Wahrscheinlich hält nicht jeder von euch die Nacht durch und verfolgt die Verleihung der 67. Primetime Emmy Awards. Diejenigen unter euch, die doch ab um 2:00 Uhr ihren Lieblingsserien und -schauspielern die Daumen drücken, werden von uns im Live-Blog auf dem Laufenden gehalten. Wenn ihr euch bis zum Beginn der Veranstaltung noch ein wenig die Zeit vertreiben wollt, könnt ihr euch hier noch einmal durch die diesjährigen Nominierungen wühlen. Ich setze mir schon einmal 'ne Kanne Kaffee auf und freue mich schon riesig auf später.
2:00 - Es geht los! Für Jon Hamm könnte dieser Abend auf zwei verschiedene Arten enden. Entweder er wird nach sieben Staffeln für seine grandiose Leistung in Mad Men doch noch belohnt oder er wird bockig die Faust heben und die Emmy-Academy verfluchen. Hoffen wir auf ersteres, denn verdient hätte er es allemal. Ich persönlich drücke in erster Linie Inside Amy Schumer und Jeffrey Tambor für Transparent die Daumen. Das sollten jedoch auch sichere Nummern sein, denn (Hand aufs Herz!) von der Konkurrenz ist niemand so stark gewesen. Wir werden sehen, wer die goldenen Statuen mit nach Hause nehmen darf. Ich wünsche uns allen viel Spaß. Jetzt ist erst einmal Andy Samberg dran.
2:15 - So löst man also das Problem mit der wenigen Zeit und den vielen Serien. Ein kleiner Seitenhieb auf die Oscar-Moderationen von Billy Crystal lässt den Verleihungsfan in mir kurz schmunzeln. Und ich wusste nicht, dass es so viele Sendungen über Ehefrauen gibt. Im Monolog gibt's ein paar halb fiese Witze und einen Gag auf die verwirrende Genre-Einordnung der Emmys. Jane Lynch taucht auf! Für mich die beste Emmy-Moderatorin der letzten Jahre. Aber gut, Andy wird das Ding auch rocken. Jeder bekommt sein Fett weg, ob anwesend oder nicht. Genau so haben wir das doch aber auch erwartet, oder?
2:20 - Amy Poehler und Amy Schumer vergeben den Emmy beste Nebenrolle in einer Comedyserie. Allison Janney nimmt den Preis das zweite Mal in Folge mit nach Hause. Außerdem hat sie jetzt insgesamt sieben Emmys im Regal stehen. Wie Samberg schon sagte, ist sie damit jetzt gleich auf mit Edward Asner. Verdient hat sie die Auszeichnung, denn ihre Leistung in der Sitcom Mom ist wirklich grandios.
2:25 - Anthony Anderson und Tracee Ellis Ross von Black-ish sagen uns gleich, wer den Emmy für das beste Comedy-Drehbuch bekommt. Doch zuvor sind die Autoren selbst dran und erzählen uns, was das schwierigste am Schreiben ist (mehr oder weniger ernsthaft). Als Gewinner stehen die Autoren von Veep - Die Vizepräsidentin auf der Bühne. Und wahrscheinlich wird das auch nicht das letzte Mal an diesem Abend der Fall sein.
2:30 - Ricky Gervais! Immer wieder gut vor einem großen Publikum. Er erzählt seine Emmy-Leidensgeschichte. Armer Kerl, aber mit Ryan Seacrest muss er sich wirklich nicht vergleichen. Der beste Nebendarsteller in einer Comedyserie ist in diesem Jahr an Tony Hale in Veep - Die Vizepräsidentin. Vor zwei Jahren stand er schon einmal für diese Rolle auf der Bühne. Aber warum gab es für ihn eigentlich nie einen Emmy für Arrested Development? Da läuft doch irgendwas nicht richtig.
2:40 - John Stamos und Gina Rodriguez sehen wirklich gut zusammen aus. Sie präsentieren die Gewinner für die besten GastdarstellerInnen. Zur fünten Staffel konnte Joan Cusack endlich den Emmy für Shameless gewinnen. Der beste männliche Gastdarsteller ist Bradley Whitford für seine Leistung in Transparent geworden. Zusammen überreichen die beiden den Emmy für die beste Comedy-Regie an Jill Soloway, die Transparent nahezu im Alleingang geschrieben und gedreht hat. Es hätte in diesem Jahr keine bessere Gewinnerin geben können. Sie bedankt sich nicht bei Gott, sondern bei der Göttin, und das mit Nachdruck. Wichtig und richtig. Ich verneige mich vor ihrer Leistung!
2:45 - Jimmy Kimmel erklärt seine Macht als Laudator. Niemand kann ihn aufhalten, eigentlich könnte er bestimmen, wer gewinnt. Anscheinend gibt es sehr schlechte Sicherheitsbestimmungen bei den Emmys, denn Kimmel konnte eine Schere mit auf die Bühne nehmen und den Namen aus dem Umschlag schneiden, um das Ergebnis selbst festzulegen. Den Emmy für die beste Hauptrolle in einer Comedyserie geht an Jeffrey Tambor in Transparent. Yeah! Tambor wirkt den Tränen nahe und bedankt sich bei der Transgender-Community für ihren Mut.
2:55 - Seth Meyers und Andy Samberg bedanken sich bei Saturday Night Live-Schöpfer Lorne Michaels für seine Arbeit als Boss und haben ihm eine Tasse mit dem Aufdruck "World's Best Boss" besorgt. Die darf er aber auch nur haben, weil Shonda Rhimes nicht vor Ort ist. Witzig! Meyers vergibt dann den Preis für die beste Hauptrolle in einer Comedyserie. Den Emmy in dieser Kategorie nimmt sie heute das vierte Mal in Folge entgegen. Damit ist für Amy Poehler der Zug abgefahren, denn Parks and Recreation hat die letzte Staffel hinter sich gebracht. Im Schlabberpulli gibt sie sich ihrem Schicksal hin.
3:00 - Keegan Michael Key und Jordan Peele küren die Beste Reality Competition Show. The Voice kann sich dieses Siegel nun das zweite Mal an die Schulter helften. Überraschenderweise gab es die Statue kein elftes Mal für The Amazing Race. Ich glaube, damit kann man vor Ort gut leben.
3:05 - James Corden freut sich, auf der Bühne zu stehen. Warum er das tut, spielt eigentlich keine Rolle.
3:15 - Terrence Howard und Taraji P. Henson blasen sich gegenseitig Zucker in den Po. Das Ergebnis ist der Emmy für das beste Drehbuch für eine limitierte Serie/einen TV-Film. Jane Anderson nimmt den Preis für Olive Kitteridge entgegen und die Musik drängt sie ziemlich schnell wieder von der Bühne. Es muss ja weiter gehen. Die beste Nebendarstellerin in einer limitierten Serie/einem TV-Film gewinnt Regina King für American Crime. Persönlich hätte ich den Preis Sarah Paulson gegönnt, die in diesem Jahr ihre beste Leistung in American Horror Story abgeliefert hat. Und das gleich mit zwei Köpfen. Dafür ist Regina King wenigstens auf putzige Art überrumpelt.
3:20 - Nachdem uns Andy Samberg seinen HBO-Zugang zukommen lassen hat, überreicht John Oliver den Emmy für die beste Regie bei einer limitierten Serie/einem TV-Film. Zuvor erklärt er uns, dass jede Serie eigentlich eine limiterte ist. Und irgendwie hat er ja Recht. Bevor wir diesen Ansatz jedoch zu Ende denken können, bekommt Lisa Cholodenko den Emmy für Olive Kitteridge. Nach ihrer Oscarnominierung für das Drehbuch von The Kids Are All Right der wahrscheinlich schönste Moment ihrer Karriere.
3:30 - Rob Lowe und Kerry Washington verleihen den Emmy für die beste Hauptdarstellerin in einer limitierten Serie/einem TV-Film. Frances McDormand bekommt den Preis für ihre Darstellung in Olive Kitteridge und hält ihre Rede so knapp, wie es nur geht. Der Emmy für die beste Nebenrolle in einer limiterten Serie/einem TV-Film geht an Publikumsliebling Bill Murray in Olive Kitteridge. Wirklich vollkommen unüberraschend.
3:35 - Andy Samberg präsentiert uns den roten Teppich, nachdem alle Stars im Microsoft Theater angekommen sind. Aber komischerweise sind Tatiana Maslany und Tony Hale noch immer dort und futtern liegengebliebenes Essen.
3:40 - Lady Gaga präsentiert vollkommen unemotional den Award für den besten Hauptdarsteller in einer limitierten Serie/einem TV-Film. Erneut macht Olive Kitteridge das Rennen und Richard Jenkins darf sich die Statue abholen. Doch vor seiner Danksagung erinnert er uns alle daran, dass die nette Frau, die ihm die Auszeichnung überreicht hat, Lady Gaga ist. Danke dafür!
3:42 Fred Savage! Seit Wunderbare Jahre war er für mich irgendwie verschwunden. Ganz passend dazu kündigt er Sendungen an, die in diesem Jahr ihr Ende gefunden haben. Tschüß, Jon Stewart! Auf Wiedersehen David Letterman! Nie wieder Boardwalk Empire, Sons of Anarchy oder Mad Men. Kein Two and a Half Men mehr und auch kein Parks and Recreation. Ich werde nicht alles vergessen, bin aber auch um viele Serien traurig.
3:45 - Der Emmy für die beste limitierte Serie geht ebenfalls an Olive Kitteridge. Das sollte für euch nun der letzte Wink mit dem Zaunpfahl sein. Seht euch das Drama an! Es ist wundervoll.
3:50 - Fun Fact: George R.R. Martin ist genauso alt wie die Emmys selbst!
3:55 - Mindy Kalings Stimme möchte man sofort einen Kräuterbonbon gönnen. Den Emmy für das beste Variety-Drehbuch geht an The Daily Show with Jon Stewart. Der neunte und leider auch letzte dieser Art für die eingestellte Show. Wir werden sehen, ob das Team um Trevor Noah eine ähnlich gute Leistung abliefern wird.
4:00 - Jane Lynch und Eric Stonestreet beleidigen sich grinsend auf der Bühne. Zusammen präsentieren sie den Award für die beste Variety-Sketch-Show. Der Emmy geht an Inside Amy Schumer. Das zweite Yeah! Ich könnte jetzt ins Bett gehen. Zum Glück gibt es seit diesem Jahr die Trennung zwischen Variety-Sketch- und Variety-Talk-Show. Sonst wäre diese wunderbare Sendung erneut im Schatten der Jon Stewarts und Stephen Colberts der Unterhaltungsbranche verschwunden.
4:05 - Colin Hanks und Will Forte landen auf der Bühne. Forte verrät sein Techtelmechtel mit Jimmy Kimmel hinter der Bühne. Interessant. Sie überreichen den Award für die beste Variety-Regie. Erneut geht das Ding an The Daily Show with Jon Stewart. Das riecht doch schon nach einem weiteren Sieg...
4:10 - LL Cool J verrät uns, welche Variety-Talk-Show im letzten Jahr die beste war. Natürlich ist es The Daily Show with Jon Stewart. Nach zwei Jahren The Colbert Report an dieser Stelle gewinnt die Daily Show somit den "Jon Stewart-Award" zurück. (O-Ton: Stephen Colbert) Stewart nutzt die Gelegenheit, um noch einmal sein Publikum mit Gags zu beliefern. Mit guten Gags! Und er sagt, dass wir ihn nie wieder sehen müssen. Jetzt bin ich ein bisschen traurig.
4:12 - Jaimie Alexander und Ben McKenzie verraten uns, dass Margo Martindale für The Americans und Reg E. Cathey für House of Cards als beste Gastdarsteller in einer Dramaserie ausgezeichnet wurden. Cathey überreicht den Emmy für das beste Drama-Drehbuch an D.B. Weiss und David Benioff für Game of Thrones. Das ist insgesamt der neunte Emmy für die Serie in diesem Jahr.
4:20 - Bruce Rosenblum, Kopf der Television Academy, präsentiert uns zwei Hoffnungen der Fernsehzukunft. Er betont, dass wir alle weiter an das Fernsehen glauben und es unterstützen sollen. Wir geben uns Mühe!
4:23 - Die Scream Queens Emma Roberts und Jamie Lee Curtis präsentieren den Emmy für die beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie. Für ihre Rolle als Crazy Eyes in Orange Is the New Black gewinnt Uzo Aduba erneut den Preis. Damit ist sie nach Allison Janney heute schon die zweite Schauspielerin, die mit einem Edward Asner-Rekord gleichzieht. Sie hat nun einen Emmy für dieselbe Rolle sowohl in der Drama- als auch der Comedy-Kategorie. Ihre Rede hält sie unter Tränen und geht uns bestimmt allen ans Herz.
4:26 - David Nutter kriegt den Emmy für die beste Drama-Regie für Game of Thrones. Somit hat die Serie genauso viele Emmys in einem Jahr gewonnen wie der bisherige Rekordhalter The West Wing. Sollte das HBO-Drama noch einen Award bekommen, ist Game of Thrones die neue Rekordserie. Und ganz so unwahrscheinlich ist dies gar nicht.
4:30 - Viola Davis präsentiert den besten Nebendarsteller in einer Dramaserie. Peter Dinklage bekommt den Preis für seine Darstellung des Tyrion Lannister in Game of Thrones. Vollkommen unvorbereitet sagt er, dass er nichts wäre ohne die guten Autoren. Zu glauben ist es ihm, stottert er sich doch ein bisschen was zurecht. Damit hat Game of Thrones nun den Rekord der meisten Gewinne einer Serie in einem Jahr gebrochen.
4:35 - Joan Rivers, Anne Meara, Wes Craven, Edward Herrmann, Leonard Nimoy und viele mehr. Wichtige Persönlichkeiten aus dem Film- und Fernsehgeschäft sind in diesem Jahr von uns gegangen. Den In-Memoriam-Einspieler zu Somewhere Over The Rainbow beendet Mr. Spock mit den berühmten Worten: "Live long and prosper."
4:45 - Die Comedy-Göttin der derzeitigen Fernsehlandschaft Tina Fey schwebt auf die Bühne und beweist sofort, dass ich sie zurecht so nenne. Sie überreicht den Emmy für den besten Drama-Hauptdarsteller. Jon Hamm! Geht doch! Stehende Ovationen für ein unfassbares Durchhaltevermögen. Jetzt muss Amy Poehler die Emmy-Loser-Party wohl alleine schmeißen.
4:50 - Adrien Brody übergibt den Emmy für die beste weibliche Hauptrolle in einer Dramaserie. Berechtigterweise geht die Auszeichnung an Viola Davis für ihre berechnende und kalte Rolle in How to Get Away with Murder. Sie ist die erste Woman of Color, die den Preis in dieser Kategorie gewinnt. Erst sieben Women of Color wurden in 67 Jahren Emmy Awards überhaupt in dieser Kategorie nominiert. Davis thematisiert dies in ihrer Rede und bedankt sich bei den Taraji P. Hensons und Kerry Washingtons in dieser Welt. Sehr gut, dass solche Momente auch für wichtige Aussagen genutzt werden können und auch wirklich werden.
4:55 - Die beste Comedyserie wird präsentiert von Film- und Fernsehlegende Mel Brooks. Nach fünf Jahren Modern Family in Folge bekommt nun endlich Veep - Die Vizepräsidentin die verdiente Auszeichnung. Die Bühne ist voll mit glücklichen Menschen. Es wäre ja auch schlimm, wenn es nicht so wäre.
5:00 - Tracy Morgan betritt unter stehenden Ovationen nach einem Jahr Abstinenz wieder die Bühne. Im Juni 2014 hatte er einen folgenschweren Unfall und musste sogar ins Koma versetzt werden. Humorvoll erzählt er, dass noch lange nicht weg ist. Heute überreicht er den Emmy für die beste Dramaserie. Der Preis geht an Game of Thrones. Mit zwölf Auszeichnungen geht die Serie erfolgreicher als jede andere zuvor aus dieser Veranstaltung. Die Entwickler der Serie beenden ihre Dankesrede mit den Worten "Thank you all for watching!" Recht haben sie. Denn lasst uns zum Schluss ein wenig arrogant werden: Ohne uns hätten die Leute in unseren Fernsehern nicht diese coolen Jobs.
Das war doch 'mal eine solide Veranstaltung. Andy Samberg hat der Gala ein wenig Biss verliehen, ohne dabei mehr als nötig über die Strenge zu schlagen. Und wenn wir ehrlich zu uns sind, haben auch die richtigen Leute gewonnen. Es gab vielleicht keine außerordentlich überraschenden Preisvergaben, aber das braucht es auch nicht, wenn wir uns doch alle irgendwie einig sind, oder? Und solange uns das Fernsehen genügend Abwechslung bietet, bleibt es doch ein guter Freund an verregneten (und auch so manchen sonnigen) Tagen, egal wer die güldene Trophäe am Ende im Schrank stehen hat.