Rolle spielen wird, da sie den Jedi-Orden bereits verlassen hatte. Ebenso war ich mir darüber im Unklaren, inwiefern die Serie an Episode III anknüpfen wird. Obgleich ich ein großer Fan bin, wussten die meisten Zuschauer darüber deutlich besser Bescheid. Im Ahsoka-Roman, der vor einigen Jahren veröffentlicht worden ist, wurden schon ein paar Lücken geschlossen. Ich habe mich dahingehend nie informiert, aber anscheinend war sowohl die „Siege of Mandalore“-Arc, als auch die Überschneidung mit Episode III eine Unvermeidbarkeit. Für mich war das bis vor ein paar Wochen eine kleine Überraschung – „The Clone Wars“ mündet nicht nur in „Die Rache der Sith“, sondern findet am Ende sogar parallel zu diesen Ereignissen statt. Interessant.

                                Aber von vorne. Zunächst steigt die 7. Staffel mit der sogenannten „Bad Batch“-Arc ein. Als Erstes fällt der verbesserte Animationsstil ins Auge, welcher sich beeindruckend entwickelt hat. Wenn man bedenkt, von wo die Serie und der Kinofilm einmal gestartet sind, ist diese verfeinerte Animation ein wahres Fest für die Augen. Das bestätigt einmal mehr wie gut „Star Wars“ im Animationsgenre funktioniert, zeigt aber ebenso auf, wie schwach die Animationen der Serien „Rebels“ und „Resistance“ im Vergleich dazu sind. „Star Wars“ ist seit 1977 an das technische Limit gegangen und ich hoffe, dass eine neue Serie (die sicherlich bald kommen wird) umso mehr zeigt, wozu Animation in der Lage ist. Diese erste Arc nach knapp sieben Jahren zeigt zeitgleich die Magie von „The Clone Wars“. Es hat nichts vom alten Charme und Witz verloren; es ist einfach schön die alten Charaktere wiederzusehen und die ganzen bekannten deutschen Synchronsprecher sind auch wieder dabei.

                                Darüber hinaus ist die Geschichte der „Bad Batch“ vor allem sehr actionorientiert und funktioniert als Einführung sehr gut. Mich hat sie am ehesten an die Onderon- und Mon-Calamari-Arc aus den Staffeln 4 und 5 erinnert, die ebenfalls sehr auf Spektakel aus sind und ihre jeweiligen Staffeln mit sehr viel Action eröffnen. Dementsprechend ist die Arc natürlich nicht sonderlich tiefgründig oder spricht neue, interessante Themen an. Die Arc war unter Fans ohnehin schon bekannt, da sie bereits geschrieben und vor-animiert worden ist, bevor die Serie abgesetzt wurde. Diese Versionen waren schon seit Jahren im Internet einzusehen, weswegen hier einige Zuschauer auf altbekanntes stießen. Ich habe mich damit seinerzeit nicht beschäftigt, weswegen für mich alles eine neue Erfahrung war.

                                Die Wendung am Ende der zweiten Folgen bezüglich Eco hat mich tatsächlich überrascht, gerade auch wie düster das Ganze teilweise inszeniert ist. Man kann schon mal nicht behaupten, dass die Serie unter Disney kinderfreundlicher gemacht worden ist. Hinzu kommen leichte, aber feine Detailanpassungen: Die B2-Kampfdroiden sind etwas dünner und näher an den Filmen designt, Anakin hat jetzt definitiv seine Haarlänge aus Episode III und sogar auf die leicht angegrauten Schläfen bei Obi-Wan wurden geachtet. Diese Arc ist nicht sonderlich tiefgründig, aber bleibt ein guter Start sowie Einstieg in diese finale Staffel.

                                Es folgt die „Wiedereinführung“ von Ahsoka in der Arc mit den Martez-Geschwistern. Diese Geschichte hat viel Kritik und Backlash erhalten. Oftmals wurde sie als langweilig und sinnlos beschrieben. Den meisten Zuschauern ist offenbar unverständlich, wieso man sich mit dieser Geschichte ganze vier Folgen herumschlagen musste. Und auch ich gebe zu, dass die Arc etwas zu lang war. Drei Folgen hätten ebenfalls ausgereicht, vor allem da sich die Folge 7.07 etwas im Kreis dreht (Vom Gefängnis landen sie am Ende wieder im Gefängnis). Aber darüber hinaus kann ich mich der Kritik nicht anschließen. Die 7. Staffel hat sicherlich ihre Probleme damit wöchentlich veröffentlicht worden zu sein, weil dazu der Gesamtzusammenhang auf der Strecke bleibt. Besonders diese Arc hätte aufgrund der geringen Action von einem vollständigen Release profitiert. Dennoch versteckt sich hier drin eine gelungene Geschichte. Zum Durchatmen und zur ruhigeren, aber auch wichtigen Einführung von Ahsoka und somit Vorbereitung auf das große Finale, erfüllt diese Arc ihre Aufgabe.

                                Der Zuschauer erhält Einblicke in die unteren Welten von Coruscant (nettes „Easter Egg“: Ebene 1313) und die Jedi werden einmal mehr als vermeintliche Helden dekonstruiert. Hier ist im Wesentlichen die Vergangenheit der Geschwister von Bedeutung, da sie als wichtige Erkenntnis für Ahsoka dazu beitragen, dass sie sich endgültig vom Jedi-Orden emanzipiert. Ahsoka mag in Staffel 5 aus dem Orden ausgetreten sein, aber in dieser Arc lässt sie ihn erst wirklich los und reflektiert ihre Entscheidung. Zu Beginn steht Ahsoka noch für die Jedi ein, am Ende sieht sie sich jedoch einmal mehr in ihrem Glauben bestätigt und verabschiedet sich von ihrer Vergangenheit.

                                Des Weiteren ist die Geschichte mit einem intelligenten sozialen Kommentar verknüpft. Die meisten Zuschauer achten bei „Star Wars“ nur auf den Unterhaltungswert und wie „gut“ eine Erzählung strukturiert ist. Gerade auch, wenn ich mir Kritiken durchlese: selbst Kritiker verpassen in der Regel alle wichtige Elemente der Arc. „The Clone Wars“ eröffnet hier nämlich einen geschickten Kontrast zwischen Arm und Reich. Die Martez-Geschwister bilden die Unterschicht von Coruscant ab und leben dementsprechend buchstäblich ganz unten. Wenn eines der Mädchen von der „guten“ Luft an der Oberfläche spricht, dann sagt das etwas aus.

                                Dieser visuelle Kontrast setzt sich auf der Mission fort. Mit einer Gewürzlieferung auf dem Planeten Kessel wollen die Geschwister ihr Geld verdienen. Aber auf Kessel werden erneut die Klassenunterschiede deutlich: Die Händler/Verkäufer leben in einem prunkvollen Palast, umgeben von grünen Wiesen; wenig später fliegen die Protagonisten zu den Gewürzen und plötzlich findet sich der Zuschauer in einer grauen Minenwelt wieder, in der kein Gras mehr wächst.

                                Obendrauf wird der Reichtum mittels Sklaverei finanziert und aufrechterhalten. Hier gibt es ebenfalls zwei kleine Details: Zum einen ist Kessel ein Planet, der der Republik angehört, aber auf dem es dennoch Sklaverei gibt. Das ist ein netter Verweis auf Episode I, in der Padme Amidala noch ausgeschlossen hat, dass es auf Tatooine jemals Sklaverei gegeben hätte, wenn dieser der Republik angehören würde. Vielleicht ist die Republik durch den Bürgerkrieg einfach nicht mehr das, was sie einst war. Zum anderen wird von den Geschwistern infrage gestellt, ob das tatsächlich Sklaven sind. Die meisten Zuschauer denken vermutlich, dass es sich selbstverständlich um Sklaven handeln muss, visuell bestätigt wird diese Tatsache aber erst durch den Zygerrianer (einer Alienrasse), der den drei Frauen das Gewürz zur Verfügung stellt. Zygerrianer sind nämlich seit der 4. Staffel als Sklavenhändler bekannt. Nettes Detail.

                                Außerdem macht die Arc in Bezug auf die Martez-Geschwister noch einen weiteren sozialkritischen Aspekt auf: Die Geschwister gehören zu der ärmeren Unterschicht, aber der älteren Schwester ist es dennoch gleichgültig, was mit den Sklaven auf Kessel geschieht. Ahsoka konfrontiert sie deswegen und wirft ihr vor, dass die eigene Bereicherung, basierend auf dem Leid von Sklaven (bzw. anderen armen Menschen), nicht richtig ist. Aber so funktioniert eben das System und die ältere Schwester ist sich nicht zu schade, mit allen egoistischen Mitteln aus der eigenen Misere zu gelangen. Smart.

                                Der Planet Kessel sowie das Pyke-Syndikat stellen bereits die Verknüpfung zu Darth Maul und dem Film „Solo: A Star Wars Story“ her. Das ist eine nette Referenz und gibt dem Planeten etwas mehr Aufmerksamkeit, die er im Kinofilm nur ansatzweise erhalten hat. Bezüglich des kurzen Auftrittes von Anakin ergibt sich allerdings noch ein weiteres „Easter Egg“. Als Anakin und Yularen kurz davor sind das Schiff von Ahsoka und den Geschwistern aufzuhalten, bildet das eine schöne Brücke zu einer ähnlichen Szene aus Episode VI. Auch von den Einstellungen ist die Szene genauso ausgeführt, als Han Solo, Luke und Leia über den Sternzerstörer auf Endor landen möchten und Darth Vader kurz davor ist sie abzufangen.

                                Abschließend kommt die „Siege of Mandalore“-Arc, worauf alle Clone-Wars-Fans gewartet haben. Das Intro deutet bereits darauf hin, dass uns hier etwas Besonderes erwartet. In diese vier letzten Folgen, die zusammen auch als Kinofilm durchgehen könnten, wurden die meisten Mühen gesteckt. Und man spürt es nach der ersten Folge: Dieses Unterfangen ist sehr ambitioniert. Dave Filoni möchte unbedingt diese zeitliche Parallele zu Episode III herstellen und schreibt der ganzen Arc damit eine Schwere und Bedeutung zu, mit der ich nicht gerechnet hätte.

                                Aber man spürt auch, dass diese Ausrichtung teilweise zu schwer zu stemmen, ja, zu erzwungen ist und nicht immer ganz passen möchte. Die Action ist herausragend choreografiert, keine Frage. Der Soundtrack und die aufgebaute Atmosphäre suchen ihresgleichen in dieser Arc. Und trotzdem muss ich als „Revenge of the Sith“ Fan die Nitpicking-Lupe auspacken, da einige „gewollte“ zeitliche Parallelen einfach nicht passen: Der Angriff auf Mandalore soll der musikalischen Untermalung nach zeitgleich zu Obi-Wans und Anakins Anflug in die Schlacht über Coruscant stattfinden – was jedoch nicht passt, wenn Ahsoka schon in der zweiten Folge mit Obi-Wan über den Auftrag auf Utapau spricht. In dieser Arc ist nämlich währenddessen noch kein Tag vergangen; in Episode III ist zu diesem Zeitpunkt aber schon der dritte Tag angebrochen.

                                Zudem fehlt den ersten beiden Folgen auch ein wenig der passende Flow. In Anbetracht der Lobpreisungen, welche die Folgen von den Fans und Kritikern erhalten haben, war mir das manchmal etwas zu ruhig inszeniert; all das hätte zackiger vonstattengehen können. Es wirkt alles recht bemüht. Gerade Ahsoka habe ich in den ersten beiden Folge auch fast nicht mehr wiedererkannt. Warum ist sie auf einmal so wortkarg und zurückhaltend? Es fühlt sich buchstäblich so an, als sei sie fehl am Platz, was ja sogar stimmt, aber ich bin mir nicht sicher, ob das inszenatorisch wirklich so beabsichtigt war. Und dennoch gibt es auch im zweiten Teil der Arc eine wunderbare Actionsequenz nach der anderen. Gegen das Duell zwischen Darth Maul und Ahsoka gibt es ohnehin nichts zu sagen. Ray Park ist extra zurückgekehrt und hat den Kampf per Motion-Capture aufgezeichnet. Und das spürt man. Alles hat plötzlich so einen realistischen Touch und dennoch ist die Choreografie absolut großartig – der womöglich beste Lichtschwertkampf der gesamten Serie.

                                Das einzige, was mich hier an Darth Maul stört, ist sein Charakter. „The Clone Wars“ hatte schon immer ein Problem mit Foreshadowing auf kommende Ereignisse. Aber was man hier mit Mauls Visionen und Andeutungen anstellt, treibt das Ganze nochmal auf die Spitze. Ständig diese Anspielungen auf Episode III, Anakin und Darth Sidious… nerv! Wir wissen alle, was passieren wird! Selbst das chronologische Schauen ließe sich hier nicht mehr als Entkräftigung anführen, da jeder Fan massiv Episode III vorweggenommen bekommen würde, wenn er sich erst die komplette 7. Staffel anschaut. Also warum Darth Maul ständig in diese sinnfreien Monologe verfallen lassen? Im Gegensatz dazu hätte man besser mal bei Anakins Porträt etwas Vorarbeit leisten sollen. Er ist irgendwie enorm gut gelaunt in der ersten Folge und es erschienen in den letzten Wochen zu Recht ein paar Memes, die sinngemäß herausstellten: „Dieser Strahlemann tötet in vier Tagen Jedi-Jünglinge?“

                                Mit dem dritten Teil folgt dann aber schließlich meine persönliche Lieblingsfolge – die Order-66-Episode. Dieser Teil ist so spannend und intensiv inszeniert; die durchgehende Score, die bedrückende Atmosphäre, all das ist herausragend. Und dieses Mal gelingt es Dave Filoni auch perfekt, den Handlungsbogen mit Episode III zu verbinden: Wenn genau der Dialog zwischen Mace Windu, Yoda und Ki-Adi-Mundi nachgestellt wird und dann im exakten Moment – als Episode III eigentlich wegschneidet – Ahsoka dem Gespräch beitritt. Clever gemacht. Und dann kommt es endlich zur berühmten Order 66, bei der mir tatsächlich leichte Tränen gekommen sind.

                                Diese Szene zwischen Ahsoka und Captain Rex ist einfach Star-Wars-Perfektion. Der Komponist wählt währenddessen im Übrigen nicht den Score von Order 66, sondern verknüpft die Szene mit dem Musikstück „Anakin’s Dark Deeds“; und wow, das passt schlicht perfekt. Die ganze Sequenz begräbt zudem ein paar Befürchtungen, die ich nach der Inhibitor-Chip-Arc aus Staffel 6 hatte: Weil dort der defekte Klon Tub wie ein begriffsstutziger, aggressiver Zombie agiert, hatte ich die Angst, dass Order 66 bezüglich des Verhaltens der Klonkrieger verändert wird. Aber zum Glück nicht, die Klone reagieren und handeln wie in Episode III; wie rational denkende Soldaten. Natürlich könnte ich auch hier ein paar Kleinigkeiten kritisieren: Die Folge verliert hinten heraus etwas ihr Pacing und Momentum. Außerdem kann ich verstehen, wenn man von der Order 66 im Nachhinein ein wenig enttäuscht ist, da die Folge vielleicht doch etwas mehr hätte zeigen können (und vor allem länger), anstatt nur diesen kurzen Kampf auf der Brücke des Kreuzers.

                                Bei der letzten Folge muss ich leider wieder mehr kritisieren und nach meinen ersten Recherchen sind sich hier auch die meisten Fans einig: Auch wenn das keine per se schlechte Folge war, war es definitiv die schwächste Folge der Mandalore-Arc. Dieser Abschluss besteht nur noch daraus, wie Ahsoka und Rex vom Schiff fliehen. Am Ende gibt es dann zwar eine letzte großartige Szene, aber zusammengenommen ist dieses Ende zu verkürzt. Besonders enttäuscht war ich von Darth Mauls „Ende“ bzw. Abgang. Wir wissen zwar, was mit seinem Charakter passiert, aber mir leuchtet es nicht ein, wieso man seine Geschichte auf einem solch enormen Cliffhanger hat enden lassen. Was macht er nach seiner Flucht? Wie erlangt er wieder die Herrschaft über sein Verbrecher-Syndikat? All das hätte man zumindest andeuten können.

                                Aber Ahsokas und Rexs Schicksal wird ebenso nur mäßig inszeniert. Wohin gehen beide nach dem Absturz des Schiffes? Bleiben sie zusammen oder nicht? Was haben die beiden jetzt vor? Die Serie verpasst den goldenen Abschluss. Wieso überschneidet man die Ereignisse JETZT nicht nochmal mit Episode III? Die Action ist wieder richtig gut, keine Frage, aber dafür, dass Dave Filoni (nach dem abrupten Ende der Serie im Jahre 2013) jetzt endlich mal die Zeit besaß alles ruhig und vernünftig abzuschließen, war das Ganze echt auf ein Minimum reduziert. Das Ende wirkt beinahe wie ein Cliffhanger zu „Star Wars: Rebels“. Episode III ist am Ende auch rund abgeschlossen; wieso tut sich „The Clone Wars“ dabei so schwer?

                                Fazit: Staffel 7 gehört insgesamt zu den besseren „The Clone Wars“-Staffeln und landet auf einer Stufe mit Staffel 2, 4 und 5. Wenn das Finale, d.h. die allerletzte Folge, wirklich großartig gewesen wäre, hätte ich noch einen halben Punkt mehr gegeben. So fügt sich die Staffel auf einem qualitativ ähnlichen Niveau ein, da es über die Staffel verteilt einfach doch ein paar Kritikpunkte zu viel für mich gibt. Bereits bei meiner umfangreichen Review zur gesamten Serie (siehe Blog) wich ich von den allgemeinen Meinungen ab. Und auch bei dieser letzten Staffel muss ich sagen, dass ich die Folgen 7.05-7.08 (Ahsoka/Martez-Arc) deutlich besser und thematisch interessanter fand, als sie im Internet weggekommen sind. Demgegenüber gefällt mir die letzte Arc, die Mandalore-Arc, sehr gut, aber auf diese fanatischen Lobeshymnen kann ich dann auch nicht einsteigen. Dennoch: „Star Wars: The Clone Wars“ ist zurückgekommen und es war ein tolles Wiedersehen.

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                                • Meine Review zu "Star Wars: The Clone Wars" in Form einer Hausarbeit ^^

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                                  Danke an Moviepilot und Jenny von T für die Aufmerksamkeit und Strukturierung des Textes.

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                                    Wie man den Stil von "Star Wars" und George Lucas versteht.

                                    "George Lucas: King of Wooden Dialogue (Better Than You Think!)"

                                    https://www.youtube.com/watch?v=S5E-eSdRjXs

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                                    • 7 .5

                                      „American Graffiti“ ist der zweite Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor George Lucas, der nach dem Kassenflop von „THX“ den Weg zu „Star Wars“ ebnete und bis heute zu den profitabelsten Filmen aller Zeiten gehört. George Lucas erzählt mit „American Graffiti“ eine sehr persönliche Geschichte, welche der eigenen Jugend des Regisseurs nachempfunden ist. Francis Ford Coppola hat seinem Freund damals dazu geraten von den düsteren Science-Fiction-Dystopien Abstand zu nehmen und etwas Witzigeres sowie Unterhaltsameres zu schreiben. Lucas schöpfte aus seinen eigenen Erfahrungen und ließ „American Graffiti“ auf einer Art Paarungsritual der USA der 1950er und frühen 1960er Jahre basieren: Die Jungs cruisen mit ihren schicken Autos durch die Kleinstadt und stellen jeden Versuch an, um die Mädchen für sich zu gewinnen.

                                      Das Hauptthema des Films ist Veränderung und die Angst vor der Veränderung. Auf der Schwelle des Erwachsenwerdens geht es darum sich für ein neues und unbekanntes Leben zu entscheiden. Die Angst, auf sich selbst gestellt zu sein und das Akzeptieren dieser Veränderung spielt eine zentrale Rolle in „American Graffiti“ und ist ein Thema, welches sich bereits in „THX“ und später auch in „Star Wars“ wiederfinden ließ. Darüber hinaus erzählt Lucas aber auch von den Veränderungen seines Landes sowie seiner eigenen Generation. „American Graffiti“ wurde im Jahr 1972 gedreht und erzählt von einer goldenen Ära, die nur zehn Jahre zurückliegt. Das Amerika des Jahres 1962 war noch ein gänzlich anderes und es ist erstaunlich, welche Umwandlungen die Gesellschaft in nur wenigen Jahren erleben musste. Vor der Ermordung Kennedys, vor dem Vietnam-Krieg, der die USA für immer von ihrer Unschuld befreien sollte. „American Graffiti“ ist daher ein kleines Stück Geschichte; eine Geschichte über die noch unbeschwerten Zeiten Amerikas, als die Welt noch eine ganz andere war. Und das ist sehr beeindruckend; auch sich darüber im Klaren zu werden, welchen Einschnitt Vietnam tatsächlich in den Augen der Menschen hatte. Heute sprechen die Menschen von den 80ern oder 90ern, aber würde irgendjemand auf die Idee kommen jetzt(!) einen Film über das Jahr 2010 zu machen? Wisst ihr noch, die goldene Zeit des Jahres 2010? Wohl kaum.

                                      „American Graffiti“ mag im Vergleich zu „THX“ der deutlich zugänglichere und unterhaltsamere Film sein. Allerdings ist es aus heutiger Sicht kaum mehr nachvollziehbar, dass Lucas damals in den Augen der Studios und Filmschaffenden einen sehr experimentellen und letztlich progressiven Film gedreht hat. Die meisten Studios haben das Drehbuch abgelehnt und auch der Geldgeber Universal verzweifelte zunächst am fertigen Ergebnis. Denn vier parallel zueinander stattfindende Geschichte zu erzählen und parallel zu schneiden, war seinerzeit sehr untypisch. Geschichten hatten bei einem einzelnen Protagonisten zu bleiben und man befürchtete das Publikum zu verlieren, sobald der Handlungsverlauf mehrfach die Perspektive wechselte. Heutzutage und bereits seit über 30 Jahren ist diese Erzählweise, besonders in Fernsehserien, völlig normal und akzeptiert. Für die frühen 1970er war „American Graffiti“ dadurch jedoch ein risikoreiches, avantgardistisches Filmprojekt. Die Zuschauer haben diese Ausrichtung viel schneller als die Studios gemocht und lieben gelernt. Das lag nicht zuletzt auch an dem Einsatz von Musik. Der Verzicht auf einen regulär komponierten Soundtrack und stattdessen die Verwendung von Schallplatten-Musik war ebenso innovativ wie die Schnitttechnik. Musik und Sound spielten immer eine sehr wichtige Rolle in Lucas‘ Filmen. Bei der Filmerfahrung nimmt, neben dem Visuellen, in der Regel 50 % die Soundkulisse ein. Die Musikstücke bilden dabei einen großen Teil ab, wohingegen auch die Klänge in „stillen“ Sequenzen nicht zu unterschätzen sind. Der Sound erzählt die Geschichte mit.

                                      Demgegenüber ist der filmische Stil von „American Graffiti“ interessant. Einmal mehr drehte George Lucas in einer Art dokumentarischem Stil, welcher die Seherfahrung vom choreografierten Spielfilm weg lenken sollte, um ein neues Level an Authentizität zu schaffen. In der Regel wurden dabei mehrere Kameras um das Set aufgestellt und Lucas hat seine Darsteller, ohne konkrete Anweisungen, spielen lassen. Dabei entstand eine auf Zufällen und Fehlern basierende Atmosphäre, die dem gefilmten Material erst zu ihrem Witz und Glaubwürdigkeit verholfen hat. Lucas hat manche Szenen absichtlich mehrere Male wiederholen lassen, um durch diese provozierte Chance etwas Unvorhergesehenes zu generieren. Diese „fehlerhaften“ Einstellungen schafften es letztendlich in den Film und verliehen der Geschichte einen eigenständigen, realistischen und eben dokumentarischen Stil. Er ließ die Darsteller bewusst improvisieren, um zu sehen, was passiert und dadurch das authentischste Ergebnis zu erhalten. In der Folge hat man George Lucas diese Art des Filmemachens oft als Schwäche und Fehler ausgelegt. Lucas sei ein schlechter Regisseur, der nicht mit seinen Schauspielern zurechtkommt und ihnen keine Anweisungen gibt. Besonders im Zuge der Prequel-Trilogie verfestigte sich diese Meinung und wird Lucas bis heute nachgesagt. Ein schlechter Regisseur oder womöglich einfach eine andere Art zu arbeiten – ein anderer Stil? Eben ein dokumentarischer, avantgardistischer Stil des Filmemachens.

                                      In „American Graffiti“ geht es mehr um Themen, statt um die Handlung. Dieser Film ist ein Abbild der USA in den frühen 1960er Jahren und ist deswegen bis heute nicht nur zeithistorisch relevant, sondern verhandelt mit seinen tiefmenschlichen Themen über Veränderung und Angst wesentliche Motive des menschlichen Daseins. Lucas schrieb diese Geschichte für das Unterhaltungsmedium „Film“ überaus fortschrittlich und schuf erst durch seine experimentelle Art des Filmemachens dieses unverwechselbare Gefühl sowie den natürlichen Stil von „American Graffiti“.

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                                        Ein Jahr später und immer noch ein unfassbar schlechter und enttäuschender Abschluss für die Infinity Saga. "Avengers: Endgame" hat für mich das MCU, meine Faszination dafür und meine jahrelange Treue im Alleingang vernichtet:

                                        Erste Kritik:
                                        https://www.moviepilot.de/movies/avengers-4-endgame/kritik/1949750

                                        "Everything wrong with"-Artikel:
                                        https://www.moviepilot.de/news/everything-wrong-with-avengers-endgame-1118283

                                        Zusammenfassende und abschließende Gedanken:
                                        https://www.moviepilot.de/news/wieso-avengers-endgame-ein-unbefriedigendes-ende-ist-1118419

                                        Das beste YouTube-Essay zum Film:
                                        https://www.youtube.com/watch?v=txVfAS2vaa4

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                                          „THX 1138“ spiegelt wie kein anderer Film von George Lucas wider, welche Art von Autor und Künstler in der Person steckt, die später einmal das erfolgreichste Filmfranchise aller Zeiten aufziehen sollte. Vor allem Lucas‘ erster Spielfilm aus dem Jahr 1970 gewährt sowohl einen Einblick in die gängigen Themen, Motive und Weltanschauungen, als auch in den visuellen sowie erzählerischen Stil des bekannten und einflussreichen Independent-Filmemacher. Wer „THX 1138“ versteht, der versteht „Star Wars“, und wer „Star Wars“ versteht, der versteht die Prequel-Trilogie.

                                          „THX 1138“ wurde seinerzeit von den Kritikern zerrissen, eine Tatsache, welche durch verwaschene Ratingsysteme des Internets kaum mehr nachzuvollziehen ist. „THX“ war auch Lucas‘ erste und einschneidende Erfahrung mit dem profitorientierten, künstlerisch destruktiven Studiosystem Hollywoods. „THX“ aber war vor allem eine experimentelle, avantgardistische Filmdystopie, die all das vereint, was später einmal mit dem Sternenkrieg in den „Mainstream“ Einzug erhalten sollte. Und trotz dieser vorhandenen Quelle, diesem Stück Filmgeschichte, seit Jahrzehnten für jedermann zugänglich, scheint George Lucas ein auf ewig missverstandener Künstler zu sein.

                                          Lucas erzählt seine Geschichten im Wesentlichen audiovisuell. Es stehen weder Dialoge, noch eine klassische Handlung im Vordergrund. In „THX“ sind das Bild und der Sound essenziell, um damit eine pure, eine reine Kinoerfahrung zu erzeugen. Allein mittels der visuellen und auditiven Wahrnehmung sollen Emotionen geweckt werden, wohingegen alles andere dem untergeordnet ist. Es ist eine abstrakte und sehr stilisierte Ebene auf der „THX“ funktioniert, aber auch eine stark vereinnahmende und konzentrierte. In jener Dystopie herrschen der Technizismus und die absolute Kontrolle durch einen fiktiven Staat. In dieser künstlichen Welt werden die Gefühle der Menschen durch Medikamente unterdrückt und sorgen für eine willenlose, sich dem Konsum und der Obrigkeit fügende Gesellschaft. Geführt und erhalten wird sie durch einen falschen Glauben sowie einer ineffektiven Bürokratie, die letztlich mehr ein psychologisches Gefängnis für die Menschen ist, anstatt einem realen Unterdrückungsstaat zu entsprechen. Das Gefängnis besteht nur in den Köpfen, denn einmal aus der vorherrschenden Ideologie befreit, liegt es maßgeblich am Individuum zu entscheiden, ob es aus der Komfortzone ins Ungewisse schreiten möchte oder nicht. Hier vereint Lucas mehrere thematische Schwerpunkte: Konsumkritik, Technikgläubigkeit und Abhängigkeit, Religionskritik, eine gefühllose Leistungsgesellschaft und die Befreiung des Menschen von sich selbst. Letzteres bildet ein Motiv ab, welches sich später auch durch „American Graffiti“ und „Star Wars“ ziehen wird, in gewisser Hinsicht die Überwindung des eigenen Status quo, der Schritt aus dem Vertrauten ins unvorhersehbare, unangenehme Leben.

                                          Die Dialoge darin sind oftmals bewusst abstrakt gehalten, ja fast schon wirr; die Inszenierung und Spannungskurve ist unkonventionell, entbehrt sich des Öfteren jedweden linearen und gewohnten Konventionen des Erzählens. Dabei hält Lucas das Geschehen nahezu dokumentarisch fest. Die Kamera ist überwiegend ruhig, die Einstellungen präzise um die Szenerie konstruiert und doch manchmal nicht fixiert, sondern schwankend und abweichend, eben einer Dokumentation und keinem sauber inszeniere sowie choreografierten Spielfilm nachempfunden.

                                          Am Ende ist es der Protagonist THX, dem es gelingt aus diesem Glaubensgefängnis auszubrechen, während sein Freund nicht die Überwindung dafür findet. Die für Ordnung sorgenden Roboter sind eigentlich kaum gefährlich und am Ende ist es sogar das liebe Geld, was das System vor einer konsequenten Verfolgung zurückschrecken lässt. Das System ist nicht geschlossen, das Gefängnis ist ein Offenes, aus dem THX einfach nur noch herausklettern muss, um zum ersten Mal in seine neue Zukunft, dem strahlenden Sonnenuntergang blicken zu können – so wie sieben Jahre später der junge, unwissende Luke Skywalker seinem Schicksal gegenüber treten und damit Generationen von Menschen inspirieren sollte. Hier, in der avantgardistischen Filmkunst, dort lag immer George Lucas‘ Herz für das Kino und sollte es bis zuletzt sein.

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                                          • Hinter Star Wars stand immer eine Vision. Die Filme sind an Jugendliche gerichtet, aber sind genauso für erwachsene Zuschauer attraktiv. Star Wars beinhaltet viele Motive und thematische Tiefe. Als Kind und beiläufiger Zuschauer nimmt man diese kaum wahr (manche "Fans" bis heute nicht), aber wenn man erstmal die Auseinandersetzung sucht, dann sind die sechs Filme von Lucas ein hochinteressantes politisches, mythologisches und experimentelles Lehrstück.

                                            Und mit der Übernahme durch Disney sowie dem konkurrierenden MCU entstand für mich eine ziemlich ähnliche Zwickmühle: Ich bin mit Star Wars aufgewachsen, aber als Jugendlicher hat das MCU diese Leidenschaft beinahe vollständig ersetzt. Bis "Endgame" war ich ganz großer Anhänger und ich war sogar an den Sequels nie so stark interessiert, wie ich eigentlich hätte sein müssen. Episode 7 war eine tolle Erfahrung, aber danach stellte sich ziemlich schnell eine Ernüchterung ein. Ich war natürlich gespannt auf Episode 8, aber mit diesem Film war es vorbei für mich. Star Wars ist unter Disney und ohne Lucas einfach nicht mehr "mein" Star Wars. Die Sequels sind eben lediglich eine Reaktion auf jahrzehntelanges Fandom mit all seinen Annehmlichkeiten und dem enormen Erfolg des MCUs. Episode 7 ist, gemein gesagt, ein "Krieg der Sterne"-Remake mit Marvel-Humor. Episode 8 ist ein "Empire"-Remake mit Marvel-Humor aus der Hölle, was zeitgleich jedwede Hoffnung in diese Trilogie gegen die Wand gefahren hat. Und Episode 9 ist einfach schon wieder eine Reaktion auf Fandom und zugleich ein MCU-Abklatsch von "Endgame".

                                            Und wieso lässt sich das eine jetzt genießen und das andere nicht? Mit den Sequels haben wir eine Disneyfizierung und Marvelisierung von Star Wars erhalten und das ist aus schwer fassbaren Gründe ein großes Problem. Star Wars gehört einerseits nicht in ein solches Franchise- und Markengetriebe. Diese Filme sind keine Standard-Blockbuster, sondern experimentelles Kino eines einzelnen visionären Künstlers. Andererseits war Star Wars bereits seit den 80ern eine riesige Marke und hat den Franchiseausbau mit den Prequels, dem Marketing, dem Spielzeug, Serien und Videospielen auf die Spitze getrieben. War Star Wars also nicht schon längst auf diesem Weg? Was kann man schon realistisch von weiteren Fortsetzungen erwarten, wenn Lucas sein Baby an Disney (!) verkauft? Mit nahezu unbegrenzten Ressourcen, neuen Stimmen und eigenständigen Regisseuren sowie einer kompetenten, einheitlichen Führung eigentlich ziemlich viel. Aber dieser utopische Traum wurde offensichtlich von der Gier nach schnellem Geld, gehetzten Plänen, mangelnder Ausarbeitung, visionslosen Künstlern und einem enormen Druck ersetzt. Disney kann zwar alles machen, wovon George Lucas immer geträumt hat (Spin-Off-Filme, Live-Action-Serien etc.), aber begibt sich dabei in die ewige, unermüdliche, rasch produzierende Franchise-Mühle, die auf dem künstlerischen Auge blind ist und nur noch den Blick für Fanbedürfnisse, schnelles Geld und Messaging hat. Für mich, als nun erwachsener Star-Wars-Fan, der die vielen Themen der Lucas-Saga immer noch am Entdecken ist, ist diese neue Ära einfach zu oberflächlich.

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                                            • "Komplett verrückt und bewundernswert, wie sich Jeremy Renners Hawkeye zum Publikumsliebling mausern konnte."

                                              Das hat mich als langjähriger Marvel-Zuschauer auch überrascht. In den ersten beiden Avengers Filmen hat sich gefühlt niemand für ihn interessiert, aber seit Civil War wird er aus irgendwelchen Gründen gemocht und bei Infinity War hat ihn plötzlich jeder vermisst. Vielleicht hat Age of Ultron dahingehend doch einen guten Job gemacht, Hawkeye nämlich stärker in den Mittelpunkt gerückt als jeder andere Film.

                                              "Der Prolog dauert hier 45 Minuten und ist ziemlich träge. Der Film hat einfach wahnsinnig viel Ballast wegzuarbeiten, bevor es losgehen kann."

                                              Komisch, um 20:56 Uhr, also nach 40 Minuten inklusive Werbung, ergo nach ca. 30 Minuten Film, begann doch schon die beste Phase des Films ^^
                                              Mal abgesehen von diesem Widerspruch, dass Avengers 1 natürlich nur ein reiner Spaß- und Dödelfilm ist, aber sich essenzielle Zeit für Worldbuilding und Charakterentwicklung nehmen, darf sich Marvel dann auch nicht, weil ... langweilig (?). Diese Phase des Films ist genau der Grund, warum das MCU funktioniert und das DCEU nicht: Joss Whedon nahm sich TROTZ vier Solofilme Anlauf noch den ganzen ersten Akt Zeit, um die Figuren vernünftig einzuführen und zusammenzubringen. Hier wurde die Grundlage für die ganzen nächsten Jahre gelegt.

                                              "Gänsehaut bei dem Shot auf die Angriffsformation mit alle Ur-Avengers. (...) Gerade Endgame wollte ja über eine Ästhetik der Organisation des Überflusses wahrgenommen werden. Was in Teilen auch gelingt, meistens aber furchtbar aussah. Staunen, aber nicht genießen wollte man da."

                                              Fakt. Es ist schon erstaunlich, dass es weder Marvel, noch irgendein Konkurrent je wieder geschafft hat eine ähnlich epische sowie funktionierende Sequenz zu entwerfen. Das gilt nicht nur für den Shot auf die Avengers, sondern auch für die gesamte anschließende Action, einschließlich des One-Shots. Infinity War hat mit der Landung Thors in Wakanda oder dem Kampf gegen Thanos auf Titan noch ähnlich spektakuläre Szenen kreieren können. Aber Endgame versagt in der Beziehung ja gänzlich. An diesem Wust aus hunderten Figuren, einer grauen Matsch-Optik und einem unkoordinierten Gehampel unserer Helden war doch nichts mehr genießbar.

                                              "Kurz danach der nächste Brüller, als Hulk mit Loki den Boden nicht aufwischte, sondern perforierte. Das ist MCU-Humor in Reinform"

                                              Die meisten Leute unterschätzen ohnehin, in welcher Form Whedon mit dem ersten Avengers nicht nur das MCU, sondern das gesamte Blockbuster-Genre der letzten Jahre beeinflusst hat. Welcher Blockbuster verfügte denn (spätestens auch, nachdem Synder mit seinem Gegenentwurf gescheitert ist) nicht mehr über humorvolle Oneliner und durch Ironie brechende Momente? Erst durch Whedon wurde das MCU zu diesen Actionkomödien, welche den meisten Menschen schnell zum Hals heraushingen. Das MCU vor Avengers 1 ist ganz anders. Die ersten beiden Iron Man Teile kamen dem noch am nächsten. Jeder Regisseur und Autor musste sich nach Avengers an dieser Art Humor abarbeiten. Deswegen kann Thor 2 nicht einfach eine düstere GoT-Science-Fiction Vision sein, deswegen hatte der eigentlich ernste Civil War diese klamaukige Actionsequenz am Flugplatz, deswegen orientiert sich Justice League am ersten Avengers und an keinem anderen MCU-Film, deswegen ist Star Wars zum Avengers-Spektakel 2.0 verkommen - wegen diesem immensen Erfolg von Avengers 1. Und deswegen sind viele Nachfolge-Filme in dieser Hinsicht so forciert schlecht, weil sie zwanghaft versuchen den Whedon-Humor zu kopieren, es aber selbst nicht besser können.

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                                              • "Auch wenn The Accountant weit davon entfernt ist, ein guter Film zu sein, überzeugt Ben Affleck in dieser aufs Wesentliche reduzierten Rolle."

                                                The Accountant ist einer der unterbewertesten Actionthriller der letzten Jahre. Der Film wandelt nicht nur auf John-Wick-Pfaden, sondern bringt auch noch das nötige Herz, eine gute Geschichte und einen unvergleichlichen Protagonisten mit sich. Nicht von irgendwelchen RT-Scores abschrecken lassen, dieser Film kann was.

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                                                • "Black Panther 2" wird nach wie vor am 06. Mai 2022 starten, wäre vielleicht noch zu ergänzen. Für 2022 gibt Disney schließlich noch den 07. Oktober als Marvel-Termin an, weswegen dort (wie ihr selbst schon vermutet) der frühestmögliche Platz für "Guardians of the Galaxy Vol. 3" wäre.

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                                                    luis345 27.03.2020, 22:34 Geändert 27.03.2020, 22:42

                                                    Meine Beziehung zu „Star Wars: The Clone Wars“ ist ambivalent. Obwohl ich den Film und die Serie damals als Kind/Jugendlicher gesehen habe, war ich von Anfang an kein großer Fan vom Trickfilm. Wie so viele andere auch, empfand ich Ahsoka als neuen Charakter sowie ihre Einführung sehr holprig. Weder gefiel mir ihre Art, noch habe ich irgendeinen Sinn in dieser Figur gesehen. Die Prequels haben dutzende Jedi eingeführt, die man hätte ergründen können; die Beziehung zwischen Obi-Wan und Anakin hätte den Kern ausmachen sollen. Aber was macht man? Anakin einen Padawan dazu erfinden – der, wie wir wussten, irgendwann sowieso wieder herausgeschrieben werden musste, damit Episode III noch funktioniert – und Obi-Wan im Prinzip an den Rand drängen. Hier zentrierten sich Probleme, die ich später lange Zeit mit der Serie haben sollte. Wieso erhält Anakin, der vor kurzem nicht mal Jedi-Ritter war und bis in Episode III hinein nahezu selbst noch ein Meister-Schüler-Verhältnis zu Obi-Wan pflegt, überhaupt einen eigenen Padawan? Rein von den Regeln des Universums her, ist diese Idee zwar durchaus denkbar, aber es widersprach mir einfach zu sehr der Erfahrung, die ich aus Episode II und III mitgenommen hatte.

                                                    Gegen den Stil des Films (sowie der Serie) hatte ich hingegen von Anfang an nie etwas einzuwenden. Ich kann Leute bis heute kaum verstehen, die allein wegen des Stils keinen Zugang zu der Serie finden. Selbst 12 Jahre später hält sich dieser sogar noch überraschend gut und ist kaum abgenutzt, da sich in diesem Bereich keine nennenswerte Alternative etablieren konnte. Im Gegenteil: Das Animationsniveau wurde mit „Rebels“ und „Resistance“ ja sogar schlechter und auch andere Franchises, wie bspw. das Animationsuniversum von DC, wirken keineswegs bahnbrechend „schöner“, geschweige denn „moderner“, dass „The Clone Wars“ daneben unschaubar wird.

                                                    Mit einem etwas distanzierteren Blick sehe ich dem Film nun mittlerweile deutlich entspannter entgegen. Viele Kritikpunkte sehe ich kaum bzw. gar nicht mehr. Die Handlung bleibt selbstverständlich nach wie vor durchschnittlich bis schwach und kann im Vergleich zur Serie nur unteres The-Clone-Wars-Niveau erreichen. Aber als Einführung für Ashoka und als Auftakt für die kommende Serie? Völlig in Ordnung. Insgesamt erhält man eine drei- bis vierteilige Arc, als wäre sie direkt aus der Serie geschnitten. Und genauso ist der Film meines Wissens auch entstanden. Besonders innovativ oder kreativ, ist das nicht, aber als Einleitung und Bewerbung für die Serie kann ich das Konzept auch nicht großartig bemängeln. George Lucas war seinerzeit begeistert und wollte, dass die Welt dies auf der Leinwand zu sehen bekommt – Die Entscheidung kann ich respektieren und nachvollziehen.

                                                    „Star Wars: The Clone Wars“ funktioniert gerade als Kinderfilm und Ausgangspunkt für jüngere Zuschauer. Von Action, bis Humor, bis Ernst und soliden Charakteren ist alles dabei. Und eine geistige Unterforderung ist der Film, so wie manch anderes heutzutage, dabei auch nicht geworden. Die eine oder andere Slapstick-Einlage der Droiden ist sogar sehr witzig und gegen die Beziehung zwischen Anakin und Ahsoka kann man auch nicht allzu viel einwenden. Ich finde Ahsoka als Figur zwar immer noch leicht unnötig; die ganze nachfolgende Serie hätte mit einem anderen Fokus (wie gesagt: Die dutzenden Jedis der Prequels) genauso super funktionieren können. Aber nach der Entwicklung, die dieser Charakter noch durchlaufen wird, kann selbst ich nicht mehr viel einwenden. Und jetzt ergibt mit diesem Kontext im Hinterkopf auch plötzlich ihre Zeichnung im Film viel mehr Sinn. Damals empfanden wir sie alle als nervig, aufmüpfig, zu frech und zu forsch. Jetzt aber sieht man einen sehr jungen Jedi, der gerade erst sein Abenteuer begonnen hat, kurz: Charakterentwicklung. Jeder fängt mal irgendwo an und deswegen wird Ahsokas Handlungsstrang erst so zufriedenstellend, weil sie eben eine großartige Entwicklung durchmachen wird.

                                                    Der Film betreibt dahingehend bereits tolles „Foreshadowing“, wenn Yoda in Aussicht stellt, dass Anakin kein Problem mit der Aufnahme eines Padawans haben wird, sondern viel mehr mit dem Loslassen. Und das wiederum vertieft den gesamten Konflikt, dem sich Anakin immer wieder stellen muss – Er kann nicht loslassen. Daher erweist sich die Einführung Ahsokas im Nachhinein als gelungener Baustein in Anakins Geschichte, der mit ihrem späteren „Verlust“ eine weitere Niederlage hinnehmen muss; ein weiterer Grund sich an seine geliebte Frau zu klammern; ein weiterer Schritt Richtung Dunkelheit.

                                                    Ein Kritikpunkt an ihrer Beziehung besteht lediglich darin, dass es sich Dave Filoni, Lucas und die Autoren etwas zu einfach bei der Dynamik gemacht haben. Im Grunde nimmt Anakin während des Films einfach die Rolle von Obi-Wan ein. Plötzlich ist er der Besonnene, der Konservative, strikt nach Plan handelnde Jedi. Und Ahsoka nimmt einfach seine Rolle als unorthodoxe, freche Schülerin ein, die mit ihrem Übereifer manchmal richtig liegt, aber auch manchmal Fehler begeht. Das ist zwar insgesamt nett, beraubt Anakins Figur jedoch ein wenig die Identität und lässt ihn im Vergleich zu Episode II wie einen ganz anderen Menschen wirken. Darauf hätte man behutsamer aufbauen können.

                                                    Im Vergleich zum englischen Original hat die deutsche Synchronisation einen immensen Vorteil. Das waren so Momente in meiner Jugend, wo ich mich in die deutsche Snychronarbeit verliebt habe – Jede Figur aus den Prequels erhält exakt die Stimme, wie man sie aus den Filmen kennt. So gehört sich das. Und es hätte sich verdammt nochmal gehört, dass Hayden Christensen im Original die Stimme von Anakin hätte übernehmen dürfen. Schande.

                                                    Aus all den Gründen wird aus „Star Wars: The Clone Wars“ natürlich kein gänzlich anderer Film. Im Kern bleibt die Geschichte schon unterdurchschnittlich und man merkt einfach, dass dies nie ein Film sein sollte. Mit Blick auf die anderen Star-Wars-Filme und Serie bleibt der Film am unteren Ende und ist in seiner Gesamtheit ein netter Auftakt für kleine Fans. Aber vermutlich sollte dieses Projekt auch gar nicht erst separat betrachtet werden. Der Film ist so essenziell mit der Serie verknüpft, dass das wenig Sinn ergibt. Es gibt sogar chronologisch gesehen zwei Clone-Wars-Folgen, die vor den Ereignissen dieses Films spielen. Daher entspringt vermutlich der anknüpfungslose und hastige Start der Filmhandlung. Und trotzdem ist der Film nun das, was er ist. Er ist nicht großartig, aber ich habe meinen Frieden mit ihm gemacht.

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