Generationenwechsel an der Comedy-Front

24.11.2011 - 08:50 Uhr
Nimmt der Generationenwechsel an der Comedyfront an Fahrt auf?
moviepilot
Nimmt der Generationenwechsel an der Comedyfront an Fahrt auf?
22
7
Seit den Neunzigern hat sich einiges getan bei den Comedy-Stars. Ben Stiller, Adam Sandler oder Jim Carrey sind längst nicht mehr die Einzigen auf dem Markt. Junges Blut drängt nach vorn und präsentiert uns ständig neue Comedy-Geschmacksrichtungen.

Wer erinnert sich nicht gern an die Jahrtausendwende zurück? Neben Y2K und musikalischen Besonderheiten wie Limp Bizkit erinnern sich die meisten von uns sicher gern an Filme wie Verrückt nach Mary, Der Dummschwätzer, Waterboy – Der Typ mit dem Wasserschaden, Happy Gilmore, Old School – Wir lassen absolut nichts anbrennen, oder später Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy und Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich. Die großen Comedystars der Zeit hießen Adam Sandler, Ben Stiller, Owen Wilson, Chris Rock oder Jim Carrey. Zwischen einigen Comedians entwickelte sich ein auf College-Freundschaften beruhendes Netzwerk. Filme mit Ben Stiller waren oft auch Filme mit Owen Wilson, Jack Black, Luke Wilson oder Will Ferrell.

Regisseure wie Judd Apatow (Old School), die Farrelly-Brüder (Verrückt nach Mary) oder der hippe Wes Anderson (Die Royal Tenenbaums) gaben dem Kreis der Schauspieler, der ab 2004 als Frat Pack bekannt werden sollte, Gelegenheit zu gemeinsamen Auftritten. Auch heute noch stehen all die genannten Namen für Comedy-Qualität. Ben Stiller, Jim Carrey und Adam Sandler bringen immer noch jedes Jahr mehr oder weniger erfolgreiche Komödien auf die Leinwand.

Aber die Konkurrenz kommt, nur ist sie noch nicht ganz so groß. In Wie das Leben so spielt (Judd Apatow) geht es um einen ausgebrannten Comedian (Adam Sandler), der einem Jungkomiker (Seth Rogen) nach oben hilft. Mag der Film meine Lachmuskeln auch nicht besonders gekitzelt haben, eine Frage stellt sich mir doch: Ist das ein verspätetes Symbol für einen Generationenwechsel? Lasst mich diese Frage bejahen, ohne den Star-Rang des alten Frat Packs, das längst um Namen wie Paul Rudd oder Seth Rogen selbst erweitert wurde, schmälern zu wollen. Junges Blut ist in das Genre geflossen. Aber in Form von wem? Wen gibt es da an der Comedy-Front und was machen sie?

Herzensgute Stoner, Slacker und merkwürdige Teens
Vor vier Jahren kam Superbad heraus und hatte Michael Cera, Jonah Hill und Christopher Mintz-Plasse in den Hauptrollen. Auch Seth Rogen ist mit dabei und damit vereint der Film von Greg Mottola (Paul – Ein Alien auf der Flucht) zwei momentan auf der Leinwand beliebte Comedy-Stereoptypen. Mit Anklängen von Nerds und Schulaußenseitern weichen Michael Cera und Christopher Mintz-Plasse von den verpeilten oder ganz einfach übertriebenen Figuren von Ben Stiller und Adam Sandler ab. Auch mit dem ein wenig an Leslie Nielsen erinnernden Straight-Face-Humor von Will Ferrell und Steve Carell ist es nicht vergleichbar. Die Awkwardness hat ihre eigene Qualität an sich, kann aber nach einem Overload langweilig werden. Und wahrscheinlich ist der Punkt mit Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt, Year One – Aller Anfang ist schwer, Juno und generell dem frühen Jesse Eisenberg (Zombieland) schon überschritten. Letzterer spielt auch neben Aziz Ansari (Parks and Recreation) und Danny R. McBride im bald zu sehenden 30 Minuten oder weniger. Gerade der jetzt aufsteigende Aziz Ansari konnte den typischen Nahost-Stereotyp vermeiden und wirkt bei seinen Rollen wie ein echter, amerikanischer Vorstadtslacker.

Der zweite Typ wird über Schauspieler wie Seth Rogen, Hot Tub – Der Whirlpool… ist ’ne verdammte Zeitmaschine! oder Jonah Hill in Filmen wie Beim ersten Mal, Ananas Express oder Männertrip gefestigt. Heruntergefahrener Stoner-Humor, der auch ohne Bong auskommt. Auch Emma Stone konnte sich in dieser Zeit als Semi-Comedienne einen Namen mit Superbad, Zombieland, Einfach zu haben und kürzlich Crazy, Stupid, Love. machen. So neu sind diese Comedy-Schauspieler aber nicht. In Serien wie american-campus-reif-fur-die-uni konnten Seth Rogen oder auch der naiv-niedliche Jason Segel über Regisseur Judd Apatow erste Kontakte knüpfen und in die Sphären des Frat Pack hinaufblicken. Sich weit aus dem Fenster lehnend könnte man sagen, dass der Humor des fortgeschrittenen ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend sich zwar noch an alten Größen orientiert, aber mit vormals überzogenen Stereotypen kombiniert ist.

The Wild White Collar
In meinen Augen verlassen sich die aktuellen Comedy-Stars inzwischen wieder auf eine andere Nische. Bradley Cooper, Ed Helms und Justin Bartha sind in Hangover und Hangover 2 erfolgreiche Besserverdiener, ein wenig exzentrische Normalos in völlig eskalierenden Ausnahmesituationen. Zach Galifianakis fährt mit auf die Trips und nutzt sein… Penner-Image (z.B. in Gigantisch) als Vehikel für die unbescholtenen White Collars. Beide Modelle funktionieren. Kill the Boss folgte einer ähnlichen Formel, die die Saubermänner Jason Bateman (Arrested Development), Jason Sudeikis (Verrückt nach dir) und (weniger sauber) Charlie Day (It’s Always Sunny In Philadelphia) gegen ihre Chefs aufhetzte. Brautalarm mit der hervorragenden Kristen Wiig (Date Night – Gangster für eine Nacht) könnte man als weibliches Gegenstück betrachten, das sich unabhängig vom sonst eher männlich dominierten Markt abhebt. Vielleicht kann man die wilden White Collars als natürliche und frische Gegenbewegung zu den eher jung angehauchten Stereotypen von Seth Rogen oder Michael Cera sehen.

Vom Bildschirm auf die Leinwand
Ansonsten sind es für mich vor allem die Serien, die das größte Potential für neue Comedy-Stars bergen. Eastbound & Down mit Danny McBride (Your Highness – Schwerter, Joints und scharfe Bräute) bietet einen Comedy-Helden, der gleichzeitig stillos und stilvoll ist. Der schon erwähnte Charlie Day beweist sich in It’s Always Sunny In Philadelphia nicht nur als innovativer Kindskopf Charlie, sondern gleichzeitig auch als Miterfinder der Serie. Community bietet uns vor allem mit Danny Pudi, Gillian Jacobs, Ken Jeong (Hangover) und Donald Glover hervorragendes Zukunftsmaterial. Ein in größeren Filmen immer mal wieder auftauchender Charakterkopf mit selbstsüchtig-illusioniertem Image ist Ty Burrell aus Modern Family. Für die Nerds Jim Parsons (Ein Jahr vogelfrei!), Johnny Galecki, Simon Helberg und Kunal Nayyar aus The Big Bang Theory dürfte der Sprung auf die Leinwand sowieso kein Problem sein. Herr Bluth (Jason Bateman) und sein Sohn Michael Cera haben das sowieso schon geschafft.

Alles in allem entfernt sich die amerikanische Comedy zunehmend von ihren anfänglichen Lichtblicken, über von diesen geförderten Jungstars hin zu neuen und innovativen Newcomern, die ihren Hintergrund nicht selten in TV-Serien haben. Wer den Sprung zur wahren Ikone schafft, ist jetzt noch nicht abzusehen. Definitiv wird der Comedy-Olymp in ein paar Jahren anders aussehen.

Was denkt ihr darüber? Wer sind eure Comedy-Stars mit Potential?

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News